Nicht in die Vergangenheit, sondern in die Gegenwart griff diesmal die Zeitzeugenreihe "Erlebt - Erzählt". Eine Ausnahme wie Stadtbibliotheksleiterin, Karin Wengerter, bestätigte. " Doch gibt es in der Saalestadt so viele interessante Menschen, die wir vorstellen wollen", fügte sie hinzu und präsentierte, gemeinsam mit Moderator Ernst Stross , die Vorstandsmitglieder der "Afrika-Hilfe Franken", Reinhard Beichel und Uwe Tobaben.
Ziel der 2005 gegründeten Afrika-Hilfe ist es,für möglichst viele Kinder und Jugendliche in Afrika die Grundlage für ein selbstständiges und unabhängiges Leben zu schaffen. Die Basis dafür bilden vorschulische und schulische Ausbildung. In Kooperation mit Behörden und sozialen Einrichtungen in Tansania gelang es der Freiwilligen-Vereinigung vier Kindergärten und eine Schule zu errichten und diese sogar zu erweitern. Dazu addierten sich weitere Leistungen wie eine Brunnengrabung und der Bau von Personalunterkünften.
Stross erläuterte eingangs die Geografie des schwarzen Erdteils und die Lage Tansanias. Er schilderte in seiner Einleitung auch soziografisch-politischen Marksteine des riesigen Kontinents, den sich einst Europa in Form von Kolonien teilte, ausbeutete und versklavte.
Wie kommt man zu der Idee mit äußerst bescheidenen Mitteln in Afrika helfen zu wollen? Tobaben bereiste vor 33 Jahren erstmals Marokko, wo ihn das "Afrika-Fieber" packte und nicht mehr losließ. Heute zählt er 40 afrikanische Staaten, die er besuchte. Auf eine Anfrage von Pater Beda , ein Hammelburger der in Tansania missioniert, ob man helfen könne, entschloss sich der Schatzmeister der Afrika-Hilfe zur Mitarbeit.
Die erste Fahrt ins ferne Kilimahewa absolvierte er mit den Range Rover - eine Strapaze von 14 500 Kilometer durch die Sahara in elf Wochen. Eine Luftfracht wäre zu teuer gewesen. Er half beim Bau des dortigen Kindergartens und fuhr jährlich mehrmals zu Afrikas Ostküste, um Schulmaterial für die Kinder und Spenden zu überbringen. Doch die Spenden wurden mit der Zeit weniger.
Nach Gründung der Afrika-Hilfe legte diese den Schwerpunkt auf finanzielle Unterstützung. Die Kosten für den laufenden Betrieb, Schulbekleidung, Lernmittel, medizinische Grundversorgung und das tägliche Essen sind inzwischen durch Mitgliedsbeiträge, den Erlös aus Kleidersammlungen und den Verkauf afrikanischer Handwerkskunst auf den Märkten sowie durch Patenschaften gesichert. " Presseberichte halfen die Spendenbereitschaft zu steigern", lobte Tobaben.
In dem von zahleichen Fotos begleiteten Bericht gab auch Reinhard Beichel seine Eindrücke wider, der mit dem Pfarrgemeinderat vor zwölf Jahren erstmals das Land am Kilimandscharo besuchte. "Ich hatte ein großes Gefühl der Unsicherheit zwischen Moskitonetz und Dusche aus dem Regenwassertank", gestand er. "Ich schloss mich der Afrika-Hilfe an, um die Projekte zu unterstützen. 80 Kinder in einem Klassenzimmer, die sogar ihr eigenes Wasser mitbringen mussten - das kann nicht sein", bedauerte er die Zustände.
Zur Freude beider Volunteers bestätigt sich, dass Kinder aus dem konfessionslosen Kindergarten besser geschult sind als andere. Sie können schreiben, lesen und lernen Englisch. Die Warteschlange ist lang. Da inzwischen Schulpflicht im Lande herrscht, das dreimal so groß wie Deutschland ist, stehen noch etwa 120 Kinder parat. "Wer zuerst kommt, malt zuerst. Es geht leider nicht anders", sagt Uwe Tobaben, der weiß, dass Zeit in Afrika keine Rolle spielt.
Alles auf freiwilliger Basis
Um einen Kindergarten in Tansania zu bauen, brauchen die Initiatoren rund 15 000 Euro. Im Vergleich zu Deutschland eine winzige Summe. Der eingetragene Verein verfügt aktuell über 60 Mitglieder und erhält inzwischen "Spenden in beträchtlicher Höhe", wie Reinhard Beichel wissen lässt. "Wir haben keine Verwaltungskosten und müssen keine Löhne bezahlen, weil wir auf freiwilliger Basis arbeiten", merkt er an.
Die Projekte in Tansania sind in trockenen Tüchern. "Wir leisten die Hardware, die Gemeinde vor Ort muss das Weitere übernehmen", sagt Beichel. Doch das ist für die Afrika-Hilfe kein Grund die Hände in den Schoß zu legen. Das Nachfolge-Projekt läuft bereits - in der Westsahara, wo sich fünf große Flüchtlingslager befinden. Hier engagiert sich der Verein bei der Instandsetzung eines Krankenhauses, das die Helfer in einem Lager in erbärmlichem Zustand vorfanden.
Der Dank von Bibliotheksleiterin Wengerter in Form eines Weinpräsents war eine kleine Anerkennung für die detaillierte Schilderung einer Gruppe von Idealisten, die nicht nur von ihren humanen Zielen redet, sondern sie auch umsetzt. In Wirklichkeit verdient diese Aufgabe viel mehr - nämlich allerhöchsten Respekt.
Spenden für die Afrika-Hilfe sind auf das Konto DE 41 7933 0111 0000 310058, BIC: FLESDEMM beim Bankhaus Max Flessa KG möglich.