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Münnerstadt
Alle Verwaltungsräte treten zurück
Die Mitglieder haben in dieser Woche ihr Ehrenamt niedergelegt. Bürgermeister Helmut Blank betont, dass es das Kommunalunternehmen weiter geben wird.
Das war's. Die Verwaltungsräte Helmut Blank, Klaus Schebler, Hans Beudert, Michaela Wedemann und Thomas Meckel (von links) packen nach der Bekanntgabe ihres Rücktritts ihre Sachen zusammen.  Foto: Thomas Malz       -  Das war's. Die Verwaltungsräte Helmut Blank, Klaus Schebler, Hans Beudert, Michaela Wedemann und Thomas Meckel (von links) packen nach der Bekanntgabe ihres Rücktritts ihre Sachen zusammen.  Foto: Thomas Malz
| Das war's. Die Verwaltungsräte Helmut Blank, Klaus Schebler, Hans Beudert, Michaela Wedemann und Thomas Meckel (von links) packen nach der Bekanntgabe ihres Rücktritts ihre Sachen zusammen. Foto: Thomas Malz
Thomas Malz
 |  aktualisiert: 20.08.2022 01:35 Uhr
Das war zu viel: "Von allen Verwaltungsräten habe ich in dieser Woche Rücktrittserklärungen aufgrund der Vorfälle im Stadtrat bekommen", sagt der Vorsitzende des Verwaltungsrats von "Kultourismus im Schloss", Bürgermeister Helmut Blank. "Die Vorwürfe haben mich persönlich sehr getroffen, weil die Arbeit des Verwaltungsrats als hervorragend und vertrauensvoll zu bezeichnen war und ist." Dabei handele es sich um ein Ehrenamt, das nicht hoch genug zu bewerten sei. Die Verwaltungsräte werden ihre Ämter kommissarisch weiter bekleiden, bis sich neue Leute gefunden haben. Geschieht dies nicht, soll Kultourismus in eine andere Rechtsform gebracht oder wieder bei der Stadt integriert werden.


Schwere Geschütze

Am Montag hatten Teile der Stadtrats-Opposition bei der Erläuterung der Prüfberichte aus den Jahren 2010 bis 2013 schwere Geschütze aufgefahren. Die späte Prüfung sei "in hohem Maße skandalös" hatte beispielsweise Leo Pfennig (fraktionslos) gesagt. Noch im nicht öffentlichen Teil der Sitzung hatten daraufhin Verwaltungsräte angekündigt, dass sie möglicherweise zurücktreten werden. Am Freitag gaben sie ihren offiziellen Rückzug bei einem Pressegespräch gemeinsam bekannt.
Hans Beudert, einziger Nicht-Stadtrat im Gremium, sagt, dass er sich ja den Vorwürfen der späten Prüfung stellen würde, aber: "Wir haben uns auf die Aussage des Verwaltungsratsvorsitzenden verlassen, wonach beim Kommunalunternehmen ein Prüfungszeitraum von fünf Jahren zulässig ist." Das sei auch vom beauftragten Steuerbüro so bestätigt worden, wie Klaus Schebler anhand einer Notiz belegen kann. Es handele sich dabei um eine mündliche Aussage aus dem Bayerischen Kommunalen Prüfungsverband, erläutert der Bürgermeister. Er geht noch immer davon aus, dass das so stimmt.


Mehr Aufgaben erledigt

"Wir haben gewusst, dass wir ein Testat vorlegen müssen", sagt Helmut Blank. Aber: "Der Verwaltungsrat hatte zu jeder Zeit Einblick in die betriebswirtschaftlichen Auswertungen des KU", sagt Michaela Wedemann, die auch beruflich mit Wirtschaftsprüfern zu tun hat. "Wir hatten das Heft des Handelns immer in der Hand", ergänzt Helmut Blank. Vier Mal im Jahr wurde eingehend über die betriebswirtschaftlichen Auswertungen diskutiert. Die im Stadtrat angesprochene Erhöhung der Personalkosten habe durchaus stattgefunden, sagt Hans Beudert. "Weil auch die Aufgaben gestiegen sind."
Die schriftlichen Rücktritts-Begründungen der Verwaltungsräte aus dem Stadtrat ähneln sich. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit des Verwaltungsrats mit Teilen des Stadtrats sei nicht mehr möglich, meint Thomas Meckel. Er verweist darauf, dass die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben von Dr. Heinrich Schulte bestätigt worden sei. "Das Ehrenamt wurde in dieser Sitzung schwer beschädigt, ja mit Füßen getreten."


"Wie die größten Deppen ..."

Ähnlich sieht es Michaela Wedemann. "Egal, was wir als Verwaltungsrat in Zukunft beschließen, wir werden immer im Kreuzfeuer stehen, deshalb sehen wird als einzige Konsequenz den Rücktritt an." Und Klaus Schebler hat es satt, "dass wir dargestellt werden, wie die größten Deppen". Er betont noch einmal ausdrücklich, wie viel von Kultourismus bewegt worden sei und wie viel die Aktivitäten der Angestellten der Stadt gebracht habe. Dass es tatsächlich ein Ehrenamt war, machen sie an einem Beispiel fest. Eigentlich hätte den Stadträten im Verwaltungsrat Sitzungsgeld zugestanden. Aber nach einem ersten Treffen 2009 haben sie darauf verzichtet. Auch ein Grund, warum sie die Angriffe so verletzt haben.
"Mir tun die Personen bei Kultourismus leid", meint Hans Beudert. Den Angestellten seien viele Steine in den Weg gelegt worden. "Ich habe mir zur Aufgabe gemacht, sie zu unterstützen." Aber: "Als einziger Nicht-Stadtrat werde ich mein Amt im Verwaltungsrat niederlegen, weil die Zerrissenheit des Stadtrats immer stärkeren Einfluss auf die Arbeit von Kultourismus nimmt und so die gesamte Arbeit des Kommunalunternehmens permanent in Frage gestellt wird", begründet er seinen Schritt. "Dass dabei auch die Mitarbeiter für Grabenkämpfe zwischen den Parteien - egal welcher Couleur - instrumentalisiert werden sollen, ist nicht gutzuheißen." Die Basis für eine weitere Mitarbeit im Verwaltungsrat sei nicht mehr gegeben. Der Stadtrat (mit Bürgermeister) muss sich erst einmal im Klaren werden, welche Rolle er dem Kommunalunternehmen und damit Einrichtungen wie Kultur, Museum, Tourismus und Volkshochschule überhaupt noch zumisst." Er bedauere die Entwicklung sehr. "Vor allem auch wegen der Außenwirkung, die das wieder hat."
Der Rücktritt des Verwaltungsrates bedeutet aber nicht gleichzeitig das Ende von Kultourismus. "Wir alle werden kommissarisch weitermachen, bis sich ein neue Verwaltungsrat gefunden hat", betont Klaus Schebler. Sollte sich niemand finden, wäre auch das noch nicht das Ende. Man könnte Kultourismus in eine andere Rechtsform bringen, oder aber auch wieder bei der Stadt integrieren, was dann allerdings laut Wirtschaftsprüfer erheblich teurer wäre.


Klare Ansage

Bürgermeister Helmut Blank weiß nur eins: "Kultourismus wird eine Fortsetzung bekommen, und zwar zu 100 Prozent", sagt er und fügt hinzu, dass diese Aussage auch die Beschäftigten einschließt. Klaus Schebler bekräftigte, dass er als Tourismusreferent dem KU treu bleiben wird. "Das trifft auch auf mich als Kulturreferentin zu", bekräftigt Michaela Wedemann.
 
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Kommentare
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  • mkleren
    dass dies den Rücktritt aller Verwaltungsräte zur Folge hat? Vor allem, wenn sich die Verwaltungsräte sicher sind, alles richtig gemacht zu haben?
    Jeder Vorstand eines Vereins muss sich mit der rechtlichen Thematik beschäftigen. Niemand ist unfehlbar oder allwissend, aber soweit ich mich erinnern kann, gab es immer wieder Rückfragen zum Thema KulTourisMus, welche aber augenscheinlich bislang ignoriert wurden. Als diese jetzt wieder auf den Tisch kamen, soll plötzlich ein Vertrauensbruch vorliegen? Ist es nicht die Pflicht eines Stadtrates auf solche Sachen zu achten und bei Zweifel oder Unklarheiten nachzufragen?
    Wenn tatsächlich immer alles so offen dargestellt gewesen ist, wie von den Verwaltungsräten dargestellt, warum kam es überhaupt zu diesem Eklat?
    Jetzt die Flinte ins Korn zu werfen und den Schuldigen woanders zu suchen ist aus meiner Sicht der falsche Weg. Jetzt müsste erst recht zusammen gearbeitet werden, um etwas für Münnerstadt zu bewirken. Ein Mediator könnte helfen.
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