
Seit einem Jahrhundert ist der Posaunenchor Bad Brückenau ein fester Bestandteil der evangelischen Kirchengemeinde. Dieses besondere Jubiläum wird mit drei Veranstaltungen gefeiert, um nicht nur an die Gründer zu erinnern, die vor 100 Jahren den Grundstein legten, sondern auch die vielen Generationen von Bläserinnen und Bläsern zu würdigen, welche die Tradition weitergetragen haben.
Zum Auftakt gibt es am Sonntag, 23. März, einen Festgottesdienst. Im Sommer folgt eine Serenade im Georgi-Kurpark unter dem Motto „Wetten, dass 100 Bläser den Georgipark zum Klingen bringen?“ und am Reformationstag steht Bläsermusik in der Friedenskirche im Vordergrund.
Einblick in die Geschichte
Eigens zum Jubiläum wurde eine Festschrift herausgegeben, die einen Einblick in die lange Geschichte des Chores gibt und viele Persönlichkeiten nennt, die ihn geprägt haben.
Neben einem chronologischen Rückblick kommen auch die heute aktiven Musikerinnen und Musiker zu Wort.
Erinnerungen von Mechthild von Czettritz und Neuhaus
Mechthild von Czettritz und Neuhaus, die ehemalige Pfarrfrau, die den Chor zeitweise leitete und über 60 Jungbläser ausbildete, teilt ihre Erinnerungen. Wie etwa die an einen Kirchentag in Hamburg in den 1980er Jahren, bei dem die Jungbläser vom Regen überrascht wurden und am Ende alles, von den Noten über die Instrumente bis zur Kleidung, durchnässt war.
„Mein allergrößter Wunsch ist, dass der Posaunenchor auch nach dem 100-jährigen Jubiläum noch viele Jahre weiter besteht. Musik selbst zu machen und nicht nur zu konsumieren ist gerade in der heutigen Zeit so wichtig. Besonders auch für junge Menschen, die dadurch ihren Frust wegblasen könnten.“
Gründung und frühe Jahre
Die Gründung des Posaunenchores Bad Brückenau geht auf den 11. Juni 1925 zurück, als Andreas Schneider, Heinrich Reuter und Vikar Friedrich Schneidt bei einer Rhönwanderung die Idee entwickelten, einen Posaunenchor ins Leben zu rufen. Bereits im Sommer wurden Instrumente angeschafft, und am 1. Oktober 1925 erfolgte die offizielle Gründung.

Andreas Schneider leitete den Chor bis zu seinem Tod im Mai 1972 und bildete über 80 Schüler aus. Ein bemerkenswertes Kapitel in Schneiders Leben begann 1962, als er erblindete. Trotz dieser Herausforderung ließ er sich von seiner Tochter die einzelnen Stimmen auf dem Klavier vorspielen, die er sich dann auf der Trompete einprägte. Beeindruckend war seine Fähigkeit, alle Stücke auswendig zu spielen.

Wechselnde Leitung
Nach dem Tod von Andreas Schneider übernahm 1972 Erich Bartl, Musiklehrer am Gymnasium Bad Brückenau, die Leitung des Chores bis Mitte der 1980er Jahre. Die Ausbildung der Jungbläser wurde von Mechthild von Czettritz und Neuhaus übernommen, die Ehefrau des damaligen Pfarrers. Sie bildete im Laufe der Jahre 60 bis 80 Schüler aus und übernahm 1985 die gesamte Chorarbeit.
In den 1990er Jahren führten Nachwuchsbläser Oliver Englert und später sein Bruder Thomas Englert den Chor, bis Ende der 90er Jahre Jörg Müller aus Burgsinn die Chorleitung übernahm. Seit November 2000 steht Daniela Wagner an der Spitze des Chores.

Herausforderungen und Kooperation
2023 drohte die Auflösung des Chores, doch eine Kooperation mit dem Posaunenchor Züntersbach sicherte seine Zukunft.
Heute spielt das Ensemble unter dem Namen Posaunenchor Bad Brückenau-Züntersbach und bietet ein vielfältiges Repertoire von traditioneller bis moderner Bläsermusik.
Tradition und Bedeutung
Pfarrer Niels Hönerlage beschreibt den Posaunenchor als eine „lange und fröhliche Tradition“ und betont, dass schon in der Bibel die Menschen Gott mit Trompeten und Posaunen loben.
Der Chor begleite das Gemeindeleben schwungvoll und stimmungsvoll, indem er Gott in höchsten und tiefsten Tönen preist.
Der Posaunenchor ein Markenzeichen
Dekan Till Roth aus Lohr hebt die Bedeutung der Posaunenchöre in Bayern hervor, die seit 1865 bestehen. Er beschreibt sie als Markenzeichen vieler evangelischer Gemeinden und betont, dass ihr kräftiger, festlicher Klang nicht nur eine musikalische Bereicherung der Gottesdienste ist, sondern auch Höhepunkte im Kirchenjahr wie Weihnachten, Himmelfahrt und Erntedankfest prägt.
Leitung durch Daniela Wagner
Daniela Wagner, seit fast 25 Jahren Leiterin des Posaunenchors, ist von der traditionellen evangelischen Kirchenmusik fasziniert. Sie erinnert sich gerne an zahlreiche Konzerte und Gottesdienste, die der Chor musikalisch umrahmt hat, und betrachtet die Fusion mit dem Posaunenchor Züntersbach als glückliche Fügung, die das kulturelle Leben in der Region bereichert.
Vielfalt im Repertoire
Während der Corona-Zeit entstand die kreative Idee einer Posaunenchor-Hitliste, die schließlich auch musikalisch präsentiert wurde. Auf Platz eins dieser Hitliste steht die Popserenade von Michael Schütz, gefolgt von Air La Grace von Georg Philipp Telemann und By my Side von Ingo Luis.
Derzeit besteht das Ensemble aus sieben Trompeten, vier Posaunen, zwei Baritonen und einer Tuba. Das Repertoire ist breit gefächert und reicht von traditioneller Choralmusik über neue geistliche Liedbearbeitungen bis hin zur freien Bläsermusik verschiedenster Stilrichtungen.
Veranstaltungen im Jahr 2025
- Sonntag, 23. März, 14 Uhr: Festgottesdienst in der Friedenskirche mit Regionalbischöfin Gisela Bornowski, Dekan Till Roth und einem Gemeinschaftsposaunenchor. Anschließend Musik und Grußworte in der Georgi-Kurhalle.
- Samstag, 5. Juli, 19 Uhr: Serenade „100 Jahre – 100 Bläser“ im Georgi-Kurpark unter dem Motto „Wetten, dass 100 Bläser den Georgipark zum Klingen bringen?“
- Freitag, 31. Oktober, 19 Uhr: Bläsermusik zum Reformationstag in der Friedenskirche.
