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Bad Kissingen
Abschied: Erwin Full war jahrzehntelang für Staatsbäder im Kreis Bad Kissingen zuständig
Nach 32 Jahren im Staatsdienst hat Erwin Full heute seinen letzten Arbeitstag. Beim Rakoczy-Fest bleibt er als Max Littmann aktiv.
Erwin Full als Max Littmann verkleidet im Regentenbau. Foto: Barbara Herbst       -  Erwin Full als Max Littmann verkleidet im Regentenbau. Foto: Barbara Herbst
| Erwin Full als Max Littmann verkleidet im Regentenbau. Foto: Barbara Herbst
Ralf Ruppert
 |  aktualisiert: 17.08.2022 16:35 Uhr

Dutzende staatliche Bauprojekte hat Erwin Full in den vergangenen Jahrzehnten betreut, das Management- und das Info-Zentrum Oberelsbach sowie das Umfeld der Bad Kissinger Polizei-Inspektion entwarf der Architekt sogar selbst. Aber in seinem persönlichen Rückblick sticht die Zuständigkeit für die Staatsbäder im Landkreis Bad Kissingen ganz besonders heraus: Kursaal, Remise oder Fürstenhof in Bad Brückenau, Regenten- und Arkadenbau, Wandelhalle oder Luitpoldbad in Bad Kissingen . "Wenn ich diese alte Bausubstanz sehe, schlägt mein Herz höher", gerät er nach wie vor ins Schwärmen. Am Freitag, 24. Juli, hat Erwin Full seinen letzten Arbeitstag am Staatlichen Bauamt Schweinfurt.

Seine berufliche Laufbahn begann Full in einem Münchner Architektur-Büro . "Das war die optimale Schule", beschreibt der 65-Jährige die sieben Jahre dort, in denen er Wohnungen und Büros plante und baute. Unter anderem weil seine Frau Petra als Lehrerin nach Unterfranken versetzt wurde, wechselte Full 1988 in den höheren Staatsdienst (siehe Info-Kasten). Durch Verwaltungsreformen änderte sich die Bezeichnung der Behörden zwar drei Mal, aber: "Tatsächlich habe ich immer das Gleiche gemacht." Trotzdem gab es eine große Veränderung: "Der Trend ist, dass sich die Bauverwaltung von der Eigenplanung löst", berichtet Full. Das Staatliche Bauamt sei darauf angewiesen, immer öfter mit Privat-Büros zusammenzuarbeiten. Die Zeiten, in denen etwa das preisgekrönte Parkhaus hinter der Bad Brückenauer Remise noch selbst entworfen wurde, seien vorbei. Das bedauert der 65-Jährige: "Wenn man Architektur studiert hat, will man ja auch gestalten."

In den 1990er Jahren haben laut Full mehr als zehn Mitarbeiter von Bad Kissingen aus die drei Staatsbäder im Landkreis Bad Kissingen betreut. Besonders herausragend und prägend war für Full die Sanierung von Wandelhalle sowie Arkaden- und Regentenbau von 1998 bis 2005 für insgesamt 35 Millionen Euro. "Da gab es viele ganz spezielle Herausforderungen", erinnert sich Full. Unter anderem wurde der Max-Littmann-Saal in der Rekordzeit von zehn Monaten auf Vordermann gebracht: "Wir haben direkt nach dem Kissinger Sommer begonnen und mussten vor dem nächsten fertig werden", berichtet der 65-Jährige. Eine Absage des Festivals sei keine Option gewesen: "Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt."

Feste Rolle beim Rakoczy-Fest

In dieser Zeit entstand auch Fulls Wertschätzung für den Architekten Max Littmann . "Wir haben sieben Jahre saniert, Littmann hat das in zwei Jahren in der Qualität gebaut", wundert sich Full. Littmann sei nicht nur ein Pionier im Stahlbeton-Bau gewesen, sondern habe in Bad Kissingen einen Konzert-Saal geschaffen, der bis heute zu den besten der Welt zählt. Deshalb sagte Full auch sofort zu, als er 2013 zum hundertjährigen Bestehen des Regentenbaus gefragt wurde, ob er Littmann beim Rakoczy-Fest verkörpern wolle. Aus der einmaligen Rolle ist mittlerweile eine feste geworden, auch am kommenden Wochenende schlüpft Full wieder in die Rolle seines berühmten Berufskollegen, dessen funktionale und repräsentativen Gebäude Bad Kissingen bis heute prägen.

Fulls letztes Großprojekt in Bad Kissingen war der 41 Millionen Euro teure Umbau des Luitpoldbades zum modernen Behördenzentrum. Danach habe sich der Schwerpunkt auf Funktionsgebäude für die Bundeswehr verschoben: "Bauen für den Bund hat Vorrang", berichtet Full. Auch wegen dieser Umstrukturierung falle ihm der Abschied in den Ruhestand nicht besonders schwer. Der 65-Jährige freut sich auf mehr Zeit zum Werkeln und für Sport.

"Dein Herz schlug - für jeden hörbar - vor allem für die Aufgaben der Kurverwaltung", sagte Gerald Langer, stellvertretender Leiter des Staatlichen Bauamts Schweinfurt, zu Fulls Abschied. "Für Architektur, für das, wofür wir alle irgendeinmal angetreten sind, ist derzeit kaum mehr Raum", bedauert auch Langer in seinem Rückblick auf "eine wunderbare und sicherlich zunehmend mehr wundersame gemeinsame Zeit in der Bayerischen Staatsbauverwaltung". Laut Langer gibt es bislang noch keinen Nachfolger für Full.

 
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