
Techno im Regentenbau? Elektronische Beats und eine fette Lasershow im altehrwürdigen hölzernen Max-Littmann-Saal? Zum Abschluss des Kissinger Winterzaubers ließ man sich zu diesem Experiment hinreißen und soviel vorweg: was für eine grandiose Show!
Alex Christensen steht bis heute wie kaum ein anderer für den Sound der 1990er Jahre. Er prägte die Jugenderinnerungen vieler. Und so war es kein Wunder, dass das Publikum in den Max-Littmann-Saal strömte, um an dieser nostalgischen Zeitreise teilzunehmen. Und Alex Christensen & The Berlin Orchestra lieferten eine spektakuläre und für Bad Kissingen so ungewöhnliche wie einmalige Zeitreise in die Musikwelt der 90er Jahre und begeisterten das ansonsten von der Klassik von Weltrang verwöhnte Kissinger Publikum.
Christensen prägt deutsche Musikindustrie
Der aus Hamburg stammende DJ und Musikproduzent Alex Christensen prägt bis heute die deutsche Musikindustrie wie kein anderer, so ist er doch verantwortlich für eine Vielzahl von Musikprojekten und deutschen Charterfolgen. Den Anfang nahm seine Karriere mit der Technoversion der Titelmusik zum weltweit erfolgreichen deutschen Spielfilm „Das Boot“ aus dem Jahr 1981.
Mit dem Remix gelang Christensens Musikprojekt mit dem Namen U 96 im Jahr 1991 ein erster Achtungserfolg, und es konnte sich erstmals ein Lied aus dem bis dahin völlig neuen Genre des Techno an der Spitze der Musikcharts platzieren. Selbstredend hatte er diesen Erfolgssong auch diesmal im Repertoire und sorgte so dafür, dass sich die Zuschauer aus ihren Sitzen erhoben und mitklatschten.
Die Hits der 1990er Jahre
Christensen ist sich seines Rufes bewusst, doch als Künstler zeigt er auch den Anspruch, seine alten Hits der 90er nicht einfach wie aus der Blechdose immer wieder gleich herunterzuspielen. Mit einem besonderen Gespür für sein Werk erdachte er sich das Berlin Orchestra, eine symphonische Besetzung, mit der er seine Hits ganz neu und an die moderne Zeit angepasst interpretiert.
Und hier schließt sich der Kreis. Denn, was hätte ein Techno-DJ der 90er schon im Regentenbau verloren? Doch zusammen mit seiner Orchesterbesetzung stellt er durchaus und berechtigt den Anspruch auf seinen Platz in der gehobenen Konzertwelt. Denn es war handgemachte Musik auf hohem Niveau. Die Musiker gaben ihr Bestes, um die knallenden elektronischen Beats an den passenden Stellen zu unterstützen, zu tragen und bombastisch erscheinen zu lassen.
Für die Kissinger war es teilweise ungewöhnlich
Nur das Kissinger Publikum wusste stellenweise nicht so recht, mit dieser neuen, für den Max-Littmann-Saal ungewöhnlichen, Situation umzugehen. So fühlte man sich einstweilen vor die Frage gestellt, ob man sich einfach von der Musik mitreißen lassen und stehend klatschen, tanzen und feiern darf oder brav auf dem Platz sitzenbleiben soll, wie man es von Konzerten in diesem Umfeld gewohnt ist. Der Saal entschied sich bei ikonischen Hits wie „Right Beside You“, „Wonderful Days“ oder „Sandstorm“ schließlich für ersteres.
Während Christensen die meiste Zeit hinter seinem DJ-Pult verbrachte und eine gewisse nordische Kühle ausstrahlte, waren es die Künstler im Gepäck des DJs, die den Abend zu einem musikalischen Highlight machten. So war es insbesondere die Sängerin Yasmin Knoch, auch bekannt unter ihrem Künstlernamen Yass, die viele der Hits interpretierte.
Songs gehören nicht zum alten Eisen
Alex Christensen zeigte mit der Neuinterpretation seiner Hits, dass er und seine Songs noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Ganz im Gegenteil: Er meistert grandios den Sprung in die Moderne, indem er mit einem guten Gespür für die Musik ein ganz neues Werk erschafft. Es war eine Zeitreise in die Jugend, so ganz und gar nicht verstaubt. Techno der 90er im Regentenbau? Ja, das funktioniert!
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