Der ein oder die andere mag sich vielleicht schon überlegt haben, ob das angekündigte 49-Euro-Monatsticket für den eigenen Bewegungsradius taugt. Ab 1. Mai 2023 soll man es im Nahverkehr deutschlandweit nutzen können, wobei einige Bundesländer angeblich eigene Regelungen aufstellen wollen.
Der offizielle Verkauf soll am 3. April gestartet werden. Das bereitet einzelnen Landkreisen, wie zum Beispiel dem Landkreis Bad Kissingen, akute Sorgen. Denn das Ticket soll ausschließlich digital zu buchen sein – und zwar in erster Linie bei der Deutschen Bahn AG, wo dann auch die Einnahmen bleiben. Es sei denn, es gibt in der jeweiligen Region weitere Vertriebsstellen.
Nahverkehr Mainfranken GmbH führt Gespräche mit Partnern
Doch die sind bislang in der Region Main-Rhön noch nicht vorhanden, hieß es unlängst im Wirtschafts- und Umweltausschuss des Landkreises. Wenn sich also nichts ändert, bleiben die Busunternehmen im Landkreis Bad Kissingen unter Umständen zunächst auf den Beförderungskosten für die Deutschlandticket-Besitzer und -Besitzerinnen sitzen.
Nach Angaben von Michael Schäder, dem Nahverkehrsbeauftragten im Landratsamt Bad Kissingen, führt der Verkehrsunternehmensverbund Nahverkehr Mainfranken GmbH, zu dem auch der Landkreis Bad Kissingen seit 2018 gehört, deshalb gerade Gespräche mit verschiedenen Partnern, mit dem Ziel, eine solche regionale Vertriebsstelle zu schaffen.
Wenn die Bürgerinnen und Bürger aus dem Landkreis Bad Kissingen dann dort ihre Tickets buchten, würden die Einnahmen in der Region bleiben, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Er hofft, dass in ein bis zwei Wochen klar ist, ob die neuen Monatstickets auch hier digital gekauft werden können. Der Kreis muss, wie alle anderen Aufgabenträger des ÖPNV auch, nun eine Satzung erlassen, in der die Gegebenheiten rund um das 49-Euro-Ticket festgeschrieben werden sollen.
Noch keine genaue Regelung für Schülermonatsfahrkarten
Kopfzerbrechen bereitet Schäder auch, wie die bisherigen Schülermonatskarten in die 49-Euro-Tickets übergehen. Denn der Landkreis ist als Sachaufwandsträger für elf Schulen - unter anderem für Gymnasien und Realschulen - verpflichtet, Schülerinnen und Schülern bis zur 10. Klasse die Kostenfreiheit des Schulwegs im Linienverkehr zu gewährleisten.
Das bedeutete bislang, dass die Schülermonatskarten von den hiesigen Verkehrsbetrieben ausgestellt, vom Landkreis bezahlt und dann über die Schulen an die Schülerinnen und Schüler verteilt wurden, erklärt Schäder das Prozedere.
Seinen Ausführungen zufolge ist momentan aber noch fraglich, ob das Deutschlandticket für Schülerinnen und Schüler aus dem Landkreis Bad Kissingen schon ab dem 1. Mai oder erst ab dem 1. September kommt, denn die Umstellung sei ein "Riesenaufwand."
Regionale Verkehrsunternehmen müssen finanziell über die Runden kommen
Ähnliches gilt übrigens für die Grund- und Mittelschulen. Hier stehen die Kommunen für die Kostenfreiheit des Schulwegs im Linienverkehr in der Pflicht. Der Landkreis will sich, laut Schäder, diesbezüglich noch mit den Kommunen austauschen.
Schäders Angaben zufolge werden derzeit rund 2200 Monatskarten an den Schulen ausgegeben, für die der Landkreis zuständig ist. Hinzu kommen etwa 800 Monatstickets an den Grund- und Mittelschulen.
Dass die Leute generell ihre Deutschlandtickets in der Region buchen, ist für Schäder unabdingbar, denn die Nachfrage wird groß sein. Auch all diejenigen, die täglich im Linienverkehr zur Arbeit pendeln, werden wohl ihre bisherigen Monatsfahrkarten gegen das 49-Euro-Ticket austauschen, glaubt Schäder.
Und dann gibt es vermutlich zahlreiche weitere Personen, die früher kaum mit dem Bus unterwegs waren, jetzt aber mit dem 49-Euro-Ticket wahrscheinlich häufiger auf den Bus umsteigen werden. Schäders Resümee: Eine regionale digitale Vertriebsstelle ist wichtig, wenn die Verkehrsunternehmen im Landkreis finanziell über die Runden kommen sollen.
Hoffnung auf Rückerstattung der Ausgaben durch Bund und Freistaat
Weil noch nicht klar ist, wie die Einführung dieses 49-Euro-Tickets sich finanziell auf die Verkehrsunternehmen im Landkreis Bad Kissingen auswirkt, hat der Kreis jetzt vorsorglich 640.000 Euro für den ÖPNV in den Etat 2023 eingestellt. Je nach finanzieller Sachlage will der Landkreis entsprechende Beträge an die Verkehrsunternehmen auszahlen – in der Hoffnung, dass dieses Geld dann über die von Bund und Freistaat versprochene Förderung wieder zurück an den Landkreis fließt.
Denn Bund und Länder wollen in den Jahren 2023 bis 2025 für das Deutschlandticket jeweils bis zu 1,5 Milliarden Euro an Fördermitteln zur Verfügung stellen. Der Bund hat sich sogar soweit verpflichtet, die in diesem Jahr entstehenden Mindereinnahmen bei den Verkehrsbetrieben auf jeden Fall komplett (eventuell durch einen Nachschuss) auszugleichen. Diese Nachschusspflicht des Bundes ist aber, laut Schäder, nicht für die weiteren Jahre vorgesehen, so dass ab 2024 auf den Landkreis weitere Kosten zukommen könnten.