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Hammelburg
100 Jahre Schienenverkehr Hammelburg: Langer Weg zum Lückenschluss
100 Jahre Schienenverkehr Hammelburg: 1854 ging der Bahnhof in Gemünden am Main in Betrieb, 1871 folgte Bad Kissingen und erst 1924 Hammelburg.
Ab 1935 kamen wieder Soldaten ins Lager Hammelburg. Das Foto entstand noch vor dem alten Bahnhofsgebäude.       -  Ab 1935 kamen wieder Soldaten ins Lager Hammelburg. Das Foto entstand noch vor dem alten Bahnhofsgebäude.
Foto: Archiv Josef Kirchner/Repro: Bianca Volkert | Ab 1935 kamen wieder Soldaten ins Lager Hammelburg. Das Foto entstand noch vor dem alten Bahnhofsgebäude.
Bianca Volkert
 |  aktualisiert: 09.12.2024 02:33 Uhr

Am 1. Oktober 1854 wurde der Bahnhof in Gemünden als Gemeinschaftsbahnhof der Preußischen Staatseisenbahnen und der Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen in Betrieb genommen. Am 1. Mai 1912 erhielt der Bahnhof den Zusatz „am Main.“ Damit sollte eine Verwechslung mit dem hessischen Bahnhof Gemünden Wohra vermieden werden. 1871 bekam die Kurstadt Bad Kissingen den Eisenbahnanschluss von Ebenhausen. Damit war die Chance für die Erschließung des Saaletals so gut wie ausgeschlossen.

Doch am 1. Juli 1884 eröffneten die Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahnen eine Stichbahn Gemünden – Hammelburg . Bayerns erste „Localbahn“, eine Sparversion im Gegensatz zu einer „Vollbahn“. Theobald Fuchs, Bürgermeister von Bad Kissingen und Vizepräsident des Landtages, hatte sich sehr überzeugend und mit großem Engagement für dieses Anliegen eingesetzt. Über die Saaletalbahn wurde Basalt vom Sodenberg abtransportiert. Eine Seilbahn führte vom Brecherwerk am Sodenberg zur Verladestation am Bahnhof von Morlesau .

Baubeginn unter schwierigen Bedingungen

Der Lückenschluss, der Baubeginn der Strecke Hammelburg – Bad Kissingen, erfolgte unter schwierigen Bedingungen. Es folgte der erste Weltkrieg und somit konnten die Gleisbauarbeiten erst 1919, zunächst als Notstandsarbeit, begonnen werden. Im ersten Bauabschnitt wurden die drei Saalebrücken Langendorf, Elfershausen und Trimberg sowie die Talübergänge Euerdorf und Trimberg gebaut.

400.000 Kubikmeter Erde und 45.000 Kubikmeter Fels galt es zu bewegen. Durchschnittlich waren 800 Arbeiter eingesetzt. Dann kam der freudige Tag in schwierigen Zeiten: Am Dienstag, 15. April 1924, konnte die hauptbahnmäßig erbaute, eingleisige Bahn Hammelburg – Bad Kissingen in Betrieb genommen werden.

Zur Feier des Tages Limo und ein Weck mit Wurst

Die Kinder hatten schulfrei und bekamen zur Feier des Tages eine Limo und einen Weck mit Wurst. Der Festzug startete in Bad Kissingen um 9 Uhr. Um 10 Uhr begrüßte Bürgermeister Michelbach den Zug mit vielen Ehrengästen in Hammelburg . Zur Würzburger Reichswehr-Kapelle unter Kapellmeister Hans Sauter stieg in Westheim die Westheimer Kapelle in den Zug. Der Festumzug führte vom Hammelburger Bahnhof in den städtischen Weinkeller, wo ein Begrüßungstrunk bereitstand.

Angeführt wurde die Gesellschaft von der Stadtkapelle Hammelburg unter dem Dirigenten Otto Weidel. Um 12 Uhr setzte sich der Zug wieder in Richtung Bad Kissingen in Bewegung. Zur offiziellen Eröffnungsfeier in Bad Kissingen lobten viele Persönlichkeiten aus der Öffentlichkeit das vollendete Werk.

Kraftfahrzeuge drängen Bahn zurück

Kissingens Oberbürgermeister Max Joseph Pollwein, Finanzminister Wilhelm Krauseneck und der Hammelburger Landtagsabgeordnete Dr. Alfons Probst fanden sich zu dieser Feierstunde ein. Es war ein freudiger Tag für die Bevölkerung im Saaletal.

Die Inanspruchnahme der Bahn wurde vom Siegeszug der Kraftfahrzeuge zurückgedrängt, behielt aber weiterhin ihre Bedeutung. 1972 fuhren täglich 18 Personenzüge und durchschnittlich 2400 Güterwaggons jährlich. Ein großer Teil der Güterabfertigung waren Militärtransporte. Mit 2,3 Millionen D-Mark war der Güterverkehr die Haupteinnahmequelle.

Drohendes Aus

In den 90er Jahren wollte die Bundesbahn die Strecke Hammelburg – Bad Kissingen stilllegen. Hans Josef Fell kämpfte als Stadtrat und später als Abgeordneter im Bundestag zusammen mit der IG Saaletalbahn erfolgreich für die Erhaltung der Bahnstrecke. Ihm ist mit seinem Einsatz im Bundestag nicht nur der Erhalt der Saaletalbahn zu verdanken, sondern auch, dass der Haltepunkt Ost am 11. September 2005 in Betrieb genommen wurde.

Die Strecke wird von der Erfurter Bahn bedient und befördert täglich 100 Schüler. Eine Bereicherung für den Tourismus ist das Bindeglied für den Naturpark Spessart, die Rhön und den Kurort Bad Kissingen. Der Schienengüterverkehr wird hauptsächlich von der Bundeswehr Lager Hammelburg und zum Transport von Holz genutzt.

Modernisierung in diesem Jahr

Im Jahr 2024 wird die Saaletalbahn modernisiert. Heute ist die Saaletalbahn fest verankert im Verkehrssektor der Region. Auch die Deutsche Bahn misst dem zukünftigen Betrieb nun hohe Bedeutung zu, wie die aktuellen umfangreichen Modernisierungsmaßnahmen aufzeigen.

 

 

Hammelburger Garnison-Soldaten des ersten Weltkriegs auf dem Weg an die Westfront, werden von ihren Familien verabschiedet.       -  Hammelburger Garnison-Soldaten des ersten Weltkriegs auf dem Weg an die Westfront, werden von ihren Familien verabschiedet.
Foto: Archiv Josef Kirchner/Repro: Bianca Volkert | Hammelburger Garnison-Soldaten des ersten Weltkriegs auf dem Weg an die Westfront, werden von ihren Familien verabschiedet.
1919 Bau der Bahnstrecke Hammelburg – Bad Kissingen, im Hintergrund der Hüterturm.       -  1919 Bau der Bahnstrecke Hammelburg – Bad Kissingen, im Hintergrund der Hüterturm.
Foto: Archiv Josef Kirchner/Repro: Bianca Volkert | 1919 Bau der Bahnstrecke Hammelburg – Bad Kissingen, im Hintergrund der Hüterturm.
Die Eisenbahnbrücke bei Trimberg       -  Die Eisenbahnbrücke bei Trimberg
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  • Petra Kaup-Clement
    In der NS-Zeit erbaute die Deutsche Reichsbahn 1940 ein neues Bahnhofsgebäude in Hammelburg, das heute noch neben dem alten steht.

    Das alte aus dem 19. Jh. war der Leibstandarte Hitlers und anderen Nazi-Grössen, die nach Hammelburg kamen, nicht repräsentativ genug.

    Mit Beginn des deutschen Angriffskriegs gegen die Sowjetunion (1941) wurde der neue und alte Hammelburger Bahnhof zum Schauplatz schrecklicher Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht:

    Tausende sowjetische Kriegsgefangene ( die neuere Forschung geht von 20 000 aus) wurden nach Hammelburg deportiert und kamen an den Gleisen in Viehwaggons bereits tot oder halbverhungert an. Weil der Anblick dieser Kriegsgefangenen so schrecklich war, wurde der Fussmarsch ins Lager aus der inneren Bahnhofstrasse in den Langen Graben verlegt.

    Auch dies gehört zur Geschichte des Hammelburger Bahnhofs.

    Bis heute ist das 1940 erbaute, "neuere" Bahnhofsgebäude ein stummer, steinerner Zeuge der NS-Terrorherrschaft.
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