Hoteldirektor Hans Markwalder blickt auf ein schwieriges Jahr zurück. Das Hotel Sonnenhügel hatte 2021 pandemiebedingt die meiste Zeit geschlossen - erst im Juli startete der Betrieb. "Dann waren wir sehr gut gebucht, mit einem guten Umsatz", sagt er. Die zuletzt steigenden Inzidenzen hatten die Gäste nicht davon abgehalten, in dem Familienhotel Urlaub zu machen. Entsprechend ist Markwalder mit den Buchungszahlen während der Weihnachtsferien zufrieden.
Ein anderes wichtiges Geschäftsfeld ist hingegen komplett eingebrochen. "Das Tagungsgeschäft ist kaum existent. Mit unserer Konzentration auf Familien und Kindern können wir das kompensieren", berichtet der Hotelier . Derzeit ist kaum Besserung in Sicht. Zwei Tagungen mit je 100 Gästen sind im Frühjahr bislang bestätigt, eine große mit 500 Besuchern wurde hingegen abgesagt. "Das sind Verluste, die sehr schmerzen", klagt er. Den Organisatoren seien die Risiken zu groß. Markwalder ist aber optimistisch, dass sich das Tagungsgeschäft langfristig wieder erholt. Gerade bei größeren Veranstaltungen seien Online-Meetings oft keine praktikable Alternative. "Das Lebendige fehlt", sagt er.
Wie sehr das Tagungsgeschäft zu kämpfen hat, zeigt ein Blick in die Gästestatistik, die die drei Staatsbäder im Landkreis - Bad Kissingen , Bad Bocklet und Bad Brückenau - jetzt vorgelegt haben. Die Zahl der Tagungsgäste in Bad Kissingen war im ersten Coronajahr bereits um mehr als 70 Prozent eingebrochen, 2021 ging sie nochmals um annähernd ein Viertel zurück. In absoluten Zahlen ausgedrückt heißt das: 26 000 Tagungsgäste besuchten Bad Kissingen vor der Pandemie, zuletzt waren es 5300.
Der starke Einbruch bei den Besucherzahlen hat sich insgesamt nicht fortgesetzt. Sowohl bei den Ankünften, als auch bei den Übernachtungen ist eine leichte Erholung zu sehen. 2021 kamen rund 187 000 Gäste in die Kliniken, Hotels, Pensionen, auf die Camping- und Wohnmobilstellplätze der drei Staatsbäder. Das sind 7000 Gäste beziehungsweise 100 000 Übernachtungen mehr. Gleichwohl ist die aktuelle Marke von 1,4 Millionen Übernachtungen noch weit vom Vor-Corona-Wert (2,1 Millionen) entfernt - allein in Bad Kissingen fehlen 600 000 im Vergleich zu vorher. Gründe sind der lange Lockdown (Hotels durften Ende Mai wieder öffnen) und die geringere Auslastung aufgrund der Hygieneregeln.
Eine Millionen Übernachtungen
In Bad Kissingen ist die Erleichterung spürbar, dass der Absturz im wichtigsten Wirtschaftszweig gestoppt ist. "Wir haben es geschafft, dass die Übernachtungszahlen in den Monaten, in denen das Reisen möglich war, fast auf dem Niveau normaler Jahre lagen", sagt Oberbürgermeister Dirk Vogel ( SPD ). Laut Statistik waren die Monate von August bis Oktober am stärksten. In dieser Zeit kamen mehr als die Hälfte der Gäste. Die Hotels waren gut ausgelastet. "Einige Häuser haben Spitzenniveau erreicht", teilt die Staatsbad GmbH mit. Mehr als eine Millionen Übernachtungen wurden registriert. Sowohl die Ernennung zum Welterbe, als auch das Kulturprogramm hätten die Entwicklung befördert. Kurdirektorin Sylvie Thormann geht davon aus, dass auch 2022 Inlandsreisen beliebt bleiben.
Thomas Beck , Kurdirektor in Bad Bocklet, berichtet ebenfalls, dass der Kurort im Sommer und Herbst gut besucht war. Steigende Inzidenzen und eine Verunsicherung wegen der Omikron-Virusvariante hatten jedoch ein gutes Weihnachtsgeschäft verhindert. Aktuell sei das Gästeniveau niedrig, viele Häuser erleben zögerliche Buchungen und Stornierungen. "Der Großteil der Gäste entscheidet kurzfristig, ob er für ein Wochenende zu uns kommt", klagt Beck. Auch in den Rehakliniken sei eine gewisse Zurückhaltung spürbar. "Es läuft, aber es könnte besser sein", sagt er zusammenfassend.
In Bad Brückenau fehlen zwar ebenfalls noch viele Patienten und Touristen im Vergleich zu normalen Jahren, in der Stadt haben sich die Gästezahlen aber prozentual am stärksten erholt. Friederike Gäfke von der Touristinformation erklärt das mit der Lage in der Rhön. "Die Leute orientieren sich zum Deutschland-Urlaub. Bei uns haben sie viele Möglichkeiten zum Wandern und Radfahren", sagt sie. Diesen Trend habe Bad Brückenau nutzen können.
