
Die Zeit rennt. Unerbittlich. Gestern noch jung und frisch, sind plötzlich alle uralt und feiern – als gäbe es eine geheime Absprache – ebenso runde wie hohe Geburtstage. Nehmen wir Benjamin Blümchen. Eine fast schon tragische Gestalt. Der Elefant wird in diesem Jahr 45 und glaubt allen Ernstes, noch immer Kleinkinder unterhalten zu können.
Seit einiger Zeit befinde ich mich in der Erschreck-Phase. Immer, wenn ich das Alter von jemanden höre, will ich es nicht glauben: Was, der ist schon so alt? Es geht sogar noch weiter: Manchmal sind Menschen ja auch schon tot – was ich aber glattweg bestreite. Bei Elvis war das schon immer so, jetzt kommen aber noch viele andere dazu. Dieter-Thomas Heck? Lebt nicht mehr? Kann nicht sein! Gestern noch moderierte er in der Blüte seines Lebens die Hitparade in Ihrem Zed-De-Eff. So einer stirbt nicht.
Ähnlich sieht die Sache bei Ulrich Wickert aus: Der Mann war irgendwie immer da. Das war auch gut so und irgendwie schien sich daran bis zur nächsten Eiszeit auch nichts zu ändern. Dann ging er doch in Rente. Inzwischen ist er frisch gebackene 80. Nicht zu fassen. Derweil die Tagesthemen von irgendwelchen Kindern moderiert werden, die keiner mehr kennt. Es wäre also nur fair, wenn es möglichst bald eine Senioren-Ausgabe der Tagesthemen geben würde, in der Dagmar Berghoff und Ulrich Wickert uns die Geschichten vom Ukraine-Krieg erzählen, ohne dass der Blutdruck zu sehr steigt.
Das Publikum wäre da, denn die Leute sind inzwischen einfach nur alt. Bill Clinton: 76. König Charles: 74. Martin Walser: 95. Vom Jungspund zum Grufti ist es ein erschreckend kurzer Weg. Bisher tröstete uns, dass es wenigstens so etwas wie Altersweisheit gibt. Wir also unglaublich runzelig, aber auch unglaublich schlau werden. Aber selbst das stimmt so nicht, wie schon Ernest Hemingway zu berichten wusste: "Wenn man altert, wird man nicht weise, sondern nur vorsichtig."
Mit aller gebotenen Vorsicht gibt es immerhin einen kleinen Trost: Glauben wir einfach fest daran, dass man nicht älter wird – sondern besser.