Ein leichter, süßlicher Geruch erinnert an die zahlreichen Limos und alkoholischen Getränke, die konsumiert wurden. Knietief stehen die Männer in den Flaschenverschlüssen. Ein lautes Knirschen bei jedem Schritt. Langsam füllt sich der Transporter.
Ein unscheinbares Haus in Garitz. Wären da nicht dieser riesige blaue Transporter und zig gestapelte Kartons, Müllsäcke und Mülltonnen auf der Einfahrt. „55 Säcke, 70 Kartons und mehrere Mülltonnen“, wie Hans Krambo später berichtigt.
Im Dezember vergangenen Jahres war der Transporter vorläufig das letzte Mal da. Damals kamen beachtliche 1,7 Tonnen an Schraubverschlüssen zusammen.
Mit einem Mitarbeiter vom Recyclinghof Baumann aus Donnersdorf leer Hans Krambo die vollen Boxen und Säcke im Transporter aus.
Gesammelt werden viele der gespendeten Verschlüsse bei Jonas Großeltern. „Im Keller ist mittlerweile nur noch ein schmaler Gang, so viele Boxen haben sich da gesammelt“, sagt Jonas Oma freudig, während sie die ausgeleerten Boxen stapelt.
1,63 Tonnen Schraubverschlüsse sind bei dieser Ladung zusammengekommen – „eine Spitzen-Sammelmenge“, berichtet Hans Krambo.
Verein „Jonas hilft“ sammelt Flaschenverschlüsse
Im Oktober 2021 wurde bei Jonas eine unheilbare Tumorerkrankung diagnostiziert. Zehn Monate später, im August 2022, verstarb der Elfjährige an den Folgen dieser Erkrankung.
Um betroffenen Kindern und ihren Familien zu helfen, gründete seine Familie im Jahr 2023 den Verein „Jonas hilft.
Der Verein unterstützt Kinder mit ähnlichen Diagnosen und deren Angehörige durch verschiedene Maßnahmen, darunter die Erfüllung von Herzenswünschen und die Organisation von Freizeitaktivitäten.
Ein Schwerpunkt des Vereins ist die Sammlung von Kronkorken und Drehverschlüssen aus Aluminium und Kunststoff. Derzeit gibt es über 40 Sammelstellen, wobei die am weitesten entfernte in Hanau liegt. Sammelstellen gibt es in Sportvereinen , Logo-Getränke-Märkten, Drogerien und bei Privatleuten. Nun sammelt auch die Realschule in Bad Kissingen Flaschenverschlüsse für den guten Zweck.
SMV-Initiative für den Verein
Seit den Faschingsferien läuft die Aktion bereits. Gesammelt werden Kronkorken-, Aluminium- und Kunststoffflaschenverschlüsse. Dafür sind vor dem Hausmeisterverkauf Eimer aufgestellt. Verschlüsse können noch bis zum Ende des Schuljahres dort gespendet werden.
Katharina Zollner, eine Schülerin der SMV (Schülermitverantwortung), hat sich für die Spendenaktion starkgemacht. „Als betreuende Lehrkraft fand ich es schön, dass von den Schülern selbst die Initiative ergriffen wurde“, sagt Verbindungslehrkraft Martina Scheuernstuhl.
Die Realschule ist überwältigt von dem bisherigen Ansturm und Engagement der Schülerinnen und Schüler. Laut Angaben der Schule sind bereits 130 Kilogramm an Verschlüssen zusammengekommen.
Badminton für den guten Zweck
Jonas besuchte die Realschule in Bad Kissingen. „Er hat leidenschaftlich gerne Badminton gespielt“, sagt Jonas Opa. Das sogar ziemlich erfolgreich. 2021 wurde er trotz seiner Erkrankung bayerischer Badminton-Meister im Doppel.
Der Skiclub Bad Kissingen organisiert deshalb dieses Jahr den nun dritten Jonas-Krambo-Cup im Badminton zugunsten des Vereins. Die Idee – Badminton spielen und nebenbei Geld für den guten Zweck verdienen. Auch dieses Jahr können Teilnehmer am 3./4. Mai in der Bayernhalle gegen eine kleine Startgebühr, das tun, was Jonas so viel Freude bereitet hatte.
Kinder- die Motoren des Vereins

Jonas’ Opa weiß genau, warum die Spendenaktion vor allem von den Kindern so gut angenommen wird. Gemeinsam mit dem Verein „Jonas hilft“ gibt Hans Krambo Workshops an Grundschulen und Kindergärten. Dort erklärt er den Kindern, was genau gesammelt wird und was mit den gesammelten Flaschenverschlüssen passiert. „Es ist wichtig, das den Kindern zu erklären. Kinder sind unsere Motoren. Die sind die Ersten, die ihre Eltern auffordern, die Verschlüsse nicht einfach wegzuschmeißen“, erklärt der 75-Jährige. Damit die Kinder nicht mit leeren Händen nach Hause gehen, bastelt Krambo oft mit ihnen etwas mit Kronkorken.

Wie viel Geld zusammen kommt, ist unterschiedlich. Jonas Vater, Timo Krambo: „Es ist immer abhängig vom jeweiligen Tagespreis. Für Kronkorken bekommen wir im Durchschnitt 120 Euro pro Tonne, für Drehverschlüsse sind es 270 Euro.“
20.000 Euro gegen den Krebs
„Wir unterstützen die Forschung in der Behandlung von kindlichen Hirntumoren“, erklärt Krambo. Die Diagnose Hirntumor ist laut der Deutschen Hirntumorhilfe die häufigste krebsbedingte Todesursache bei Kindern.
Lego-Set oder doch die Reise ins Disneyland?
Der Verein hat sich auch zur Aufgabe gemacht, Herzenswünsche zu erfüllen. 40 Herzenswünsche für 25 Kinder konnte Timo Krambo bereits wahr werden lassen. „Je nach Wert des Geschenks können Kinder auch mehrere Wünsche äußern“, erklärt Krambo. Anfang des Jahres erhielt ein 15-jähriger Junge mehrere Lego-Sets.
Ein Wunsch war zwar finanziell machbar, aber konnte trotzdem nicht erfüllt werden. „Ein Mädchen wollte auf ein Taylor Swift Konzert gehen“, berichtet der Vorsitzende. Allerdings ist das Team nicht mehr rechtzeitig an Karten gekommen. „In vielen Fällen ist der Artist einfach zu groß, da kommt man nicht so leicht ans Management ran.“
Von Mäusen und Alpakas
Der Verein bietet auch Ausflüge oder andere Angebote für betroffene Kinder und deren Familien an. Zum Beispiel eine Alpaka-Wanderung im Mai auf einer Farm in der Nähe von Arnstein.
Im Oktober findet wieder der Bauernhof-Tag statt. „Letztes Jahr hatten wir über 100 Personen, die mitmachen wollten“, erinnert sich Timo Krambo. Damit meint der Vorsitzende nicht 100 Betroffene, sondern auch Geschwister und andere Familienmitglieder . „Die Familien, die ein schwer krankes Kind haben, brauchen auch mal eine Auszeit, um Kraft zu tanken. Oft stellen die Eltern in dieser schweren Zeit ihre eigenen Bedürfnisse zurück.“
Hans Krambo, Jonas Opa, erinnert sich noch an den letzten Besuch im Erlebnisbauernhof. „Einmal haben Kinder eine Maus gefangen. Frau Wagenbrenner, die Besitzerin vom Bauernhof, hat ganz gelassen den Eltern erklärt: Hände kann man immer waschen, aber das Erlebnis ist einzigartig.“
Die meisten, so Krambo, können sich diese Ausflüge selbst leisten. „Zeit ist das Wertvollste, das man hat mit seinen Kindern, und Planen kostet eben Zeit, deswegen übernehmen wir das gerne.“

