Ich weiß nicht, wovor ich mehr Angst habe: Dass mir jemand in der Straßenbahn seinen Platz anbietet. Oder dass einer "Alter Knacker" zu mir sagt. Ersteres habe ich ziemlich gut im Griff, weil ich nie Straßenbahn fahre. Das mit dem alten Knacker kann dagegen jederzeit passieren.
Wie ich einer Senioren-Zeitschrift entnehmen durfte, kommt der "alte Knacker" überraschenderweise nicht etwa von morschen Knochen, die ständig knacken. Vielmehr ist es so, dass die Redewendung auf die Herstellung von Flachs zurückgeht. Knechte, die zu alt für die Feldarbeit waren, mussten dereinst den Flachs auf eine Winde spulen. Damit bei der monotonen Arbeit niemand einschlief, wurde alle 60 Sekunden ein lautes Knacken erzeugt – weshalb die alten Männer irgendwann nur noch Knacker hießen.
Es kann übrigens gut sein, dass die Information über die alten Knacker gar nicht in einer Senioren-Zeitschrift stand – sondern im Internet. Da machen wir alten Knacker es uns immer mehr gemütlich. Aktuell bildeten die 50- bis 59-Jährigen mit 12,6 Millionen die Altersgruppe mit den meisten Internetnutzern. Und was altersmäßig darüber hinaus geht, holt ebenfalls minütlich auf.
Es gibt inzwischen sogar einen ganz neuen Trend: Oma und Opa sitzen wie früher immer noch gerne am Fenster – inzwischen haben sie aber den Computer neben sich und schreiben in einem Blog auf, was sich so vor dem Haus tut. Was der Beweis ist, dass auch Senioren den modernen Zeiten durchaus aufgeschlossen gegenüberstehen.
Mittlerweile sind des bei der Ü-70 Fraktion fast zehn Millionen, die das Internet nutzen. Auch was die Intensität der Nutzung anbelangt, stehen die Älteren den Jüngeren in nichts nach – täglich online zu gehen gehört dazu wie der Gang zur Apotheke.
Das sind doch überaus erfreuliche Zahlen. Allerdings sollen auch die Probleme nicht unter den Teppich gekehrt werden. Deshalb die ganz, ganz dringende Bitte an die Computer-Hersteller: Es wäre schön, wenn alle 60 Sekunden ein lautes Knacken ertönen könnte.