
„Es hat sich gelohnt!“ – ein Ausspruch, denn man am Wochenende bei den 32. Botenlauben Festspielen mehrfach hörte. Einerseits von Ludwig Metz als Vorsitzender vom veranstaltenden Reiterswies’ner Heimatverein, der mit einem zufriedenen Lächeln die Besucherzahlen und den Ablauf lobte.

Andererseits von den Besuchern, die neben dem sagenhaften Blick in die Rhön auch die vielfältigen Aktivitäten innerhalb der Burgruine nutzten, und schließlich von den Akteuren, die mit Speis und Trank, mit kultureller Vielfalt und bodenständigem Burgleben die über 2500 zahlenden Gäste begeisterten, zu denen noch die zahlreichen „Kinder unter Schwertlänge“ mit freiem Eintritt hinzukamen.

Blauer Himmel mit Sonnenschein waren die Garanten für ein Botenlauben-Wochenende, das bei allen Akteuren und den zahlreichen Besuchern Glücksgefühle auslöste.


Die Burgruine wurde in den drei Tagen einerseits zum Spielplatz für die vielen Kinder, die jeden Mauersims erklommen, am Lagerfeuer Stockbrot rösteten und im Armbrustschießen ihre Zielsicherheit bewiesen, und andererseits zum Unterrichtsraum für alle, die sich für die historischen Bezüge der Henneberger oder die Falknerei als damalige Jagdart interessierten, zur Freilichtbühne für die Kultur- und Kunstliebhaber, zur Arena für die Fans kräfteraubender Kampfszenen und zum Laufsteg für die vielen Gäste, die mit ihrem eigenen Outfit dem Mittelalter huldigten.

In Jeans und Windjacke war man zwar für die mehrstündige Wandertour entlang der Wehrmauer, durch den oberen Burghof, hinab zur Turnierwiese, durch den Burggraben und hinauf zum Wehrturm gerüstet, aber man fühlte sich ob der Burgfräulein, der Ritter in ihren Rüstung, den Marktfrauen, den Sarazenen oder dem fahrenden Volk „undressed“, also unpassend gekleidet.

Dieter Popp aus Kitzingen – alias „Dietrich Bärentod Trabant“ – brachte es auf den Punkt: „Ich würde mich freuen, wenn die Kissinger sich durch ihre Kleidung mehr mit dem Botenlaubenfest identifizieren.“ Zusammen mit seiner Ehefrau Gabriele Popp – alias Freifrau Gabriele von Mainsond – besuchte er in den letzten Jahren viele Mittelalter-Veranstaltungen, nur in Reiterswiesen waren die beiden noch nie.
Ein dickes Lob gab es für die Veranstaltung, verbunden mit dem Versprechen: „In zwei Jahren sind wir wieder dabei.“

Der schwarze Ritter in seiner 25 Kilogramm schweren Rüstung und Freifrau Gabriele waren bei ihrer Tour durch die Anlage nicht nur ein Hingucker, sondern auch ein beliebtes Fotomotiv. Auch drei junge Damen aus Schweinfurt nutzen die Burgruine, um ihr Faible für das Mittelalter auszuleben, wobei nicht nur eine phantasievolle Verkleidung zwischen Robin Hood und „Herr der Ringe“ dazu gehörte, sondern auch das Handy, um in den sozialen Medien ihren Besuch zu dokumentieren und zu inszenieren.
Gesundes und Wissenwertes
Doch auch alteingesessene Burgbewohner zeigten ihre Begeisterung – so die beiden Kräuterfrauen, die in ihrem Stand viel Gesundes und das Wissen von Hildegard von Bingen anboten und dabei die Authentizität der Veranstaltungen auf der Botenlaube betonten: „Wir sollen weder Uhren noch Brille tragen, die gab es damals noch nicht.“

Das abwechslungsreiche Programm erforderte von den Gästen eine gute Kondition, denn die einzelnen Aktionen waren über das ganze Areal verteilt. Mal lockten die wilden Schwertkämpfe der Fechtgruppe „Vitikovci“in den östlichen Burggraben, mal zog Knud Seckel als „Graf Ottos Minne“ mit Liedern des Botenlaubers die Gäste in den Rüsthof, mal wurde die Sage um die Klosterkirche in Frauenroth als Erzähltheater inszeniert, mal waren es Gaukler und Jongleure, die um Aufmerksamkeit buhlten.

Guten Zuspruch hatte auch der Zünfte-Markt am Fuße der Burg, auf dem Wolliges für den Winter oder Hölzernes für das rustikale Mahl feilgeboten und der Nachwuchs mit der richtigen Grundausrüstung – also Schild, Schwert oder Armbrust – für den weiteren Rundgang ausgestattet wurde.

Mit dem Freilichtspiel „Graf Otto – vom Schwert zur Minne“ wurde der östliche Burggraben zur Naturbühne umfunktioniert. Die neue Inszenierung von Andreas Schwarzkopf zum Leben des Kreuzfahrers und Minnesängers Graf Otto und seiner Gattin Gräfin Beatrix von Botenlauben lockte viele Gäste, die jedoch am Samstag unter den Widrigkeiten der Naturbühne leiden mussten: Nur die ersten Reihen konnten dem Text der Darsteller folgen, für die hinteren Reihen wurde er vom Winde verweht oder ging in anderen Geräuschkulissen unter. Doch hinter den Kulissen wurde an der Technik gefeilt, so dass am Sonntag das Stück mit „mehr Power“ dargeboten wurde.

Der Applaus galt hier nicht nur den Hauptdarstellern, sondern allen 150 Akteuren aus den Reihen des Heimatvereins, die mit Herzblut als Hofstaat, Gesinde, Ritanswieser Bauern oder Gäste aus dem Orient die Burgruine zum Leben erwecken.

Doch auch die Helfer im Hintergrund sind wichtig, so Vorsitzender und „ Mädchen für alles“ Ludwig Metz , der mit seinem Vorstand und einem 15-köpfigen Team das Wochenende vorbereitet hatte. Dank 100 fleißiger Helfern am Bierstand, am Grill, an der Kuchentafel, in der Taverne oder am Backofen traf seine sonntägliche Befürchtung – „Wir werden überrollt!“ – angesichts von 1500 zahlenden Sonntags-Gästen und der „Schlangenbildung“ an den Kassen nicht zu. Sein Fazit am Sonntagabend: „Die 32. Botenlauben Festspiele waren eine entspannte Veranstaltung mit einer schönen Atmosphäre.“