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Nüdlingen
Achtung, Kröten!
Derzeit sind wieder zahlreiche Helfer unterwegs, die die Tiere sicher über die Straße geleiten. Schilder weisen Autofahrer auf die Stellen hin.
Verkehrsschilder weisen auf die Wanderung der Kröten hin. Björn Hein       -  Verkehrsschilder weisen auf die Wanderung der Kröten hin. Björn Hein
| Verkehrsschilder weisen auf die Wanderung der Kröten hin. Björn Hein
Bjoern Hein
 |  aktualisiert: 18.08.2022 22:50 Uhr
In diesen Tagen sind sie wieder zu sehen: Kröten wandern über die Straße, um zu ihrem Laichgewässer zu gelangen. An vielen Orten weisen Schilder den Autofahrer darauf hin, leider sind in diesen Bereichen oftmals überfahrene Individuen zu sehen, die ihre Wanderung mit dem Tod auf der Straße bezahlen mussten. Ein trauriges Ende für die Kröte.
Doch soweit muss es glücklicherweise nicht kommen: allerorten sind wieder zahlreiche Helfer unterwegs, die die Tiere sicher über die Straße geleiten. Zuvor wird ihr natürlicher Wandertrieb mit einem Amphibienzaun erst einmal beendet, anschließend werden sie eingesammelt und sicher über die Straße gebracht. Dann können sie ihrem Laichgewässer zustreben, wo die Weibchen zwischen 3000 und 6000 Eier ablegen. 500 000 Amphibien werden jährlich allein in Bayern von aktiven Helferinnen und Helfern des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) pro Wandersaison gerettet. Laut dessen Angaben verbringen die Freiwilligen pro Jahr an die 40 000 Stunden ihrer Freizeit damit, die Tiere zu retten.
Auch die Ortsgruppe Nüdlingen ist hier seit vielen Jahren begeistert aktiv. "Neben den Kröten werden durch die Maßnahmen auch Teichmolche und Grünfrösche gerettet", erklärt Helga Hein, die bei den Aktionen schon seit den 90er Jahren mitmacht. In diesem Jahr wurde der Amphibienzaun erstmals an der Ortsverbindungsstraße nach Hausen aufgestellt. "Heuer hat die Wanderung so spät wie noch nie eingesetzt", hat Helga Hein beobachtet. Dies sei allerdings auch kein Wunder: durch den Frost konnten die wechselwarmen Amphibien den Weg zu ihren Laichgewässern nicht eher antreten. Denn sie wandern dann am liebsten, wenn der Boden eisfrei ist, die Temperaturen bei ca. 8 Grad Celsius liegen und wenn es für sie angenehm feucht ist. Straßen sind dabei natürlich ein Problem für die Tiere. Da sie sich nicht schneller fortbewegen können und sie natürlich nichts von der Verkehrsgefahr wissen, fallen in jedem Jahr zahlreiche Kröten, aber auch Frösche und Lurche, den Autos zum Opfer. Da ist es ein Segen, dass es die Fangzäune gibt. Nachdem jahrelang die Erdkröten an der Bundesstraße Richtung Münnerstadt gesammelt und dann in den Mehrzweckteich gebracht wurden, wurde hier heuer kein Zaun aufgestellt. Die Anzahl ist zurückgegangen, von rund 650 Tieren auf 20 bis 30 Exemplare in den letzten Jahren. "Aus diesem Grund haben wir dort heuer auf die Aufstellung eines Amphibienzauns verzichtet", so Theo Hein. Da größere Wanderungsbewegungen auf der Ortsverbindungsstraße nach Hausen ausgemacht wurden, steht der Zaun in diesem Jahr dort. Er ist an die 280 Meter lang , finanziert wurde er von der Unteren Naturschutzbehörde und ist für die Amphibien ein wahrer Segen.
"Wir haben festgestellt, dass die Anzahl der überfahrenen Erdkröten zurückgegangen ist. Das freut uns natürlich", sagt Helga Hein.
Doch allein mit dem Aufstellen eines Zaunes ist es natürlich nicht getan: die Tiere müssen auch über die Straße gebracht werden. Hier arbeiten viele Helfer mit, mehrere Familien sorgen dafür, dass die Kröten das sichere Gewässer erreichen. "Eine Stunde nach Sonnenuntergang und vormittags ist dafür die beste Zeit, da die Kröten meist nachts wandern", erklärt Helga Hein. So konnten gemeinsam über 400 Tiere in die Eimer gesetzt und über die Straße gebracht werden. Der Arbeitsaufwand hält sich dabei in Grenzen - wichtig ist aber, dass es vor Ort Personen gibt, die diese Aufgabe übernehmen. Am Ufer des mäandernden Nudelbachs werden sie dann wieder ausgesetzt, um den Weg zum Laichgewässer, den ehemaligen Nüdlinger Klärteichen fortzusetzen. "Es freut uns sehr, dass in diesem Jahr auch einige interessierte Kinder und Jugendliche bei der Aktion dabei waren", so Helga Hein. Der Ortsgruppe des BUNDES ist es wichtig, gerade den Nachwuchs für das Thema zu sensibilisieren. Wenn der Laich abgesetzt ist, wandern die Kröten wieder zurück. Nach der Entwicklung der Kaulquappen und der Umwandlung zur Erdkröte dauert es dann bis ca. Juni oder Juli, bis der Nachwuchs wieder zurückwandert. Auch hier fallen viele Exemplare dem Verkehr zum Opfer. "Dagegen können wir aber nichts machen, da die Jungtiere sehr klein sind und sie einfach durch die Fangzäune schlüpfen würden", erklärt Hein. Hier kann man nur hoffen, dass sie sicher das andere Straßenende erreichen.
Für die Ortsgruppe ist der Erhalt der Krötenpopulation sehr wichtig. "Sie spielen im Ökosystem eine wichtige Rolle, hier muss man alles ganzheitlich betrachten", so Theo Hein. Die Kröten sind dabei gute Indikatoren, ob die Wasserqualität stimmt. Denn sie laichen nur dort, wo die Umweltbedingungen optimal für sie sind. Da die Wanderung der Kröten nur innerhalb von zwei oder drei Wochen stattfindet, ist es sinnvoll, wenn man als Autofahrer nach Möglichkeit in dieser Zeit die Strecken meidet. Das ist natürlich nur bedingt umsetzbar, aber gerade bei Ortsverbindungsstraßen sollte man die Möglichkeit in Erwägung ziehen, diese zu umfahren. Die Kröten werden es auf jeden Fall danken.
In den Schulen findet bereits seit langem eine Sensibilisierung für die Thematik statt. So wird das Thema "Amphibien" in allen Schulen in der sechsten Klasse durchgenommen. Hier erfährt man mehr über deren faszinierende Welt und ihre Lebensräume. Da die Wanderung für dieses Jahr abgeschlossen ist, werden die Zäune am Samstag abgebaut. Im nächsten Jahr werden sie dann wieder aufgestellt, denn der Ortsgruppe liegt das Überleben der Amphibien, die ein wichtiger Teil im Ökosystem sind, sehr am Herzen. Im Mai wird am renaturierten Bachlauf dann eine naturkundliche Führung stattfinden, der genaue Termin wird noch bekanntgegeben.
 
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