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Bad Brückenau
Zimmermann: Die Einzelkämpferin sagt Ade
Nach 15 Jahren verlässt Adelheid Zimmermann den Bezirkstag. Wie die Wahl-Brückenauerin diese Zeit erlebte und was sie sich für danach vorstellt.
Adelheid Zimmermann auf der Terrasse ihres Hauses, im Hintergrund das Kurstift-Hochhaus. Diese Woche ist die letzte der FDP-Frau im unterfränkischen Bezirkstag.       -  Adelheid Zimmermann auf der Terrasse ihres Hauses, im Hintergrund das Kurstift-Hochhaus. Diese Woche ist die letzte der FDP-Frau im unterfränkischen Bezirkstag.
Foto: Steffen Standke | Adelheid Zimmermann auf der Terrasse ihres Hauses, im Hintergrund das Kurstift-Hochhaus. Diese Woche ist die letzte der FDP-Frau im unterfränkischen Bezirkstag.
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 26.11.2024 12:25 Uhr

Adelheid Zimmermann kann es noch immer nicht fassen: Mit wie wenig Stimmen es ihr doch möglich war, als FDPlerin in den Bezirkstag einzuziehen. Und so 15 Jahre lang mitzugestalten. Diese Zeit endet diese Woche – Gelegenheit für die 74-Jährige, Bilanz zu ziehen.

In den Bezirkstag schaffen Kandidaten es über ein Direktmandat oder die Liste (siehe Infokasten). Adelheid Zimmermann gelang das stets über Letzteres. Vor fünf Jahren reichten der FDP 4,83 Prozent der Zweitstimmen für ihren einen Sitz, 2013 waren es gar nur 2,76.

Besonderer Bezug zur Region Unterfranken

Mit dem erstmaligen Einzug in den Bezirkstag 2008 erschloss sich Zimmermann eine Welt, die ihr sehr am Herzen liegt, die ein Lebensthema für sie darstellt: Gesamt-Unterfranken. „Das ist ein unheimlich interessanter Landstrich mit herausragender Landschaft, der Rhön, dem Spessart, dem Steigerwald. Es gibt Weinbau, schöne Wälder, viel Kunst und Kultur, viel davon jüdisch, und so viele Denkmäler wie in keinem anderen Regierungsbezirk“, sagt sie.

Zimmermann selbst kam in der Bezirkshauptstadt Würzburg zur Welt. 30 Jahre lebte sie dort, acht davon im historischen Mainviertel, mit Blick auf die Alte Mainbrücke und die Türme der Domstadt. Ihrer Heimatstadt fühlt sich die 74-Jährige noch sehr verbunden, auch wenn sie schon viele Jahre mit ihrem Mann Helge in Bad Brückenau lebt.

Karin Renner als Stellvertreterin ausgestochen

Ein Sitz im Bezirkstag – das klingt nicht nach viel. Doch Zimmermann spielte eine größere Rolle, als man denkt. In dieser Legislaturperiode fungiert sie als Zweite Stellvertreterin für den ebenfalls scheidenden Bezirkstagspräsidenten Erwin Dotzel ( CSU ). Diese Wahl gelang 2018 nur, weil Grüne, Freie Wähler , AfD , FDP , Linke und eine SPD-Bezirksrätin hinter Zimmermann standen. So ließ sie mit 12:11 Stimmen Karin Renner ( CSU ) als Vize-Kandidatin hinter sich.

Ansonsten war und ist der Bezirkstag nicht geprägt von Grabenkämpfen, im Gegenteil: „Der Austausch ist gut, wir stimmen auch fast immer mit eindeutigen Mehrheiten ab“, sagte sie bei früherer Gelegenheit. Der Bezirkstag sei nicht ideologisch aufgeladen. „Man darf auf der kommunalen Ebene nicht alle Leute in einen Topf werfen. Auseinandersetzungen kann man im Gespräch lösen.“

Ausschussgemeinschaft mit der Linken

Um sich mehr Gehör zu verschaffen, bildete Adelheid Zimmermann mit der Linken Angelika Strobel eine Ausschussgemeinschaft – auf Bundesebene undenkbar. Doch so konnte man insgesamt vier Sitze in Ausschüssen gewinnen – zulasten der CSU . Diese gewährte der Frau aus Bad Brückenau in früheren Perioden auch schon Ausschussvertretungen. Zusätzlich sprang ein Sitz im Bezirkstag heraus, wo Vertreter aller Regionen Bayerns zusammenkommen.

Zimmermann erinnert sich an „einige sehr nette Vertretungen“, die sie übernahm, vor allem im kulturellen Bereich: das Unterfränkische Volksmusikfest in Gerolzhofen, die Eröffnung der Synagoge in Veitshöchheim, der Ronkarzgarten in Gemünden, das Friedrich-Rückert-Museum in Oberlauringen.

Florian Kuhl wird Nachfolger

Die FDP-Frau im Bezirkstag beerben wird der noch nicht einmal 40-jährige Florian Kuhl aus Erlabrunn im Landkreis Würzburg. Traurig, nicht mehr berücksichtigt worden zu sein, ist die 74-Jährige nicht, schon wegen ihres Alters. „Man legt ein Besteck aus der Hand.“

Andere Dinge rücken in den Fokus, zum Beispiel Umbauten des eigenen Hauses. Auch hat Zimmermanns Mutter viel Geschriebenes hinterlassen, schwerpunktmäßig zum Würzburger Stadtteil Versbach, wo die Eltern eine Bäckerei betrieben. Zimmermann hat einiges davon ausgewertet, anderes auswerten lassen. Und mit den Erkenntnissen einen ortsgeschichtlichen Vortrag gehalten.

Noch drei Jahre Stadtpolitik in Bad Brückenau

Schließlich will die Wahl-Brückenauerin noch drei Jahre aktiv Stadtpolitik mitgestalten. Im Stadtrat sitzt sie seit 1990; ihr Mandat dort läuft bis 2026.

In ihrer letzten Woche im Bezirkstag will Zimmermann aber noch einen Vorstoß wagen. Es geht um Menschen mit Behinderung, die in Werkstätten oder sogar der freien Wirtschaft einen Arbeitsplatz gefunden haben. Die Frage ist, ob da nicht Ungerechtigkeiten bei der Rentenanrechnung entstehen. Vielleicht kann der Bezirk ja helfen.

 

Mehr zum unterfränkischen Bezirkstag lesen Sie hier:

 
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