„Zu runden Geburtstagen lädt man die Familie ein und verbindet das mit einem Rückblick“ erklärte Richard Fix als 2. Vorsitzender des Ski-Clubs Bad Kissingen und begrüßte damit die Ski-Club-Familie zur Feier anlässlich der Gründung vor 100 Jahren. Doch nicht nur der Blick zurück wurde auf kreative Weise den knapp 100 Gästen präsentiert, sondern mit der neuen Stockbahn an der Lindesmühlpromenade und einer erfolgreichen Badminton-Abteilung auch die Zukunft des Vereins vorgestellt.
Neben Gästen wie Oberbürgermeister Dirk Vogel und Kurdirektorin Sylvie Thormann konnte der Verein auch Vertreter des Rhönklub Zweigvereins Bad Kissingen begrüßen. Der Grund hierfür: Der Bad Kissinger Rhönklub ist die „Mutter des Ski-Clubs“, denn anfangs war man eine Unterabteilung, bevor man 1935 als „Skiabteilung Bad Kissingen e.V.“ selbstständig wurde. Die kleine Zeitreise, moderiert vom Vorsitzenden Jürgen Tenschert und untermalt mit historischen Bilddokumenten aus Chroniken und Festschriften, begann am 10. Januar 1923, als 30 Mitglieder die eigenständige Ski-Abteilung im Rhönklub gründeten. Sechs Jahre später waren es bereits 129 Mitglieder, und Tenschert berichtete von markanten Persönlichkeiten wie Willi Wegemer oder Philipp Dees, die mit viel Idealismus den neu aufkommenden Wintersport frönten.
Dabei sei nicht das Skifahren an sich die Herausforderung der damaligen Zeit gewesen, sondern die „Tagestour mit anstrengendem Anmarsch“, um an der Kissinger Hütte oder am Kreuzberg Skifahren zu können. Darüber hinaus waren die Winter so schneereich, dass man 1926 den 1. Kissinger Langlauf ab dem Theaterplatz organisierte und 1929 am Sinnberg eine Sprungschanze eröffnen konnte. Bei beidem waren Ausrüstung und Stil zweitrangig, es zählte die Freude am Skilanglauf, Skifahren und Skispringen, wobei schon damals Kissinger Sportler Erfolge vorweisen konnten.
Einer davon war Horst Herbst, der als Zeitzeuge von Feuerberg-Rennen und Rhöner Langlaufveranstaltungen berichtete und bekannte: „Es war alles sehr persönlich und wir hatten eine starke Verbundenheit.“ Für Karin Tenschert, die von Ski-Alpin berichtete, steht ein Name für die Erfolge der Abteilung: „Alex Pfister war prägend für Generationen von Kissinger Skifahrern.“ Und diese hatten ab 1969 den Feuerberg im Griff, denn ab da gab es dort einen Sessellift. Bis zu 140 Kindern und Jugendlichen brachten dort 15 Skilehrer an Wochenenden das Skifahren bei, die mit drei Bussen anreisten. Außerdem organisierte die Abteilung noch fünf Skireisen pro Winter in die Alpen und 25 Jahre war Itter in Tirol der Anlaufpunkt für Jugendreisen. Skigymnastik mit 100 Teilnehmern ergänzte das Angebot, das sich heute auf eine Skireise beschränkt.
Für die Abteilung „Stocksport“ berichtete Kurt Förg, der bereits als Kind seinen Vater zum Eisstockschießen auf dem „Eissee im Rosenviertel“ begleitete. Was in den 1960er Jahren in Nordbayern exotisch war, entwickelte sich zu einem beliebten Sport, der auch auf gefrorenen Hochwasserflächen in den Saale-Auen oder später auf einer Wasserfläche am Ballinghain erfolgte – mit geselligem Abschluss in der angrenzenden Gaststätte. Mit der Kissinger Eissporthalle, die 1977 in Betrieb genommen wurde, kam es zu regelmäßigem Training, zu vielen Mannschaften und zu Erfolgen, die bis in die Bezirksoberliga führten. Zum Ganzjahressport wurde Stockschießen durch die Sommerbahn ab 1991 an der Lindesmühlpromenade, die 2010 saniert und 2023 mit 450 Stunden Eigenleistung auf den neuesten Stand gebracht wurde – hierfür gab es Dank an Kurdirektorin Sylvie Thormann für die sehr gute Zusammenarbeit und einen „Pachtvertrag mit vielen Änderungswünschen“. Auch hier möchte man mit Hütte und Terrasse die geselligen Möglichkeiten nutzen: „Bahn gekehrt – Kühlschrank voll!“, so Kurt Förg zum Schluss.
Mit der Eissporthalle erweiterten sich die Möglichkeiten und die Mitgliederzahlen – so wurde der Ski-Club mit fast 2000 Mitgliedern zum größten Verein Bad Kissingens. Ehrenvorsitzender Christian Draga berichtete von Eislaufkursen mit insgesamt 800 Kindern, von Übungsleitern, die Mannschaften für Wettbewerbe formten, von den vier „Eis-Galas“, die man erfolgreich organisierte, wobei man u.a. die bekannte Eiskunstläuferin Denise Biellmann als Gast begrüßen konnte, und dankte „allen, die sich ehrenamtlich um die Kinder gekümmert haben“.
In der Club-Jacke von 1990 präsentierten Christian Keul und Harry Grundmann den Eishockey-Sport. Bereits ein Jahr nach Eröffnung der Eishalle nahm man Spielrunden teil und über eine erfolgreiche Nachwuchsarbeit löste „die Alternative zum Fußball“ einen Eishockey-Boom aus – mit entsprechenden Erfolgen der Mannschaften. „Wir sind groß geworden mit Eishockey und Schule“, so das Duo, wobei sich die Wertung aus der Wortfolge ergab und dies durch Hinweise auf legendäre Derbys gegen Haßfurt, zu Trainingscamps oder auf Fahrten zu Weltmeisterschaften belegt wurde. Im Jahr 2004 wurde man als „Kissinger Wölfe e.V.“ eigenständig, nach dem Verkauf der Eishalle ging die Ära des Eishockeysports in Bad Kissingen im Jahr 2019 zu Ende.
„Die Winter wie früher gibt es nicht mehr. Ihr braucht noch etwas anderes“: Die vorausschauenden Worte von Alex Pfister waren der Anstoß für die Gründung der Badminton-Abteilung , die mittlerweile mit 144 Mitgliedern die größte Abteilung des Vereins ist. Barbara Siegler, von Anfang an dabei, berichtete von den Anfängen in der Turnhalle der Staatlichen Berufsschule und den Einschränkungen ob der hohen Nachfrage. Im Jahr 1992 wurde man eine eigenständige Abteilung, damit Mitglied im Badminton-Verband und damit gehörten Verbandsspiele und Turniere zum Alltag der Aktiven. Vereinsmeisterschaften, offene Stadtmeisterschaften, Erfolge und Aufstiege der Mannschaften ergaben sich in den Folgejahren und erst Corona bremste den Höhenflug mit dem Aufstieg der 1. Mannschaft in die Bezirksoberliga. Ihren Dank an die Eltern unterstrich Barbara Siegler mit dem Vertrauen, das man genoss: „Für Turniere wurden uns die Kinder und Jugendlichen für mehr als zwölf Stunden anvertraut – heute undenkbar.“
Oberbürgermeister Dirk Vogel staunte über „den Pioniergeist zu einer Zeit, als der Skisport noch in den Kinderschuhen steckte“. In den 100 Jahren hat sich der Ski-Club den Gegebenheiten angepasst und mit „Engagement und Schaffenskraft die Grundlagen für die Zukunft gelegt“. Lob gab es von Seiten des Stadtoberhaupts für die starken Persönlichkeiten, die in der Vergangenheit die Wege bereiteten, und für diejenigen, die die Zukunft gestalten. Für den BLSV überbrachte Christian Keul die Glückwünsche und dankte der Vorstandschaft und den Aktiven, die den Verein am Leben erhalten.
Abschließend gab es die Ehrung langjähriger Mitglieder mit Urkunde, Ehrennadel und Präsent. Seit 70 Jahren Mitglied ist Harald Dees, 50 Jahre sind dabei Helmut Fischer , Joachim Grundmann, Werner Grundmann, Jochen Köllmer, Stefan Köllmer und Gerhard Zeller. 40 Jahre im Verein ist Jürgen Kober und 25 Jahre sind Mitglied Stefan Fella, Guilia Klimt und Heide Laute. Klaus Werner