Ein Drama der Weltliteratur bietet der Theaterring seinen Mitgliedern und allen Theaterinteressierten am Mittwoch, 16. Januar um 19.30 Uhr im Kurtheater. In seinen "Geschichten aus dem Wiener Wald" machte Ödön von Horváth 1931 im letzten Stück der 33. Spielzeit ein ungebildetes junges Mädchen zur Heldin eines Dramas und zeigte, dass es Tragik auch auf der Ebene der Kleinen Leute gibt. Genau dieselbe Absicht verfolgte Arthur Miller 1949, indem er seinen Willy Loman (low man = Kleiner Mann) ins Zentrum eines Dramas stellte. Miller (1915-2005) gehörte zu den amerikanischen Autoren, die nach dem Zweiten Weltkrieg an die progressive Literaturtradition der 1930er-Jahre anknüpften. Der in den USA und Europa äußerst erfolgreiche "Meister der Sozialtragödie" brachte stets zeit- und gesellschaftskritische Themen auf die Bühne. Sie offenbarten neben der beklemmenden Aktualität auch Millers humanistisches Anliegen von Aufrichtigkeit und Zivilcourage.
Als "Der Tod eines Handlungsreisenden" 1958 ins konsumselige und vollbeschäftigte Wirtschaftswunder-Deutschland kam, wirkte es wie ein Bericht aus einer anderen Welt, aus dem fernen Raubtierkapitalismus der USA mit seinem typisch amerikanischen, bis zur Naivität optimistischen Helden. Loman glaubt an den "Amerikanischen Traum", dass jeder, der hart arbeitet, es auch zu etwas bringen wird. Er hat seine beiden Söhne Happy und Biff gemäß diesem Kleinbürger-Credo erzogen und ihnen beigebracht, dass materieller Erfolg der Königsweg zu Glück und Zufriedenheit ist.
Doch sind sie schon genauso gescheitert wie er selbst: Er wird nach all seinen aufreibenden Berufsjahren entlassen, weil er die Anforderungen durch die Veränderungen in seiner Branche nicht mehr erfüllen kann. Sein Sohn Biff hat die Lebenslügen des Vaters durchschaut und revoltiert gegen das bisher verehrte Familienoberhaupt; Loman kann seinen Traum auch in der Familie nicht mehr weiterträumen und sieht nur noch einen Ausweg.
Für seinen Autor Miller brachte das Familiendrama Erfolg; noch im selben Jahr wurde er dafür mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet und gehörte damit zum kulturellen US-Establishment. Und das auch beim Mainstream, als er 1959 die Sex-Ikone Marilyn Monroe heiratete. "Death of a Salesman" wurde mehrfach verfilmt; am bekanntesten ist die detailgetreue Version von Volker Schlöndorff (1985) mit Dustin Hoffman in der Hauptrolle des Willy Loman.
Den spielt in der Aufführung von Euro-Studio mit Riesenerfolg Helmut Zierl, der nach einigen Jahren am Sprechtheater seit 1979 in fast allen bekannten Serien im TV zu sehen war und ist: von Tatort über Traumschiff bis Rosamunde Pilcher . Willys Frau Linda spielt Stephanie Theiß, die auf der Theaterbühne als Schauspielerin und Sängerin agiert. Die Söhne Biff und Happy werden von den Brüdern Jonas und Paul Baeck gespielt. Die Inszenierung von Harald Demmer für Euro-Studio erhielt 2018 den 1. Preis der Inthega "Die Neuberin", was die Kissinger Fans sicher nicht erstaunt angesichts der immer hohen Qualität der Aufführungen beim Theaterring.
Karten gibt es wie üblich in der Tourist-Information im Arkadenbau, telefonisch unter 0971/804 84 44, online unter kissingen-ticket@badkissingen.de oder an der Abendkasse im Kurtheater.