Das Warten hat sich gelohnt: Nachdem die Absolventenshow der Staatlichen Artistenschule Berlin bisher immer Ende Juli und damit eher am Anfang der Deutschland-Tournee im Langendorfer Zirkus Luna zu sehen war, gab es in diesem Jahr drei Vorstellungen gegen Ende der Tour. Dadurch saßen Choreografie, Zusammenspiel und artistische Einlagen deutlich besser.
Entsprechend begeistert bejubelten die jeweils rund 250 Besucherinnen und Besucher der drei Vorstellungen im Zirkuszelt an der Saale die zwölf Absolventinnen und Absolventen: Es war eine der stärksten Shows, die jemals im Langendorfer Zirkuszelt zu sehen war.
„Neu, frisch, erfrischend“
„Es ist jedes Jahr ganz neu, ganz frisch, ganz erfrischend“, stimmte Zirkus-Direktor Peter Bethäuser das Publikum auf die Show ein. Bethäuser holt die Absolventenshow der einzigen deutschen Artistenschule seit der Premiere vor rund 20 Jahren ins Saaletal. Für die erste Show habe er damals das Zirkuszelt sogar in den Garten des Hotels Ullrich in Elfershausen versetzt.
Bilderserie
Bei der Nachfrage, ob Besucherinnen und Besucher schon damals dabei waren, gingen tatsächlich einige Hände nach oben: Der Zirkus Luna und die Absolventenshow haben offenbar eine treue Fan-Gemeinde im Landkreis Bad Kissingen.
Sinne stehen im Mittelpunkt
Für die diesjährige Absolventenshow war zum ersten Mal Regisseur Karl-Heinz Helmschrot verantwortlich. Er sorgt für einen erzählerischen Rahmen, der stimmig Musik, Artistik, Information sowie auflockernde Elemente in der Manege miteinander verbindet.
Unter dem Motto „SENSEsation“ geht es im Programm um die Körpersinne. Das fängt bereits vor der eigentlichen Vorstellung an, wenn die Artisten mit verbunden Augen die Manege ausstatten und sich durchs Publikum tasten.
Rund um die Tiefensensibilität
Neben Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten steht allerdings ein „sechster Sinn“ besonders im Fokus: die Propriozeption oder Tiefensensibilität. Wie stehen Körperteile zueinander? Wie stehen wir stabil?
Diese Wahrnehmungen in Sehnen und Muskeln sind für Sportler und Artisten besonders wichtig. In der abwechslungsreichen Absolventenshow demonstrieren die zwölf Artistinnen und Artisten , zu welchen körperlichen Höchstleistungen der menschliche Körper fähig ist.
Salti über dem Schleuderbrett
Artistischer Höhepunkt und Abschluss ist dabei die Teeterboard-Vorführung von Nils Jansen, Ole Böhm, Vincenz Lang und Lukas Grabowski: Die vier jungen Männer katapultieren sich mit dem Schleuderbrett mehrere Meter hoch ins Zirkuszelt, zeigen Partnerakrobatik und Mehrfach-Salti.
Vertrauen und Körperbeherrschung demonstrieren Paula Kade und Sebastiaan Schlichter am Trapez: Die geschmeidigen Übergänge zwischen schwierigsten Übungen über der Manege wirken federleicht. Das Duo ist eine der zahlreichen Einzel-Vorführungen, die so in jedem Zirkus oder Varieté-Theater zu sehen sein könnten.
Kraft und Anmut am Flying Pool
Mit in diese Kategorie gehört auch Charlotte Fischer, die am Flying Pool, also einer frei hängenden Stange, Kraft und Anmut eindrucksvoll miteinander verbindet. An der feststehenden Stange zeigt Romy Haupt einen ästhetischen Poledance mit eleganten und kraftvollen Einlagen.
Eine der großen Überraschungen ist gleich zu Beginn die Peziball-Akrobatik von Fiona Rother, die sich spielerisch leicht aus dem Gemeinschaftsauftritt aller Artistinnen und Artisten entwickelt.
Grandioses Duo am Luftring
Höchste Körperbeherrschung zeigen Joana Lokaichuk mit ihrer Äquilibristik-Vorführung, Jana Vogel am Luftring, Marlene Ziechmann im Cyr Wheel sowie Charlotte Fischer und Marlene Ziechmann als Duo am Luftring.
Ganz unterschiedlich sind die Zweitauftritte der Artisten : Romy Haupt und Lukas Grabowski sowie Joana Lokaichuk und Vincenz Lang harmonieren jeweils perfekt bei ihrer Partnerakrobatik, Nils Jansen (Jonglage) und Ole Böhm (Cyr Wheel) sind auf dem Schleuderbrett deutlich stärker als bei den Solo-Nummern. Aufgefangen wurde das jedoch alles durch die stimmige Inszenierung von Karl-Heinz Helmschrot
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