Mit der Einweihung des Freibades am 10. Mai 1974 ging für viele Hammelburger ein lange gehegter Traum in Erfüllung. Denn: Das Schwimmen in der alten Badeschule und an der Lühbrücke am Bleichrasen wurde damals aus hygienischen Gründen immer problematischer. 120 Hammelburger gründeten deshalb im Jahr 1959 die "Gemeinnützige Bürgervereinigung Schwimmbadbau Hammelburg".
Der Wunsch nach einem eigenen Schwimmbad war allerdings älter. Bereits in einer Urkunde von Juli 1869 ist zu lesen: "Den vielfach lautgewordenen Wünschen der hiesigen verehrl. Honorationen und eines großen Theils der Bürgschaft entsprechend, habe ich den Bau einer Bade-Anstalt unternommen, (...). Die Bade-Anstalt befindet sich bei meiner Mühle." Gezeichnet: Adam Hack, Müller.
Freibad-Bau scheiterte vor allem an der Finanzierung
Dass die Notwendigkeit eines Schwimmbadbaues auch im Jahr 1959 noch von allen Bevölkerungskreisen anerkannt wurde, zeigte sich an der rasant wachsenden Mitgliederzahl der Bürgervereinigung. Bereits ein Jahr nach Gründung zählte sie mehr als 400 Mitglieder.
Doch wie bei allen derartigen Projekten scheiterte es vor allem an der Finanzierung. "Man sprach damals von einem Betrag bis 400.000 DM für die Errichtung eines 50 Meter langen Schwimmbeckens, eines kleinen Beckens für Kinder sowie für Kabinen", steht es in einer Broschüre der Bürgervereinigung zur Eröffnung des Freibades geschrieben.
Da sich die Stadt Hammelburg zu diesem Zeitpunkt in einer angespannten finanziellen Lage befand und es somit nicht schaffte, den Bau eines Schwimmbades zu finanzieren, gingen die Bemühungen des Bürgermeisters - Dr. Heinz Meyer - seit langem dahin, diese Angelegenheit auf viele Schultern zu legen und aus der Bevölkerung heraus eine Interessengemeinschaft zu bilden.
"Das Grundkapital von 150.000 DM sollte seinerzeit durch den Verkauf der zwei Kissinger Miethäuser und aus der Müller'schen Schenkung gewonnen werden", heißt es in der Schrift weiter.
Zum Hintergrund: Ein Stifter, nämlich Heilpraktiker Müller, hatte der Stadt Hammelburg damals drei größere Wohnhäuser (eines in Leipzig und zwei in Bad Kissingen) hinterlassen. "Nach dem Testament des Erblassers sollte der Erlös bei einem Verkauf dieser Häuser der Errichtung eines Krankenhauses oder eines Heimes für alleinstehende Mütter zugeführt werden."
Nachdem beide Einrichtungen zu dieser Zeit bereits existiert hatten, beschloss der Stadtrat bereits 1940 den Stiftungszweck in den Bau eines Schwimmbades zu ändern.
Bau eines kombinierten Schwimmbades in Hammelburg angedacht
Schließlich ergriff Gustav Feser, seinerzeit Sportreferent im Stadtrat, die Initiative und rief zu einer öffentlichen Versammlung auf. Es entstand die Bürgervereinigung. Erster Vorsitzender wurde Oberamtsrichter Franz Weidling, sein Stellvertreter Berufsschuldirektor Luitpold Stettner.
Der Amtsrichter war sich seiner damals schweren Aufgabe wohl bewusst: "Wir sind für unsere heranwachsende Jugend verantwortlich und es dürfte über den Bau eines Schwimmbades überhaupt keine Meinungsverschiedenheiten geben", sagte er damals.
Bereits kurz nach Gründung der Initiative traten die Planungen und Besprechungen des neuen Bades in ein entscheidendes Stadium. Es wurde an den Bau eines kombinierten Schwimmbades gedacht, das hinter dem Siedlungsgebiet "Hinterm Kirchhof" und den Saalewiesen entstehen sollte.
"In einer Fremdsitzung der Bürgervereinigung Schwimmbadbau im April 1960 konnte der Grundstein für das neue Schwimmbad gelegt werden."
Außerdem hatte es die Initiative geschafft, durch zahlreiche Aktionen bereits 11.000 DM anzusparen. Am 12. Juli 1960 beschloss dann auch der Stadtrat einstimmig den Antrag der Vereinigung, ein neues Schwimmbad zu bauen. "Die Bereitstellung von 10.000 DM aus dem Nachtragshaushalt 1960 als Rücklage für das Schwimmbad wurde als Beweise gewertet, daß es dem Stadtrat mit der Verwirklichung des Baues ernst ist", heißt es in der Broschüre.
Allen damals Beteiligten war allerdings klar: "Wenn wir erlahmen, bleibt der Bau eines Schwimmbades in Hammelburg für alle Zeiten eine Illusion."
Einen großen Meilenstein für den Bau setzte das Volksfest vom 8. bis 16. Juli 1961. Denn: Es trug maßgeblich zur Finanzierung bei. In der Festschrift heißt es: "Damit standen für den Schwimmbadbau an Eigenmitteln bereits 101.000 DM zur Verfügung."
Wohin mit dem neuen Freibad?
Ein Problem galt es allerdings noch zu lösen: Wohin mit dem neuen Schwimmbad? Diskutiert wurden hierfür drei Plätze: Ein Bereich oberhalb des neuen Hochbehälters in Ofenthal, im Gebiet der ehemaligen Badeschule an der Saale oder eine Fläche an der Westheimer Straße.
Im Mai 1964 fiel im Stadtrat dann die Entscheidung: "Der Schwimmbadneubau wird auf dem Gelände der ehemaligen Badeschule zwischen Saale und dem unteren Langen Graben errichtet."
Knapp ein Jahr später begann dann zwar der Bau des Freibades, ein plötzlicher Meinungsumschwung im Rathaus sorgte allerdings schnell für Stillstand auf der Baustelle. "Der Stadtrat beschließt, im Seefeld ein Schulsportzentrum zu erstellen und als erste Baumaßnahme ein Hallenbad zu errichten."
Der Grund: Die Regierung von Unterfranken und das Straßenbauamt lehnen den für das Freibad vorgesehenen Standort ab. Eine Förderung sei für die gegenwärtige Planung nicht möglich.
Ein trostloses Bild an der alten Badeschule in Hammelburg
In der alten Badeschule bietet sich ein trostloses Bild. Der beliebte Kinderspielplatz ist ebenso wie die alten Bäume mit Festplatz verschwunden. "Wasserlachen und Erdhaufen bestimmten das Bild am Langen Graben."
Nach langem Hin und Her und einer Hallenbad-Einweihung im Jahr 1970 beschließt der Stadtrat 1971 schließlich überraschend: "Im Sportzentrum wird das Freibad errichtet und Facharchitekt Klaus Karnatz (Trier) mit der Planung beauftragt." In einem Schreiben vom Mai 1972 teilte dann auch Staatsminister Anton Jaumann mit, dass das Freibad durch einen Teilbetrag gefördert werden könne.
Bürgerinitiative steuert 200.000 DM zum Bau bei
Am Montag, dem 15. Mai 1972 wurde um 15 Uhr auf der Baustelle im Sportzentrum der erste Spatenstich für das geplante Freibad vorgenommen. Anfang Oktober 1973 grüßte dann vom Zehn-Meter-Sprungturm der Richtbaum. Am 10. Mai 1974 ist es schließlich geschafft: Das 3.567.000 DM teure Freibad wird mit einem viertägigen Schwimmbadfest eingeweiht.
Die Bürgervereinigung hat insgesamt 200.000 DM zur Finanzierung beigetragen - "eine in Hammelburg einmalige Bürgerinitiative", steht es am Ende in der Festschrift.
Der Rekord-Sommer im Jahr 2003
Und noch bis heute hat sich im Hammelburger Saaletalbad viel getan: Im Jahr 2003 übernahm beispielsweise die Stadtwerke Hammelburg GmbH den Badebetrieb von der Stadt. 2006 startet das Freibad nach einer Sanierung für knapp 1,5 Millionen Euro in die neue Saison.
Rekord-Sommer, mit 84.000 Besuchern, ist nach wie vor das Jahr 2003. "Durchschnittlich waren damals täglich 1200 Besucher im Freibad", teilen die Stadtwerke Hammelburg mit. Der Rekord an einem Tag: "In den letzten Jahren war im Jahr 2015 der meistbesuchte Tag mit 2.800 Freibad-Besuchern."
Und: Durch das durchwachsene Wetter sieht es auch in diesem Jahr wieder schlecht aus mit Rekord-Zahlen. Die Besucherzahlen bis Ende Juli 2024: 19.370 Personen. "Das Freibad Bad Kissingen hat keinen Einfluss auf die Besucherzahlen bei uns", so die Stadtwerke.
Das damalige Freibad in Stichpunkten:
Zeitplan:
- Endgültiger Stadtratsbeschluss über den Bau: 01. März 1971
- Planungsauftrag: 01. März 1971
- Erteilung der Baugenehmigung: 05. Juni 1972
- Einweihung: 10. Mai 1974
Technische Daten:
- Wasserfläche Schwimmerbecken: 1148 qm
- Wasserfläche Nichts-Schwimmerbecken: 832 qm
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