
Vor 300 Jahren, am 24. August 1722, kam in Münnerstadt der Barockmaler Johann Peter Herrlein zur Welt. Sein Vater, Johann Herrlein, hatte 1721 die Münnerstädter Bäckerstochter Anna Justina Apel geheiratet und sich hier als Bäcker niedergelassen. Erstaunlicherweise wechselte er vom Bäckerhandwerk jedoch zum Kirchenmaler, eine Profession, die er an seine Kinder weitergab.
So machten sich neben Johann Peter auch die jüngeren Brüder Johann Andreas und Andreas einen Namen als Maler. Um 1730 zog die Familie nach Kleinbardorf um, 1745 dann nach Kleineibstadt.
Auf seinen Wanderjahren als Malergeselle, die ihn möglicherweise bis nach Wien führten, lernte Johann Peter Herrlein die Kunst der barocken Illusionsmalerei, die er dann, zurück im Grabfeld in der hiesigen Region verbreitete. Damals herrschte ein regelrechter Boom, Kirchen neu zu bauen oder zumindest zu renovieren und im zeitgemäßen Rokokostil auszustatten. So bestand ein großer Bedarf an Gemälden, und fähige Künstler wie Herrlein waren sehr gefragt.
Angestoßen durch die aufsehenerregenden Deckenfresken Giovanni Battista Tiepolos in der Würzburger Residenz wollte man zudem in jeder neugestalteten Kirche möglichst eindrucksvolle Deckenmalereien haben.
20 Deckenbilder bekannt
In diesem Format entwickelte Herrlein seine größte Meisterschaft. Um die 20 Deckenbilder sind von ihm bekannt. Herausragende Beispiele finden sich etwa in St. Nikolaus in Geldersheim, in St. Ägidius in Kleinbardorf, in St. Michael in Zeil am Main und nicht zuletzt in der Großwenkheimer Kirche Mariä Himmelfahrt, deren Weihe sich ebenfalls in diesen Tagen zum 250. Mal jährt. Die "Verherrlichung der Dreifaltigkeit" im dortigen Langhaus ist das flächenmäßig größte Fresko Herrleins, und die "Verherrlichung des apokalyptischen Lamms" im Chorraum beeindruckt durch ihre illusionistische Scheinarchitektur. Es ist sehr zu hoffen, dass diese großartigen Werke Herrleins bald restauriert werden können und somit auch folgenden Generationen erhalten bleiben.
Anbetung der Heiligen Drei Könige in Großwenkheim
Neben den Deckenbildern schuf Johann Peter Herrlein zahlreiche Altarbilder. Ein besonders reizvolles, die Anbetung der Heiligen Drei Könige, findet sich ebenfalls in Großwenkheim am linken Seitenaltar. Dazu kommen mehrere gemalte Kreuzwege. Eine außergewöhnliche, aber für die Barockzeit typische Arbeit ist das Heilige Grab, das Herrlein für die Kirche in Kleineibstadt schuf und das heute im Würzburger Museum am Dom zu bestaunen ist. In der Art einer Theaterkulisse wurde darin das Allerheiligste für die Anbetung während der Karwoche inszeniert.
Bild von Pythagoras ausgestellt
Im Münnerstädter Henneberg-Museum ist eines der wenigen nichtreligiösen Gemälde Herrleins ausgestellt. Es entstand 1747 und zeigt den griechischen Philosophen Pythagoras . Dem Stil nach erinnert es an die Porträtmalerei Rembrandts (1606 bis 1669) und es besteht die Vermutung, dass der Künstler dem charaktervollen Bildnis seine eigenen Züge gab.
1799 starb Johann Peter Herrlein im Haus seines Sohnes Andreas in Saal an der Saale. Sein 300. Geburtstag könne ein Anlass sein, sich einmal das eine oder andere Werk des bekannten Sohnes Münnerstadts im Rahmen eines Ausflugs in die nähere und weitere Umgebung anzuschauen.
Nicolas Zenzen