Bad Kissingen
24 Stunden Bayern: TV-Projekt mit Rhöner Hilfe
Kurorchesterleiterin Elena Iossifova und Wanderschäfer Harald Müller sind zwei von mehr als 80 Menschen, die der BR für eine 24 Stunden-Doku begleitet hat.
Schafe sind aus der Rhön nicht wegzudenken. Die kargen Böden wurden traditionell als Weideland genutzt und die Wiesen von Schafherden kurzgehalten. Harald Müller liegt diese Tradition im Blut. Seine Familie ist bereits in siebter Generation als Schäfer tätig, sein Sohn und seine Tochter sind davon bereits die vierte Generation in Aura. "Es soll weitergehen. Wir sind ein Familienbetrieb und wir sind Schäfer mit Leib und Seele", sagt Müller.
Jeden Tag steht er bei der Herde auf den Hängen des Arns- und des Kreuzberges - von früh bis spät, bei Wind und Wetter. Er führt die 800 Merinoschafe von Wiese zu Wiese, fährt Wasser zum Tränken, steckt Zäune für die Nacht und kontrolliert einzelne Tiere auf Krankheiten und Verletzungen. Manchmal, wenn es auf der Weide nichts zu tun gibt, steht er auch einfach nur auf seinen Schäferstab gestützt da und schaut der Herde zu. "Die Schafe geben mir den Alltag vor", sagt er. "Die Schäferei ist eine ganz traditionelle, altmodische Arbeit." Er arbeitet, wie schon der Großvater vor 50 Jahren gearbeitet hat.
Müller ist ein Protagonist der Fernsehdokumentation "24 Stunden Bayern" des Bayerischen Rundfunks, die am kommenden Montag 24 Stunden am Stück ausgestrahlt wird. Den ganzen Tag ist er immer wieder in der Sendung zu sehen. "Das Kamerateam hat mich zwei volle Tage begleitet", erzählt Müller. Am ersten Tag haben sie den Dreh vorbereitet, haben sich einen Eindruck von seiner Arbeit und den Drehorten gemacht, am zweiten Tag wurde sein Arbeitstag gefilmt, angefangen davon, dass er die Lämmer im heimischen Stall versorgt und sich um den Maschinenpark kümmert, bis zur eigentlichen Hütearbeit in der Rhön. Die Fernsehleute haben sich sehr zurückgehalten. "Es war erst ein bisschen ungewohnt. Ich habe dann aber ganz normal meine Arbeit gemacht und nicht mehr an das Kamerateam gedacht."
Der Wanderschäfer aus Aura ist einer von mehr als 80 Protagonisten im Freistaat, die vor einem Jahr von 104 Filmteams zeitgleich begleitet wurden. Der aus Berlin stammende Filmemacher Volker Heise hatte vor mehr als zwei Jahren damit angefangen, das Projekt zu planen. "Die Grundidee ist ganz einfach. Wie erzählt man in einem Bundesland den Alltag und zwar so, dass es die Menschen interessiert?", fragt er. Und die passende Antwort: "Wir drehen 24 Stunden und zeigen es 24 Stunden in Echtzeit. Das was man um neun Uhr sieht, ist um neun Uhr passiert."
Herausgekommen ist ein Zeitdokument, das zeigt, wie es heute im Freistaat aussieht. Es erzählt einen Tag aus der Perspektive der Menschen in Bayern, abseits von Klischees à la Bier, Berge, Schlösser, Oktoberfest und Fußball. "Wie lebt zum Beispiel der, der in Bad Kissingen morgens im Hotel die Betten macht?", meint er. Der Regisseur ist vorab wochenlang inkognito durch Deutschlands größtes Bundesland gereist, um die Vielfalt an Land und Leuten kennenzulernen: Auf der einen Seite die Ur-Bayern und Ur-Franken, auf der anderen Seite Migranten, die das Bild prägen, auf der einen Seite Großstädte und Hightech-Industrie, auf der anderen Seite ländlich geprägte Regionen.
Anhand des statistischen Jahrbuchs des Freistaats haben er und sein Team ausgewählt, welche Protagonisten sie stellvertretend für welche Regionen begleiten. Heise: "Wer lebt wo, wie arbeiten die Menschen, welche Milieus gibt es?" Für die Rhön fiel die Wahl etwa auf den Wanderschäfer, Bayerns bekanntestes Staatsbad Bad Kissingen wird unter anderem von einem Zimmermädchen, Friseur und Fürst Rakoczi Darsteller Timo Baier sowie der Leiterin des Kurorchesters Elena Iossifova repräsentiert. "Es gibt viele Kurorte in Bayern. Bad Kissingen fand ich spannend, weil es exemplarisch ist. Es gibt drei Protagonisten, an denen wir erzählen können, wie die Stimmung in der Stadt ist", sagt er.
"Seit zwei Jahren trinke ich nach jedem Nachmittagskonzert konsequent Luitpoldwasser", erzählt die 36-jährige Orchesterleiterin. Das tue ihr gesundheitlich gut. Ihr Ritual stieß auf großes Interesse seitens des Kamerateams. "Wir haben mehrmals gedreht, wie ich zapfe und trinke." Außerdem hat sie den Fernsehleuten gezeigt, wo sie die freie Zeit zwischen Konzertpausen verbringt. Dabei führte sie durch das Herz der Kuranlagen rund um Wandelhalle, Regentenbau und Luitpoldpark. "Leider war das Wetter etwas grau und es hat genieselt", sagt sie.
Die Dokumentation biete mit den Protagonisten, den Landschaftsaufnahmen und den Stadtansichten dennoch viele gute Bilder. "Man sieht Bad Kissingen auch in den entscheidenden Momenten. Das war uns wichtig", meint Heise.
Doku Am 3. Juni 2016 dokumentieren 104 Kamerateams den Alltag von mehr als 80 Menschen in Bayern. Mit dabei sind bekannte Filmemacher wie Doris Dörrie, Andres Veiel und Marcus H. Rosenmüller.
Termin Der Bayerische Rundfunk strahlt die Sendung aus am Montag, 5. Juni, ab sechs Uhr morgens bis zum darauf folgenden Morgen um sechs Uhr. Wer das verpasst, kann sie mehrere Wochen in der BR-Mediathek ansehen. Später ist eine DVD und ein Buch geplant. Das Filmmaterial soll im Haus der bayerischen Geschichte archiviert werden. lbo
Jeden Tag steht er bei der Herde auf den Hängen des Arns- und des Kreuzberges - von früh bis spät, bei Wind und Wetter. Er führt die 800 Merinoschafe von Wiese zu Wiese, fährt Wasser zum Tränken, steckt Zäune für die Nacht und kontrolliert einzelne Tiere auf Krankheiten und Verletzungen. Manchmal, wenn es auf der Weide nichts zu tun gibt, steht er auch einfach nur auf seinen Schäferstab gestützt da und schaut der Herde zu. "Die Schafe geben mir den Alltag vor", sagt er. "Die Schäferei ist eine ganz traditionelle, altmodische Arbeit." Er arbeitet, wie schon der Großvater vor 50 Jahren gearbeitet hat.
Zwei Tage mit Kamerateam
Müller ist ein Protagonist der Fernsehdokumentation "24 Stunden Bayern" des Bayerischen Rundfunks, die am kommenden Montag 24 Stunden am Stück ausgestrahlt wird. Den ganzen Tag ist er immer wieder in der Sendung zu sehen. "Das Kamerateam hat mich zwei volle Tage begleitet", erzählt Müller. Am ersten Tag haben sie den Dreh vorbereitet, haben sich einen Eindruck von seiner Arbeit und den Drehorten gemacht, am zweiten Tag wurde sein Arbeitstag gefilmt, angefangen davon, dass er die Lämmer im heimischen Stall versorgt und sich um den Maschinenpark kümmert, bis zur eigentlichen Hütearbeit in der Rhön. Die Fernsehleute haben sich sehr zurückgehalten. "Es war erst ein bisschen ungewohnt. Ich habe dann aber ganz normal meine Arbeit gemacht und nicht mehr an das Kamerateam gedacht."
Der Wanderschäfer aus Aura ist einer von mehr als 80 Protagonisten im Freistaat, die vor einem Jahr von 104 Filmteams zeitgleich begleitet wurden. Der aus Berlin stammende Filmemacher Volker Heise hatte vor mehr als zwei Jahren damit angefangen, das Projekt zu planen. "Die Grundidee ist ganz einfach. Wie erzählt man in einem Bundesland den Alltag und zwar so, dass es die Menschen interessiert?", fragt er. Und die passende Antwort: "Wir drehen 24 Stunden und zeigen es 24 Stunden in Echtzeit. Das was man um neun Uhr sieht, ist um neun Uhr passiert."
Herausgekommen ist ein Zeitdokument, das zeigt, wie es heute im Freistaat aussieht. Es erzählt einen Tag aus der Perspektive der Menschen in Bayern, abseits von Klischees à la Bier, Berge, Schlösser, Oktoberfest und Fußball. "Wie lebt zum Beispiel der, der in Bad Kissingen morgens im Hotel die Betten macht?", meint er. Der Regisseur ist vorab wochenlang inkognito durch Deutschlands größtes Bundesland gereist, um die Vielfalt an Land und Leuten kennenzulernen: Auf der einen Seite die Ur-Bayern und Ur-Franken, auf der anderen Seite Migranten, die das Bild prägen, auf der einen Seite Großstädte und Hightech-Industrie, auf der anderen Seite ländlich geprägte Regionen.
Kissingen als typischer Kurort
Anhand des statistischen Jahrbuchs des Freistaats haben er und sein Team ausgewählt, welche Protagonisten sie stellvertretend für welche Regionen begleiten. Heise: "Wer lebt wo, wie arbeiten die Menschen, welche Milieus gibt es?" Für die Rhön fiel die Wahl etwa auf den Wanderschäfer, Bayerns bekanntestes Staatsbad Bad Kissingen wird unter anderem von einem Zimmermädchen, Friseur und Fürst Rakoczi Darsteller Timo Baier sowie der Leiterin des Kurorchesters Elena Iossifova repräsentiert. "Es gibt viele Kurorte in Bayern. Bad Kissingen fand ich spannend, weil es exemplarisch ist. Es gibt drei Protagonisten, an denen wir erzählen können, wie die Stimmung in der Stadt ist", sagt er."Seit zwei Jahren trinke ich nach jedem Nachmittagskonzert konsequent Luitpoldwasser", erzählt die 36-jährige Orchesterleiterin. Das tue ihr gesundheitlich gut. Ihr Ritual stieß auf großes Interesse seitens des Kamerateams. "Wir haben mehrmals gedreht, wie ich zapfe und trinke." Außerdem hat sie den Fernsehleuten gezeigt, wo sie die freie Zeit zwischen Konzertpausen verbringt. Dabei führte sie durch das Herz der Kuranlagen rund um Wandelhalle, Regentenbau und Luitpoldpark. "Leider war das Wetter etwas grau und es hat genieselt", sagt sie.
Die Dokumentation biete mit den Protagonisten, den Landschaftsaufnahmen und den Stadtansichten dennoch viele gute Bilder. "Man sieht Bad Kissingen auch in den entscheidenden Momenten. Das war uns wichtig", meint Heise.
24 Stunden Bayern: Über das Projekt
Doku Am 3. Juni 2016 dokumentieren 104 Kamerateams den Alltag von mehr als 80 Menschen in Bayern. Mit dabei sind bekannte Filmemacher wie Doris Dörrie, Andres Veiel und Marcus H. Rosenmüller. Termin Der Bayerische Rundfunk strahlt die Sendung aus am Montag, 5. Juni, ab sechs Uhr morgens bis zum darauf folgenden Morgen um sechs Uhr. Wer das verpasst, kann sie mehrere Wochen in der BR-Mediathek ansehen. Später ist eine DVD und ein Buch geplant. Das Filmmaterial soll im Haus der bayerischen Geschichte archiviert werden. lbo
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