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HAMMELBURG
Aktenführung ade
Von unserem Redaktionsmitglied WOLFGANG DÜNNEBIER
 |  aktualisiert: 11.12.2019 20:01 Uhr

Am Aschermittwoch ist im Hammelburger Standesamt zwar nicht alles vorbei. Aber es steht ein markanter Einschnitt ins Haus: Es endet das Papierzeitalter bei der Dokumentation von Geburten, Hochzeiten und Sterbefällen. Das Personenstandregister wird dann zentral via Computer bei der Anstalt für kommunale Datenverarbeitung (AKDB) in Nürnberg geführt.

In weiteren bayerischen Gemeinden läuft die Umstellung. Bis 2014 muss sie abgeschlossen sein. Für Bürger ändert sich nichts. Sie bekommen weiter ausgedruckte Urkunden mit nach Hause.

Im Rathaus belegen bisher Bände in Blechschränken Geburten, Hochzeiten und Sterbefälle. Jeder Hammelburger samt der Stadtteile ist irgendwie gelistet. Und dies seit 1876.

In geschwungener Sütterlin-Schrift mit in Tinte getauchter Feder hat sich mancher Standesbeamter anfänglich bei der Verwaltung der Wechselfälle des Lebens verwirklicht. Aktuelle Beurkundungen laufen mit einem nüchternen Computerausdruck. Nur die Unterschrift des Standesbeamten ist noch handgemacht.

Auch die braucht beim Zentralregister nicht mehr. Die Standesbeamten „unterschreiben“ vor dem Senden der Daten mit einer Chipkarte, die sie ins Kartenlesegerät schieben.

Dieter Densch und Stefan Stöth sehen die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Brauchte jemand die Bestätigung einer Geburt, gingen sie bisher an den Schrank und blätterten. Erst jüngst riefen wieder zwei US-Amerikaner in Sachen Ahnenforschung an. Wenn andere Gemeinden Auskunft wollen, kommt ein kleiner Dienstvorgang in Schwung.

Künftig können alle bayerischen Gemeinden ins zentrale Register schauen. „Das spart Arbeit“, sagt Densch, um gleich auf Einschränkungen hinzuweisen. „Papier hält still“, schließt er Computerpannen auch in der Zukunft nicht aus. Außerdem spielt der Föderalismus einer weiteren Rationalisierung einen Streich. Zwar hätten alle anderen Bundesländer die zentralen Register schon eingeführt. „Wir sind die letzten“, sagt Densch. Weil die Systeme unterschiedlich sind, könne man sich keinen Überblick über die Erstellung einer Geburtsurkunde in Hessen verschaffen, bedauert er. Ganz komfortabel wäre es, wenn auch alte Beurkundungen im Netz abgespeichert würden. Doch die Nacherfassung sei fehleranfällig und personell kaum zu stemmen.

Vor allem Großstädte würden von der Neureglung profitieren. „Da gibt es ganze Häuser zur Unterbringung des Personenstandsregisters“, weist Stefan Stöth auf umfassende Archive hin. In Hammelburg werde man für Behördenrecherchen untereinander rund 2500 Briefe einsparen.

Die bisherigen Standesamts-Akten bleiben den Amtsstuben erhalten. „Kinder sind immer ganz begeistert, wenn sie die alten Schriften sehen“, berichtet Dieter Densch. Mit Computerdaten ist kein Staat zu machen.

Anschaulich sieht man mit einem Blick in die Schränke etwa, dass seit 2006 bis auf ein paar Hausgeburten keine Geburten mehr dokumentiert sind. Seinerzeit schloss die Geburtshilfe am Krankenhaus.

Unbegründet scheint die Sorge, ein Computerabsturz könnte Existenzen auslöschen. Bei der AKDB werden Sicherungskopien gespeichert. Bisher war auch das naheliegender gelöst: Zweitbücher des traditionellen Personenstandsregisters werden beim Landratsamt aufbewahrt.

 
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