
Nicht nur Klassikfans strömen zum "Kissinger Sommer", sondern auch Outdoor-Begeisterte aus der ganzen Welt kommen derzeit nach Bad Kissingen . Die Allrad- und Fernreisemesse "Abenteuer & Allrad" lockt mit den neusten Trends und einem riesigen Angebot. Mehr als 300 Aussteller präsentieren hier nahezu das gesamte Spektrum der Off-Road-, Caravaning- und Overlanding-Szene. Da ist es nicht leicht, aus der Masse herauszustechen. Vor einem mobilen Tiny-Haus bleiben Besucher dennoch immer wieder interessiert stehen.
Zinipi-Holzbox
Eine Holzbox, auch "Zinipi Dakota" genannt, ist auf einem alten Feuerwehrfahrzeug (ein Mercedes 1519, Baujahr 1976) befestigt. Das Besondere: Die ganze Box ist aus Vollholz. Leim, Metall, giftige Chemie oder Holzschutzmittel kommen nicht zum Einsatz. "Wir bauen nach Erwin Thoma", erklärt Thomas Scheimer, Geschäftsführer und kreativer Kopf der Firma Freiraum. Statt Leim und Metall werden Holzdübel verwendet. "Es gibt Häuser in dieser Bauweise, die mehrere hundert Jahre alt sind."
Das mobile, etwa 4,5 Meter lange und 2,5 Meter breite Tiny House sei aufgrund der ausschließlichen Nutzung von Massivholz in seiner Art einzigartig. Besonders die seltene Zirbe, aber auch Eiche und Buche sorgten für ein angenehmes Raumklima .
Dämmung nur mit Holz
Im Sommer sei es angenehm kühl in den Räumen, da das Holz relativ lang brauche, bis es sich erwärme. Im Winter kühle es nicht so leicht aus.
Außerdem gibt es einen Mini-Kaminofen und eine Heck- und Dachterrasse. Die Außenfassade gibt dem Haus eine rustikale Optik und ist aus Thermofichte.
Autark unterwegs
Auf dem Dach sind zwei große Photovoltaik-Module verbaut, diese liefern Strom etwa fürs Licht oder den Kühlschrank. Durch ein großes, ovales "Bullauge" kommt Licht herein. Von außen kann man durch das Spionglas nicht hineinblicken. Duschen geht dank 150-Liter-Wassertank, der unter dem Bett verbaut ist.
Mit Kompost-Toilette und 600-Liter-Tank
Im Bad gibt es eine Komposttoilette mit Ablüfter, damit diese komplett geruchsfrei bleibt. Der Tisch kann so heruntergeschoben werden, dass dort ein Schlafplatz für eine dritte Person entsteht. Alternativ wäre ein Dachzelt möglich.

Vollholz-Häuser seien deutlich schwerer als normale Tiny Houses, sagt Scheimer. Ein Fahrzeug, das so ein schweres Haus bewegen kann und dabei nicht ständig auf der feuchten Wiese stecken oder am Berg stehen bleibt, sei nicht leicht zu finden.

Scheimer tat sich mit der Firma 4Wheel24 zusammen, die auf Expeditionsmobile spezialisiert ist. Geschäftsführer Tobias Teichmann entschied sich für ein seltenes, ehemaliges Feuerwehr-Löschfahrzeug mit 192 PS. "Wir haben ihm einen großen 600-LiterTank verpasst, damit er lang fahren kann und ihm einen Rahmen gegeben, der das Tiny Haus tragen kann", sagt Teichmann.
Aus der roten Lackfarbe wurde ein Blau. "Die letzten Relikte haben wir gelassen, darunter etwa die Lampen." Vorne ähnele das Auto vom Aussehen einer französischen Bulldogge, findet Teichmann. "So ein bisschen treudoof mit eingedrückter Nase."

Aber Achtung: Das Gefährt ist knappe vier Meter hoch, schätzt Scheimer. Es passe nicht unter kleineren Brücken durch. Um das zwölf Tonnen schwere Fahrzeug zu fahren, brauche man einen Lkw-Führerschein (Klasse C).
Die Unternehmer rufen für das Fahrzeug einen Preis von etwa 200.000 Euro auf.
An welches Publikum richtet sich ihr Tiny House?
"Es ist für Menschen, die sagen: Mir ist Nachhaltigkeit wichtig, mir ist Raumklima wichtig. Aber nicht unbedingt der Fahrkomfort", sagt Scheimer. Das Fahrzeug fahre etwa 85 Stundenkilometer, man dürfe nicht erwarten, damit mit 130 Stundenkilometern über die Autobahn zu düsen. Es ist für Menschen gedacht, die an Orte wollen, die noch nicht so erschlossen sind, und sich entscheiden, dort dann zu bleiben.
"Es ist ein "Schöne-Ecken"-Wanderfahrzeug, mit dem du während der einen Jahreshälfte mal in den Süden und dann wieder in den Norden fährst und dabei deine Hütte mitnimmst", ergänzt Teichmann.

Das Fahrzeug wird auf der " Abenteuer & Allrad"-Messe ausgestellt und ist dort noch bis Sonntag mit den Fahrzeugen von über 300 anderen Herstellern zu sehen.
Ein bleischweres Öko-Haus fährt auf einem Oldtimer spazieren für den es keine Abgas Grenzwerte gibt.