
Vor zehn Jahren begann Metzgermeister Richard Kleinhenz (66) in Unterleichtersbach mit ersten Versuchen zur Herstellung von Bio-Fleischwaren. Zwei Jahre später erhielt seine überregional bekannte Landmetzgerei Kleinhenz GmbH das offizielle Bio-Zertifikat. Heute ist das Unternehmen die einzige Bio-Metzgerei in der Rhön.
Auf die erfolgversprechende Idee zur Herstellung von Bio-Fleischwaren, deren Verkauf heute schon 80 Prozent des Jahresumsatzes ausmacht, war dem gelernten Landwirt und Metzger nach 30 Berufsjahren gekommen. Zunächst hatte er nach der Meisterprüfung als angestellter Metzger gearbeitet, bis er sich zehn Jahre später mit zwei Mitarbeitern auf dem elterlichen Bauernhof mit eigener Metzgerei und Schlachterei selbstständig machte. Das Geschäft mit konventioneller Ware lief gut, so dass Kleinhenz mit zuletzt vier Filialen die engere Region abdeckte. Die hauseigene Schlachterei wurde bald aufgegeben, der Betrieb auf heutige Größe erweitert und auf Zerlegen und Verarbeiten spezialisiert. Im Jahr 2007 erhielt Kleinhenz als erster Betrieb in Unterfranken die EU-Zulassung. Während dieser Jahre wurden die Filialen nach und nach wegen fehlender Fachkräfte geschlossen. Die Landmetzgerei Kleinhenz wandelte sich schrittweise zur Großmetzgerei mit heute 25 Mitarbeitern und spezialisierte sich im Vertrieb auf den nationalen Großhandel und Supermärkte, auf Großküchen sowie Hotels und Kliniken in der Region.
Damals sah Kleinhenz das wachsende Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein der Gesellschaft, verbunden mit der steigenden Nachfrage nach Bio-Produkten - auch in Großküchen , Schulen oder Kindergärten - , als Chance für sein Familienunternehmen. Doch zunächst einmal mussten im Biosphärenreservat Rhön zertifizierte Bio-Landwirte als Lieferanten sowie ein nach den noch strengeren Hygiene-Vorschriften zur Bio-Produktion arbeitender Schlachthof gefunden werden. Danach galt es neue Rezepturen zu entwickeln. "Nach Vorgabe der Europäischen Union wären 53 Zusatzstoffe für Bio-Ware erlaubt, wir verwenden aber nur 23 Zusatzstoffe", verweist Tochter und Geschäftsführerin Dr. Silvia Kleinhenz, gelernte Metzgerin und in der Fleischforschung promovierte Lebensmittelchemikerin, auf die wesentlich strengeren Kriterien des Vereins Naturland, in dem die Rhöner Landmetzgerei seit Jahren ebenso Mitglied ist wie im Verein Biokreis, dessen Richtlinien wie bei Naturland weit über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgehen.
"In den vergangenen Jahren ist bei uns der Anteil der Bio-Ware kontinuierlich gewachsen und wird noch weiter wachsen", sieht Richard Kleinhenz, der sich 2018 aus der Geschäftsleitung zurückgezogen hat, den damaligen Kurswechsel positiv bestätigt. Doch nicht der wirtschaftliche Erfolg war sein Motiv zur Bio-Herstellung. "Konventionell hätte ich ohne Ende und leichter wachsen können, Bio ist viel schwieriger."
Es war die Heimat- und Naturverbundenheit des Rhöner Landwirtssohns, der in einer Gesundheitsregion mit fünf Kurorten und vielen Heilwasserquellen aufwuchs. Trotzdem produziert Kleinhenz noch immer konventionelle Ware. "100 Prozent Bio ist momentan noch nicht möglich." Grund sind nicht nur die vielen Altkunden. "Auch der Bio-Kunde rechnet", weiß der Senior aus Erfahrung. "Es gibt eine Schmerzgrenze, weshalb wir gezielt kalkulieren müssen." Wichtigstes Unternehmensziel der Landmetzgerei Kleinhenz ist ohnehin nicht Wachstum und Gewinnmaximierung, sondern vor allem Bestandswahrung. "Uns reicht es, wenn unser Familienbetrieb in Zukunft wirtschaftlich arbeiten kann."