
Seit 30 Jahren setzen sich ehrenamtliche Hospizbegleiter im Hospizverein Bad Kissingen dafür ein, sterbende und Schwerstkranke unabhängig von ihrer Religion, Weltanschauung und Nationalität in ihrer letzten Lebensphase zu Hause, im Pflegeheim, im Krankenhaus oder im Hospiz psychosozial und spirituell zu begleiten.
Ihr Leitsatz lautet dabei: „Wie gut, wenn einer mit mir geht.“ Im Mittelpunkt der Hospizarbeit stehen die Wünsche und Bedürfnisse schwerstkranker und sterbender Menschen.
Ehrenamtliches Engagement
Dr. Reinhard Höhn, der Vorsitzende des Hospizvereins, betrachtet dieses ehrenamtliche Engagement als einen bedeutenden Baustein innerhalb der medizinischen Versorgung in der Stadt und im Landkreis.
„Die ehrenamtlichen Begleiter leisten Großartiges, und ich bin dankbar und immer wieder beeindruckt, mit welcher Hingabe, Zeit, Aufmerksamkeit und Empathie diese Arbeit erfolgt.“
Die Hospizbegleiter geben den Menschen die Gewissheit, dass sie am Ende ihres Lebens umsorgt und auf dem letzten Weg nicht allein gelassen werden und in Würde sterben dürfen.
96 aktive Hospizbegleiter
Der Hospizverein Bad Kissingen verzeichnet mehr als 300 Mitglieder und 96 aktive Hospizbegleiter und -begleiterinnen, wobei 95 Prozent weiblich sind. Die älteste noch aktive Hospizbegleiterin ist 86 Jahre alt, während die Jüngste erst 22 Jahre alt ist. „Wir bilden jedes Jahr Menschen aus, die sich für die Begleitung Sterbender und Schwerstkranker engagieren möchten“, betont der Vorsitzende.
Was benötigt man, um Hospizhelfer zu werden? „Zeit und Empathie“, fasst Höhn es zusammen. Jeder Begleiter entscheide selbst darüber, wie viel Zeit er oder sie investieren könne „Manchmal kommen wir drei Stunden vor dem Tod, manchmal bauen sich über Wochen oder gar Jahre hinweg Beziehungen auf“, sagt Rita Hillenbrand, die Koordinatorin im Hospizverein. „Man weiß nie, wie lange eine Begleitung dauern wird.“
Zwei Koordinatorinnen sind Ansprechpartner für Angehörigen, Hilfesuchende und Hospizbegleiter. Niemand werde während und nach der Ausbildung allein gelassen.

Steigender Bedarf an Ehrenamtlichen
Höhn sieht einen steigenden Bedarf an ehrenamtlichen Hospizbegleitern, die Sterbenden und Schwerkranken zur Seite stehen. Vor allem vor dem Hintergrund von Fachkräftemangel in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen und veränderten Familienstrukturen.
Seit 11 Jahren schon fordere er für Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen entsprechende Strukturen für das Lebensende. Zwar gibt es zwei stationäre Hospize, eins in Alzenau und eines in Würzburg, in Unterfranken, jedoch sei dies bei weitem nicht ausreichend. Umso mehr Bedeutung komme der ambulanten Hospizarbeit im Hospizverein zu.
Vor 30 Jahren gegründet
Gegründet wurde der Hospizverein Bad Kissingen 1994 von Barbara Mayerhofer. Sie war Lehrerin für Krankenpflege. In der Festschrift zum 25-jährigen Bestehen schreibt sie über die Gründung: „Dies war kein leichtes Unterfangen, denn über Sterben und Tod zu reden war nicht gesellschaftsfähig“ und weiter: „Wir hatten keinen leichten Start und wurden von vielen Seiten, besonders auch von der Politik belächelt. Sterben – das ist kein Thema – so das Credo der damaligen Zeit.“ Den Tod und das Sterben aus der Tabu-Zone holen, darum geht es dem Hospizverein heute noch.
Vorsorgeplanung rechtzeitig anpacken
Höhn rät jedem, sich frühzeitig um eine Vorsorgeplanung zu kümmern. „Solange man noch selbst entscheiden kann.“ Ebenso wichtig sei es, ein soziales Umfeld pflegen, besonders wenn keine Familienangehörigen in der Nähe wohnen, um am Ende nicht allein zu sein.
Was umfasst die Ausbildung zum Hospizbegleiter:
Hospizbegleiter leisten ihren Dienst ambulant in der häuslichen Umgebung des Patienten, aber auch in stationären Einrichtungen wie Pflegeheimen und Krankenhäusern.
Einige Themen der Ausbildung: Betreuungsrecht und Patientenverfügung, Kommunikation, Sterbebegleitung, Schmerztherapie, verschiedene Krankheitsbilder, Achtsamkeitstraining. Zu jeder Ausbildung gehört ein Praktikum mit Supervision. Pflegerische und medizinische oder therapeutische Maßnahmen gehören nicht zu den Aufgaben eines Hospizbegleiters. Eine Vergütung bekommen Hospizbegleiter nicht, die Fahrtkosten werden aber erstattet.
Der nächste Kurs beginnt am 18. März und dauert bis 8. Oktober. Die Kurszeiten sind Montag und Dienstag von 18 bis 22.15 Uhr, wobei die Zeiten je nach Thema variieren können.
Anmeldung:
Hospizverein Bad Kissingen, Kapellenpfad 3. Telefon: 0971 – 785 88 56 oder 0151 225 849 20. E-Mail: hospizverein_badkissingen@t-online.de
Das Büro ist Montag und Mittwoch von 9 bis 11 Uhr sowie Dienstag und Donnerstag von 14 bis 16 Uhr geöffnet.
Was bietet der Hospizverein Bad Kissingen an:
- Die Ausbildung zum Hospizbegleiter sowie regelmäßige Weiterbildungen und Supervision
- „Letzte-Hilfe“-Kurse in der Volkshochschule und Mehrgenerationenhaus
- „Letzte-Hilfe-Kids“ und Hospiz macht Schule in verschiedenen Schulen im Landkreis
- „Letzte Hilfe, leichte Sprache“ für Migranten und Behinderte
- „Letzte Hilfe professionell“ für Mitarbeiter in der Pflege, Behinderteneinrichtungen und Rettungsdiensten
- Einzelberatungen und Vorträge zum Thema Patientenverfügung
- Kooperationen mit Arztpraxen, ambulanten Pflegediensten, Senioreneinrichtungen, Krankenhaus, Apotheke und Sanitätshaus
- Kooperation mit SAPV (Spezialisierte ambulante Palliativmedizinische Versorgung)
- Unterricht in Krankenpflegeschule und Altenpflegeausbildung
- Beratung zur Hospiz- und Palliativversorgung
- Trauerarbeit, Kissinger Hospiztag, Welthospiztag
- Mitglied im Ethikkomitee des Helios St. Elisabeth Krankenhaus.
Festprogramm:
Der Hospizverein Bad Kissingen feiert am 9. März sein 30-jähriges Bestehen mit einem großen Fest im Regentenbau.
Zur Eröffnung um 14 Uhr spricht der Vorstand Dr. Reinhard Höhn und Staatssekretärin Sabine Dittmar, die die Schirmherrschaft übernommen hat.
Den Festvortrag hält die evangelische Theologin Margot Käßmann. Das Thema lautet: „Kinder und der Tod – Vom Umgang mit einer Herausforderung.“
Ab 16 Uhr wird bei einem Empfang zu Kaffee, Kuchen und Snacks geladen. Es besteht die Möglichkeit zum Austausch. Zudem werden Einblicke in die Hospizarbeit gegeben.
Um 19 Uhr beginnt das Konzert des Heeresmusikkorps aus Veitshöchheim. Der Eintritt ist frei. Der Hospizverein freut sich jedoch über eine Spende.
Einen Bericht über die Intention einer 22-jährigen Hospizbegleiterin und einen Kommentar finden Sie hier: