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Bad Kissingen
900 Unterschriften für ein Bleiberecht: Cane Mazrekaj aus Bad Kissingen soll in den Kosovo zurück
Nach 30 Jahren soll Cane Mazrekaj Deutschland verlassen. Eine Demo in Bad Kissingen will ein Zeichen gegen die drohende Abschiebung setzen. Das ist seine Geschichte.
Nach 30 Jahren in Deutschland droht Cane Mazrekaj die Abschiebung. Am Dienstag, 25. Februar, findet um 16 Uhr eine Demo auf dem Marktplatz statt. Tanja Kronthaler steht ihm zur Seite.       -  Nach 30 Jahren in Deutschland droht Cane Mazrekaj die Abschiebung. Am Dienstag, 25. Februar, findet um 16 Uhr eine Demo auf dem Marktplatz statt. Tanja Kronthaler steht ihm zur Seite.
Foto: Marion Eckert | Nach 30 Jahren in Deutschland droht Cane Mazrekaj die Abschiebung. Am Dienstag, 25. Februar, findet um 16 Uhr eine Demo auf dem Marktplatz statt. Tanja Kronthaler steht ihm zur Seite.
Marion Eckert
 |  aktualisiert: 28.02.2025 09:50 Uhr

Die Ratlosigkeit steht Cane Mazrekaj ins Gesicht geschrieben. Fassungslos blickt er auf ein Schreiben der Ausländerbehörde am Landratsamt Bad Kissingen, das den Betreff trägt: „Ausreiseaufforderung und Androhung der Abschiebung “. Denn seine Fiktionsbescheinigung ist nur noch bis 31. März 2025 gültig. Eine solche wird ausgestellt, um den rechtmäßigen Aufenthalt eines Ausländers während der Bearbeitungszeit eines neuen Aufenthaltstitels zu gewährleisten.

„Was mache ich im Kosovo? Was macht meine Tochter allein in Bad Kissingen?“ Cane Mazrekaj versteht die Welt nicht mehr. Seit über 30 Jahren lebt er in Deutschland. „Zum Kosovo habe ich keine Verbindungen mehr. Meine Eltern sind verstorben.“ Einen Bruder hat er dort noch, sonst keine Kontakte oder Freunde.

„Ich spreche nicht mehr gut Albanisch“, sagt er und zuckt ratlos mit den Schultern. „Meine Heimat ist Deutschland. Ich lebe länger hier als im Kosovo.“ Er betont, sich in Deutschland nichts zuschulden kommen gelassen zu haben, was er mit einem polizeilichen Führungszeugnis nachweist, in dem es heißt: „Keine Eintragungen“.

Jahrzehntelanges Leben in Deutschland

1993 kam der heute 57-jährige Cane Mazrekaj aus dem Kosovo nach Deutschland und stellte einen Asylantrag. Aufgrund der damaligen Rechtslage erhielt er jedoch keinen Flüchtlingsstatus und auch kein dauerhaftes Aufenthaltsrecht. 1995 heiratete er eine deutsche Frau und wurde Vater einer Tochter.

Solange die Tochter minderjährig war, erhielt er wiederholt befristete Aufenthaltstitel, mal für fünf Jahre, mal für ein Jahr oder zuletzt nur für wenige Monate. „Ich wurde geduldet“, fasst Mazrekaj zusammen. „Bisher hat mir niemand erklärt, warum ich keine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung bekomme.“ Er habe immer gehofft, eines Tages eine solche zu erhalten.

Mahnwache gegen die Abschiebung von Cane Mazrekaj
Foto: Riccarda Rascher

Tochter braucht den Vater

Seit 2018 ist Cane Mazrekaj Witwer und sorgt für seine mittlerweile erwachsene, gesundheitlich belastete Tochter.

Die Ausländerbehörde wurde Ende Januar durch ein ärztliches Schreiben darüber informiert, dass die Tochter aus gesundheitlichen Gründen Unterstützung durch ihren Vater benötige.

Unterschriftenaktion für Mazrekaj

„Der Ausländerbehörde reicht das nicht“, erklärt Tanja Kronthaler, die sich gemeinsam mit Freunden und Bekannten für Cane Mazrekaj einsetzt. Ziel ist es, dass die Behörde diesen Härtefall anerkennt, auf eine Abschiebung verzichtet und ihm eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung erteilt. In den vergangenen Wochen wurden in Bad Kissingen Unterschriften gesammelt. Über 900 kamen bereits zusammen.

Cane Mazrekaj habe in den vergangenen 30 Jahren in Deutschland gearbeitet, meist als Hausmeister. Wegen gesundheitlicher Probleme gab es Phasen, in denen er Bürgergeld bezog. „Ich habe meinen fünften Bandscheibenvorfall in Folge“, berichtet er. Doch ab März könne er wieder arbeiten und habe sogar eine unbefristete Stelle in Aussicht.

Begründung der Ausländerbehörde

Im Schreiben der Ausländerbehörde, das der Redaktion vorliegt, heißt es, dass die familiäre Lebensgemeinschaft mit seiner Tochter und die damit verbundene Personenfürsorge die Voraussetzung für seinen bisherigen Aufenthaltstitel waren. „Mittlerweile ist Ihre Tochter volljährig. Weshalb eine Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis endet.“ Eine Verlängerung wäre nur möglich, wenn sie mit ihrem Vater in einer familiären Lebensgemeinschaft lebe und sich in einer Ausbildung befinde, die zu einem anerkannten schulischen oder beruflichen Abschluss führe.

Cane Mazrekaj steht vor einer ungewissen Zukunft – sein Bleiberecht wird derzeit geprüft.
Foto: Riccarda Rascher

Die Behörde weist darauf hin, dass eine familiäre Lebensgemeinschaft mit der Tochter derzeit nicht bestehe.

Drohende Wiedereinreisesperre

Zudem liege bei Cane Mazrekaj kein Härtefall vor, da dieser nur bestehe, wenn er im Ausland kein eigenständiges Leben mehr führen könne und auf familiäre Hilfe angewiesen sei, die nur in Deutschland erbracht werden könne. Da er nicht pflegebedürftig sei und seine Tochter ihn aufgrund ihrer eigenen Erkrankung nicht unterstützen könne, sei die Härtefallregelung nicht anwendbar.

„Ein anderweitiger Anspruch auf Verlängerung beziehungsweise Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis besteht daher nicht“, heißt es abschließend. Die Ausländerbehörde beabsichtige daher, den Antrag auf Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis abzulehnen, Mazrekaj zur Ausreise aufzufordern und im Falle einer nicht freiwilligen Ausreise die Abschiebung unter Festsetzung einer Wiedereinreisesperre von mindestens drei Jahren anzuordnen.

Bis zum 21. Februar hatte Mazrekaj Zeit, sich schriftlich zu äußern oder seinen Antrag „mangels Erfolgsaussichten“ zurückzunehmen und in den Kosovo auszureisen. Dort könne er ein Visum zur Erwerbstätigkeit nach der Westbalkanregelung beantragen. 

Um die Abschiebung zu verhindern, hat sich Cane Mazrekaj Rechtsbeistand genommen. Zunächst sei eine Fristverlängerung und ein Verfahrensaufschub beantragt worden.

Demonstration in Bad Kissingen: Am Dienstag, 25. Februar 2025, fand auf dem Marktplatz eine Demonstration von Freunden Cane Mazrekajs statt. „Abschiebung nach 32 Jahren – wir kämpfen zusammen! Cane ist hier zu Hause!“ lautete der Aufruf. Es waren etwa 20 Menschen versammelt.

Hier finden Sie eine ausführliche Stellungnahme der Ausländerbehörde.

 
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  • Martin Arold
    Eine Abschiebung könnte ich nicht nachvollziehen. Cane Mazrekaj und seine Tochter leben zu lange hier. Er 3 Jahrzehnte, seine Tochter 2. Deutschland ist seine Heimat. Er hat hier gearbeitet, sich integriert, Steuern bezahlt. Und trotz der langen Zeit wird er nur geduldet. Immer für 5 Jahre. Was für eine Farce! Artikel 1 GG "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Ich empfinde das menschenverachtend und ich schäme mich dafür wenn die Behörde/ unser Land ihn wirklich abschiebt. Ich kann mir vorstellen das es nicht ehrlich zugeht bei den Gründen, seine Tochter ist schon sehr lange krank, er hat viele Bandscheibenvorfälle, war krank konnte nicht arbeiten. Das kostet Geld und mit der Abschiebung hat man einen Kostenfall weniger. Ich vermute es, aber so richtig vorstellen mag ich es mir nicht. Wenn so jemand schon abgeschoben wird... Die Tochter ist Erwachsen, zwar krank, aber die braucht ihren Papa nicht mehr. Sie soll alleine klar kommen... Es wäre menschlich nicht nachvollziehbar.
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  • Emilie Krenner
    Was ich nicht verstehe- bereits nach 2 Jahren Ehe mit einer Deutschen hätte man die Einbürgerung beantragen können. Warum hat er das 23 Jahre lang nicht gemacht?
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Dieses warum hab ich mich auch schon gefragt. Ich lese aus dem Artikel heraus, dass Herr Mazrekaj ein einfacher solider Mensch ist und vielleicht nicht ganz so gewandt in Rechtsdingen.
    Es scheint hier genug Möglichkeiten für die Behörden zu geben, ein Verbleiben in Deutschland zu ermöglichen wenn man nur möchte.
    Aber die öffentliche Gier nach medienwirksam inszenierten Abschiebungen muss ja auch befriedigt werden.
    Mit Abschiebefantasien hat man Wahlkampf gemacht und ist sogar damit durchgekommen .
    Und jetzt trifft das zuerst die einfachen Leute ohne große Lobby.
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  • Emilie Krenner
    In dem verlinkten Artikel auf die Stellungnahme der Behörde steht etwas mehr. Man könnte schon zu dem Schluss kommen, dass der Fall seitens der Behörden durchaus wohlwollend geprüft wurde, aber an einigen Mitwirkungspflichten (auf die man hingewiesen hat) gescheitert ist.
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Ein langjähriger Bezug von Sozialleistungen wird in jedem einzelnen Fall geprüft und wenn diese Leistungen behördlich genehmigt waren und gezahlt wurden, dann wirds wohl eine Rechtsgrundlage geben, es sei denn, die Behörden hätten geschlampert.
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  • Robert Muthig
    Der Mann hat das Pech, dass er nichts verbrochen hat. Sonst dürfte er wohl bleiben.
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  • Franz Schröter
    Bestimmte Fälle gegeneinander aufzuwiegen bringt nichts.
    Es gibt Gesetze die zu befolgen sind.
    Egal, ob man sie für gut oder schlecht empfindet.
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  • Martin Deeg
    Gesetze sind nur so viel wert wie die Menschen, die sie anwenden.

    Und wenn sich die Rechtspraxis so wie hier von der Lebenswirklichkeit entkoppelt und einem auch noch mit fürstlichem Gestus erklärt wird, das seien nun einmal die "Regeln", dann werden Rechtsprechung und Gesetze irgendwann überhaupt nicht mehr akzeptiert.

    Auf dem Weg sind wir bereits. Der Rechtsstaat aber lebt von Akzeptanz.

    Diesen Mann "abschieben" zu wollen ist bizarr, rechtsfern und pure Willkür auf ganz kleiner Erbse.
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  • Heribert Mennig
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Norbert Dümpert
    Bei Frau Bär ist es sicher nicht ganz so wie bei Allen andern in der Politik: Nummer Eins: sind die eigenen Gehälter, Nr. Zwei: schnell befördert werden, Nr. Drei: was bleibt an Freizeit? Dann kommt erstmal nix. Dann irgendwann Nr. vier: sind die Bürger dran, jedoch nur um die Zeit einer Wahl. Bei Frau Bär wird die Jagt immer großgeschrieben, jedoch nie auf Personen die eigentlich abgeschoben werden sollten weil sie Straftäter sind. Leider wird da nur mit Worten gejagt, deshalb wird nie etwas daraus, leider.
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  • Waldemar Thurn
    Die Bär sehen wir erst in vier Jahren wieder.
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Stimmkreisabgeordnete Dorothee Bär MdB, hier können Sie zeigen, wieviel Ihnen an den Menschen Ihrer Region liegt!
    Das kann doch nicht das christlich soziale Fundament des Freistaates Bayern sein, was hier von den zuständigen Behörden signalisiert wird.
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  • Irmgard Engert
    Unglaublich - aber wahr!
    Auch wenn wir sonst vollkommen konträre Meinungen vertreten - hier stimme ich Ihnen zu 100% zu und wünsche von Herzen, dass Einsprüche und alles, was man tun kann, Erfolg hat.
    Frau Bär muss hier dringend tätig werden und dem Amtsschimmel Zügel anlegen!
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  • Norbert Dümpert
    Das zeigt doch wieder einmal wie stur der Beamtenapparat sein kann. Abschiebungen wo es dringend notwendig sein sollte werden wegen zuviel "Arbeit" aufgeschoben bzw. erst gar nicht in Angriff genommen. Nur wo es ohne viel "Arbeit" möglich ist, ohne das ein gewisses Gefühl eine Rolle spielt, abschieben zu Können da stürtzen sich die Beamten drauf. Wahrscheinlich um ihre "Daseinsberechtigung" bzw. "Wichtigkeit" zu Demonstrieren wird ein Fall in Dreißig Jahren immer wieder aufgerollt ohne zu Überlegen ob es nichts Wichteres in ihrem Bereich gibt. Hauptsache Sie gehen um 8 ins Amt -- um 9 Brotzeit -- um 12 Mittag bis 14 Uhr und schon beginnt die Vorbereitung für den Feierabend um 18 Uhr. Armes Deutschland, wir ersticken noch an der Bürokratie.
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  • Norbert Schwarzott
    Allen Beteiligten dieser Abschiebeaktion spreche ich die Befähigung ab die Verwaltung unseres Landes zu gestalten. Sollten Betroffene als Entschuldigung anführen sie würden nur gültiges Recht umsetzen tun sie mir nur leid. Ausserdem wurde diese Entschuldigung in unserer Geschichte schon häufiger verwendet.
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  • franz-peter potratzki
    Man muss sich schon heftig mit der Hand an das Hirn langen, wenn man den Satz hier in dem Artikel von Landratsamt und der Aufsichtsbehörde liest.

    Die Ausländerbehörde beabsichtige daher, den Antrag auf Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis abzulehnen, Mazrekaj zur Ausreise aufzufordern und im Falle einer nicht freiwilligen Ausreise die Abschiebung unter Festsetzung einer Wiedereinreisesperre von mindestens drei Jahren anzuordnen. Hier in Bad Kissingen gibt es eine ganze Menge Menschen mit ausländischen Hintergrund und auch als Asylanten hier gemeldet die mehrfach schon vor Gericht standen und immer noch hier lsind. Cane Mazrekaj lebt seit 30 Jahren hier, hat nichts verbrochen oder angestellt und soll nun abgeschoben werden. hier sieht man wieder mal die Unfähigkeit der Behörden. Aber leider kann man gegen die ja nichts machen denn sie sind ja Beamte. Vielleicht sollte man die einmal abschieben damit Sie sehen, wie sieht zurechtkommen in einem Land mit dem man nichts mehr zu zum hat.
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