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Hammelburg
Abenteuerliche Reise auf zwei Rädern
Allein machte sich der Hammelburger Philip Uebel mit seinem Motorrad auf den Weg zum Nordkap und er hat viel daraus gelernt.
Der Hammelburger Philip Uebel mit seiner 'Maschine' und einem  Fotoalbum voller Erinnerungen.                                                Winfried Ehling       -  Der Hammelburger Philip Uebel mit seiner 'Maschine' und einem  Fotoalbum voller Erinnerungen.                                                Winfried Ehling
| Der Hammelburger Philip Uebel mit seiner "Maschine" und einem Fotoalbum voller Erinnerungen. Winfried Ehling
Winfried Ehling
 |  aktualisiert: 18.08.2022 11:35 Uhr

Das Nordkap ist begehrtes, touristisches Reiseziel, das Reisende im Rahmen einer Kreuzfahrt, mit ehemaligen Postschiffen, dem Wohnmobil, Auto oder Motorrad - und sogar mit dem Fahrrad entdecken. Den "nördlichsten Punkt Europas" umweht ein Hauch mythisch-mystischen Abenteuers. Eingefleischte Wanderer sind sogar schon auf Schusters Rappen angekommen.

Auch wenn der dort stilisierte Globus auf dem 71. Grad nördlicher Breite nicht das absolute Ende Europas in Richtung Norden darstellt - "dahinter" liegen noch Orte und Inseln wie zum Beispiel Spitzbergen - ist schon der Weg eine von spannender Erwartung geprägte Aktion, auch wenn es auf die bequeme Tour rauskommt.

Diese schlug der Hammelburger Philip Uebel jedoch aus. Er wollte das Ziel auf dem außerordentlich langen Landweg erreichen ohne die Vorzüge weicher Betten und Drei-Gänge-Menüs. Im Juli vergangenen Jahres schwang er sich auf sein Motorrad, eine BMW 1150 GS Adventure mit 84 PS und fuhr los in Richtung Polen. Er wollte Polen und das Baltikum durchkreuzen und quer durch Finnland nach Norwegen.

Mit Zelt, Schlafsack, Gaskocher, Essgeschirr und Proviant ausgestattet, plante er 24 Tage für diesen Trip ein - so alles gut geht. Die Hindernisse begannen bereits im polnischen Nachbarland. "Es gab hier, wie auch in Estland, viele Baustellen und gesperrte Straßen. Manchmal musste ich wieder ein Stück zurückfahren", erinnert sich Philip. Sobald es dämmerte baute er sein Zelt auf und kochte sich ein Essen, meist Nudeln, Kartoffeln und Gemüse.

Bei den "Dumpingpreisen" in einem polnischen Gasthaus konnte er nicht widerstehen und erstand ein warmes Essen für umgerechnet 3,50 Euro. Zudem gab es hier günstig Benzin, denn das Bike hatte schließlich auch Durst. "Gelegentlich holte ich mir eine Mahlzeit an der heißen Theke eines Supermarkts", erinnerte er sich.

Rentiere auf der Straße

Was trieb den Motorrad-Fan eigentlich zu seiner "Nordland-Tour?" "Reine Abenteuerlust. Ich fahre gerne Motorrad und wollte mal alleine weit weg", gibt der Hammelburger unverblümt zu. Das erfüllte sich. Die ersten Rentiere und Elche liefen über die Straße. "Die Tiere haben meist einen Besitzer und sind nicht scheu. Doch sie kennen auch keine Verkehrszeichen und Hindernisse und kreuzen die Straße, wo sie wollen. Auto- und Motorradfahrer werden deshalb um Vorsicht gebeten", schildert Philip.

Das Baltikum hinter sich lassend, erreichte er die estnische Hauptstadt Tallinn. Ohne Visum für Russland blieb ihm nichts anderes übrig als hier die Fähre nach Helsinki zu nehmen, um weiterzukommen. In der finnischen Hauptstadt winkte die letzte Etappe über Oulu - "nur noch" etwas mehr als 1000 Kilometer. Unterwegs traf Uebel anere Biker , mit denen er fachsimpelte und von denen er Tipps bekam.

Bett in der Schaufel des Radladers

Auch in Finnland begegnete er den Vierhufern, die ihn gelegentlich zum Anhalten zwangen, denn die Tiere haben keine Eile beim Überqueren der Straßen. Jedoch kamen hier die Steckmücken hinzu gegen die sich der Biker mit einem Schutzspray und entsprechender Kleidung wehrte. Übernachtungen auf der Veranda einer Personalhütte oder auch mal in der Schaufel eines Radladers, um vor Kälte und Wind geschützt zu sein, nahm der Abenteurer gelassen hin. Am siebten Tag stand der Abenteurer am 66. Breitengrad, dem Polarkreis. Von hier ging es in einer Offroad-Tour durch die Wildnis. Irgendwann kam das Nordkap in Sicht, das auf der Insel Mageröya liegt. Noch sieben Kilometer durch den Tunnel der 212 Meter unter dem Meeresspiegel liegt, dann war das ersehnte Ziel erreicht.

Fahrt im Drachenboot

Weil es ihm hier so gut gefiel verbrachte Philip in der Nähe einige Tage bei Anglern, die ihn mit zum Fischen nahmen, besuchte ein Wikingermuseum und gönnte sich eine Fahrt in einem Drachenboot. Dann war es an der Zeit an die Heimfahrt zu denken, die über Norwegen und Schweden nach Dänemark und Deutschland führte.

Seine Fahrtenbilanz zeigte knapp mehr als 10 000 Kilometer an als er unbeschadet wieder Zuhause ankam. "Es war eine Super-Tour, die ich wieder machen würde", räumt er begeistert ein. Und noch etwas bringt er von seinem Abenteuer mit: "Man merkt, dass man gar nicht so viel zum Leben braucht. Internet und Fernsehen sind eigentlich unwichtig. Ich bin bescheiden geworden".

 
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