
Schon im Treppenhaus zur Alten Aula kann man ihn vernehmen, den an- und abschwellenden Chorgesang, mehrstimmig. Beim Eintreten in die Halle, die an diesem Tag als Trainingslager für Chorsängerinnen und -sänger aus dem ganzen Landkreis und darüber hinaus herhält, ist man sofort eingehüllt in eine Klangwolke von Sopran-, Tenor-, Alt- und Bassstimmen.
Seit knapp zwei Stunden sind die Sänger schon am Werk, üben Lieder ein, fügen Töne, Takte und Texte zu einem Chor. Die Sänger lassen sich nicht ablenken, ihre Augen hängen gebannt an der lebhaft am Dirigentenpult agierenden Ilona Seufert. Die Musiklehrerin ist Gruppen-Chorleiterin. In ihrer schwungvollen und körperbetonten Art übt sie mit der Sängerschar eine afrikanische Weise ein, Stimme um Stimme, am E-Piano die Töne vorgebend.
Man erkennt schon das Mehrstimmige, Harmonie klingt an, langsam wächst das Lied, wird mächtiger Chorgesang daraus. Damit es nicht zu langweilig wird, gleich noch ein anderes: „Sing, shout, clap your hands“, mit viel Bewegung und Körpereinsatz. Die Vorgaben werden, man geht mit der Zeit und nutzt die Technik, auf einer Leinwand angezeigt. Nach einer Verschnaufpause übernimmt dann Nikolaus Metz den Dirigentenstab. Nach englischem ist jetzt wieder afrikanisches Liedgut angesagt. Andrea Metz hat ein deutsches Lied und einen Scherz-Kanon mit Sprachenmix von Mozart mitgebracht. Sie ist die dritte im Bunde der Chordirigenten.
150 Sänger hatten sich zur diesjährigen Schulung der Sängergruppe Bad Kissingen in Münnerstadt eingefunden. Seit Jahren erfreut sich dieses Wochenendseminar großer Beliebtheit. Chormitglieder können dort unter der Leitung anderer als der gewohnten Dirigenten singen, anderes als das vertraute Liedgut. Stimm- und Sprachtraining, neue Literatur und elementare Bewegung werden vermittelt. Aber auch „Sitzhaltung und lächelnde Gesichter sind wichtig“, so Nikolaus Metz. Der Altersunterschied der Teilnehmer beträgt bis zu 60 Jahre. Von Untereschenbach bis Münnerstadt, von Burkardroth bis Rottershausen sind Teilnehmer aus 21 der 42 Chöre der Sängergruppe in der Alten Aula. Sogar aus Kützberg, das zur Sängergruppe Schweinfurt gehört, hatten sich vier Sänger eingefunden.
Die größten Kontingente kommen aus Garitz (30), Münnerstadt und Reiterswiesen (je 12) sowie Stangenroth und Oerlenbach (11/10). Auch bei der Sängerschulung sind mehr als zwei Drittel Frauen.
Während der Mittagspause äußert Sängergruppen-Vorsitzender Ewald Kiesel, Organisator der Veranstaltung, seine Freude über die rege Beteiligung. Allerdings sagt er, dass es „vielleicht ein wenig zu viel des Guten mit englischen und afrikanischen Liedern sei“. Die Sänger murrten schon. Das Erlernte stellten die Teilnehmer am Sonntagnachmittag im Rahmen eines Abschlusskonzertes vor.
Seit 15 Jahren, seitdem diese Schulungen in Münnerstadt durchgeführt werden, ist Josef Schäfer aus Premich dabei. „Mir macht das unheimlich Spaß, es ist schon etwas Besonders, in so einer großen Gemeinschaft Neues zu lernen. Das Wochenende belebt und erfreut mich jedes Mal wieder !“ Schäfer, der 18 Jahre an vorderster Stelle im „Liederkranz Premich“ stand und seit 60 Jahren aktiver Sänger ist, kann heuer seinen 80. Geburtstag feiern.