Alois Tremer hat eine Sammel-Leidenschaft: „Ich habe schon immer alles aufgehoben“, sagt der 83-jährige Schreinermeister aus Sulzthal . Das habe sich herumgesprochen, deshalb kam im Laufe der Jahrzehnte jede Menge zusammen.
In Regalen und eigens gefertigten Vitrinen finden sich Zeugnisse vergangener Zeiten. Ein kleines privates Museum, das aber kaum jemand kennt. Dazu gehören auch jede Menge Banknoten : Millionen- und Milliarden-Scheine, zum Teil von Städten aus der Umgebung ausgegeben.
Werkzeug aus dem Jahr 1655
Das älteste datierte Sammelstück ist ein Büttnerwerkzeug aus dem Jahr 1655. Es stammt von seinem Großvater Franz-Karl Gößmann.
„Ich habe nichts hier drin gekauft, sondern alles so bekommen“, fasst Alois Tremer die Herkunft der Stücke zusammen. Zum Teil rettete er Gegenstände sogar aus dem Müll: Als das Nachtwärterhäuschen in der Hohen Straße vor dem Verkauf des Anwesens entrümpelt wurde, sei zum Beispiel das alte Signalhorn, eine so genannte Schalmei, im Müll gelandet.
Alois Tremer fragte, ob er es mitnehmen darf, und fügte es seiner Sammlung hinzu.
Zeugnisse der Familien- und der Ortsgeschichte
Entstanden ist dadurch ein eindrucksvoller Abriss der Orts- und Familiengeschichte . Unter anderem übertrug Alois Tremer hunderte Seiten Briefe von der Front nach Hause in lateinische Schreibweise.
Aber auch viele Gebrauchsgegenstände hat er aufgehoben, von hölzernen Butterfässern über mehr als hundert Jahre alte Sonnenschirme aus Stoff bis zu Werkzeugen oder nachgebauten Modellen von landwirtschaftlichen Maschinen.
Intensiv mit Geschichte befasst
Im Laufe der Jahre hat sich der 83-Jährige auch mit geschichtlichen Zusammenhängen befasst und dokumentierte die Ortsgeschichte, etwa die des Veteranen- und Kriegervereins, der von 1886 bis 1938 im Ort bestand.
Einige Stücke tragen die Zeichen ihrer Zeit, etwa die Pickelhaube von Rudolf Keller aus dem Kaiserreich.
Erschüttert über Rückkehr von Nazi-Gedankengut
Immer wieder ist auch das Hakenkreuz zu erkennen, Alois Tremer grenzt sich aber klar von der Ideologie der Nationalsozialisten ab. Im Gegenteil: Er sei erschüttert, dass rechte Parteien wieder im Parlament sitzen.
„Wir haben so lange Frieden wie noch nie in Europa“, sagt Tremer und ist erschüttert von Putins Angriff auf die Ukraine und der Geschichtsvergessenheit vieler Bürger.
Keine Sorge vor neuer Inflation
Keine Angst hat der 83-Jährige dagegen vor Inflation. „Die paar Prozent“ aktuell seien kein Vergleich zu 1923.
Und auch in der Familie sei die Geldentwertung nie groß Thema gewesen: „Wir hatten nie viel Geld, da konnte nichts kaputt gehen“, erzählt er lachend.