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Bad Kissingen
AfD-Mitglied Behr: Junge Frau zur rechten Propaganda missbraucht?
Recherchen der Frankfurter Rundschau ergeben, dass der AfD-Bezirkstagskandidat offenbar die Arglosigkeit des Video-Models ausnutzte.
'...hier finden Sie die Wahrheit, das was Ihnen die Lügenpresse verschweigt.' - so heißt es auf deutschland-report.de. Als Chefredakteurin wurde Mirjana Vadzid. Nur: Die Frau, die im Foto zu diesem Namen zu sehen war, wusste davon nichts. Foto: Screenshot deutschland-report.de       -  '...hier finden Sie die Wahrheit, das was Ihnen die Lügenpresse verschweigt.' - so heißt es auf deutschland-report.de. Als Chefredakteurin wurde Mirjana Vadzid. Nur: Die Frau, die im Foto zu diesem Namen zu sehen war, wusste davon nichts. Foto: Screenshot deutschland-report.de
| "...hier finden Sie die Wahrheit, das was Ihnen die Lügenpresse verschweigt." - so heißt es auf deutschland-report.de. Als Chefredakteurin wurde Mirjana Vadzid.
Susanne Will
 |  aktualisiert: 18.08.2022 10:25 Uhr

Jochen Behr war Bezirkstagskandidat für die AfD in Unterfranken. Der Mann aus Bad Neustadt, dessen Konterfei beim Wahlkampf auch im Landkreis Bad Kissingen hing, ist seit einigen Tagen Gegenstand der Recherchen der Frankfurter Rundschau (FR). So berichtete die Zeitung, dass Behr via der rechten Internetseite "deutschland-report.de" hinter der Verbreitung einer "AfD-Feindesliste" stecken soll. Jetzt legt das Blatt nach. Jochen Behr soll eine junge Frau zu rechten Propaganda-Zwecken missbraucht haben. Diese kündigte an, sich juristisch zu wehren.

In einigen Impressen rechter Seiten im Internet (laut FR schueler-melden-lehrer.de/Alternative Wählerinitiative Franken/FrankenReportTV) steht der Name Mirjana Vadzid - offensichtlich ein Fantasiename. Beim deutschland-report.de tauchte der Name als Chefredakteurin auf, vermutlich wurde er nach der Veröffentlichung der Recherchen der FR gelöscht.

Recherchen der Kollegen aus Frankfurt haben ergeben, dass die junge Frau keine Ahnung davon hatte, dass ihre Bilder und auch Videos , die sie als Werbeclips 2016 einsprach, "für rechte Propagandazwecke", so die FR, unter dem Namen Mirjana Vadzid verbreitet werden. Weiter existiere auf Facebook das Profil einer Tanja Schneider, auf dem ebenfalls das Bild der jungen Frau zu sehen sei, die für Unterstützung von Jochen Behr werbe.

Eine Redakteurin der Frankfurter Rundschau machte "Mirjana Vadzid" ausfindig und interviewte die bis dato offenbar ahnungslose Frau. Sie sei 2016 von "Franken Presse" - unter diesem Namen gibt sich Jochen Behr als Journalist aus - für ein Werbevideo engagiert worden. "Ich stimmte zu, und er schickte mir einen Text auf Deutsch, den ich in die Kamera sprechen sollte. Er zahlte mir dafür 40 Dollar", so heißt es in der FR.

Der Text sei komplett vorgegeben worden. "Mirjana Vadzid" äußerte sich auch zu "Massenmigration". Auf die Frage, ob der Text vorgegeben worden sei, antwortet sie "komplett". Sie sei nicht mit dem Thema Migration in Deutschland vertraut, lebe auch nicht in Deutschland, der Text gebe "nicht im Geringsten meine Haltung wieder", so die Gesprächspartnerin.

Ihr sei der eigentliche Inhalt nicht bewusst gewesen, außerdem habe sie damals nicht besonders gut Deutsch gesprochen. "Meine Aufgabe war es, den Text des Auftraggebers zu lesen. Ich habe das gemacht, um mein Studium zu finanzieren." Es sei ihr nicht klar gewesen, dass "meine Identität für eine solch bösartige Sache missbraucht werden" könnte. Nachdem die FR die Frau aufklärte, dass der Name, der unter ihren Fotos zu lesen ist, auf verschiedenen rechten Webseiten zu lesen ist, gibt die sich schockiert. "Ich habe ihn diesbezüglich nie autorisiert und bin völlig geschockt, dass er scheinbar die Kühnheit besitzt, so etwas zu tun."

Sie betont in dem Interview, dass "alles, was unter dem Namen Mirjana Vadzid geschrieben oder gesagt wurde, nicht meine persönliche Meinung widerspiegelt." Es tue ihr leid, wenn durch die Videos Menschen verletzt wurden. "Herr Behr hat mein Alter und die Tatsache, dass ich aus einem anderen Land stamme und somit wohl normalerweise nie den Fake gemerkt hätte, ausgenutzt. Deshalb werde ich rechtliche Schritte einleiten."

Jochen Behr war zu einer Stellungnahme nicht zu erreichen.

 
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