Die sechzehnjährige Marina Kiesel aus Reiterswiesen fährt werktags zur Fachoberschule nach Schweinfurt - und das nicht mit dem Bus sondern mit dem Auto. Genauer gesagt mit dem Ellenator. Er ist ein umgebauter Personenkraftwagen, erfunden von dem Kfz-Meister Wenzeslaus Ellenrieder aus Döslingen im Allgäu. Um dieses Auto benutzen zu dürfen, wird lediglich der Führerschein A1 benötigt. Doch ganz Ohne ist das Fahren des Ellenators nicht.
Marina Kiesel nutzt seit knapp einem Monat den Ellenator. Ihr Opa sei im Internet auf das Gefährt gestoßen, erzählt sie der Zeitung. Anschließend sprachen die Eltern der Sechzehnjährigen mit Günter Götz, dem Inhaber des gleichnamigen Autohauses in Bad Kissingen, und holten ihren umgebauten Fiat 500 ein paar Wochen darauf im Allgäu ab. Sie komme mit dem Wagen gut zurecht, erzählt Marina. Trotzdem meint sie: "Das kann man aber mit einem normalen Auto nicht vergleichen, das fährt sich komplett anders."
Der klrer Nachteil dieses Ellenators Autos sei, dass man so schwer einen Parkplatz findet. Denn wegen der eng beieinander liegenden Hinterreifen könne man sich nicht auf Gehsteige stellen und müsse deshalb in der Stadt oft lang nach einem geeigneten Platz suchen. Außerdem: "Es ist gefährlich, Jugendlichen das Autofahren zu erlauben - vor allem wenn man davor noch nie Auto gefahren ist", findet Marina.
Dieser Meinung ist auch Günter Götz: Es sei "eigentlich schon irre" dass Jugendliche, die nur einen A1 Führerschein besitzen und ausschließlich das Motorrad- oder Rollerfahren gewohnt sind, in ein Auto gesetzt werden, ohne das Kuppeln, Schalten oder Anfahren gelernt zu haben. "Der Erfinder hat einfach die Gesetzeslücke genutzt", sagt Günter Götz. Dennoch: Die Sicherheit sei in dem Ellenator genauso gewährleistet wie bei einem normalen Kraftfahrzeug, weil sämtliche Sicherheitseinrichtungen gleich sind.
Um ein Auto zu einem Ellenator umbauen zu lassen, wird das Fahrzeug, das die Kunden kaufen, zu einer speziellen Werkstatt gebracht. Laut der offiziellen Internetseite von Ellenrieder sei dafür ein Fiat 500, der nicht älter als zwei Jahre sein darf, optimal geeignet. Die Kosten für einen solchen Umbau liegen bei etwa 5600 Euro, bei einem Cabrio werden 300 Euro mehr verlangt.
Seit 2015 werden die Umbauten mit Straßenzulassung verkauft. Weil die zwei Hinterreifen so nah beieinander liegen, dass sie als eines zählen und der Motor auf 15 Kilowatt/20 Pferdestärken gedrosselt ist, wird das Auto als dreirädriges Fahrzeug der EG-Fahrzeugklasse L5e eingestuft. Wenn Marina in zwei Jahren dann ein normales Auto fahren darf, möchte sie den Ellenator weitergeben oder verkaufen. "Ein Umbau vom Ellenator zum normalen Auto lohnt sich auf jeden Fall nicht".