Endlich mal wieder gute Nachrichten von der Alters-Front: Der Mensch wird im Alter heiterer. Auch wenn ich persönlich glaube, dass es sich dabei wegen der vielen Wehwehchen und Gebrechen eher um Galgenhumor handelt, so gibt es an der neuen Studie nichts zu deuteln: Ältere können ihr Glück besser wahrnehmen. Weil sie wissen: Das Glück muss man in sich selbst suchen. Nur den Älteren ist klar: Glück ist das einzige, was man anderen geben kann, ohne es selbst zu haben.
Zurück zu dem wissenschaftlichen Versuch, bei dem sich 242 Freiwillige zwischen zwölf und 79 Jahren ganz viele Fotos mit ganz vielen Gesichtsausdrücken anschauen durften. Wie es in der Versuchsreihe dann weiter ging, habe ich nicht so genau verstanden. Aber es ist wohl so, dass es im Gehirn den mittleren präfrontalen Cortex gibt, der für die Kontrolle der Gefühle verantwortlich ist. Dieser Bereich arbeitet bei älteren Menschen intensiver, was dazu führt, dass Angstgefühle blockiert werden.
Und weniger Angst heißt nun einmal, dem Leben mehr abgewinnen zu können. So wie Josephine Belasco. Die Amerikanerin hatte keine allzu schöne Jugend und verließ die Schule ohne Abschluss. Dann, mit zarten 98 Jahren, erfüllte sie sich einen Lebenstraum und legte an der Galileo High School in San Francisco einen Schulabschluss ab, der sich gewaschen hatte.
Der staunenden Öffentlichkeit verriet Frau Belasco seinerzeit, sie habe "immer das Gefühl, etwas verpasst zu haben." Von ihrem mittleren präfrontalen Cortex erzählte sie vorsichtshalber nichts. Aber es ist doch klar: Erst dieser sensationelle Cortex hatte es ihr ermöglicht, der Schule angstfrei zu begegnen. Und, ganz ehrlich: Wer seinem Mathe- oder Physiklehrer angstfrei gegenüber treten kann, hat gewonnen und das Abitur fast schon in der Tasche.
Die Schulen und Unis sollten sich warm anziehen: Sie werden mit einem Ansturm von uns Alten rechnen müssen. Was passiert, liegt auf der Hand: Das Abi mit 100 wird zum Normalfall. Hoch lebe der mittlere präfrontale Cortex. Und natürlich unser neuer Freund, der Mathelehrer.