
Alle reden vom Klimawandel, da wollten die Hammelburger Lionsclubs zeigen, dass dieses Thema auch für Lions von Bedeutung ist. Einfacher Grund: Sie haben sich die Hilfe für sozial schwache Menschen auf die Fahne geschrieben - das gilt natürlich auch für die Menschen, die in ihren Herkunftsländern durch den Klimawandel in ihrer Existenz bedroht sind.
Um möglichst viele - vor allem junge - Menschen der Region zu erreichen, entschloss sich Präsident Mathias Stoeth vom LC Hammelburg-Bad Brückenau, nicht nur seinen Nachbarclub Trimburg-Saaletal, sondern auch das Hammelburger Frobenius-Gymnasium ins Boot zu holen. Als Referent konnte der bekannte Klimaforscher Professor Dr. Heiko Paeth vom Institut für Geographie und Geologie der Universität Würzburg gewonnen werden.
Natürlich interessiert die Menschen besonders, wie sich der Klimawandel auf ihre eigene Region auswirkt, daher wurde als Thema gewählt: "Der Globale Klimawandel und seine Auswirkungen auf Unterfranken ". Vor vollem Haus konnten Oberstudiendirektor Dr. Matthias Ludolph, Lions Vize Governor Hans-Jürgen Grassmann und Mathias Stöth etwa 200 Zuhörer, viele von ihnen Lehrkräfte und Schüler des Gymnasiums, aber auch zahlreiche Kommunalpolitiker und interessierte Bürger begrüßen.
Dr. Ludolph bedankte sich bei den Lionsclubs dafür, dass sie die Klima-Workshops und Seminare der Schule mit dieser Veranstaltung unterstützen.
Prof. Dr. Päth begann seine Präsentation gleich mit einer erschreckenden Nachricht: Während sich die Welt seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im 19. Jahrhundert um 0,9 Grad aufgeheizt habe, waren dies in Unterfranken sogar 1,7 Grad. Allerdings sei die Erwärmung in Süddeutschland noch höher. Die Klima-Hotspots lägen nicht wie man glaube in der Sahelzone, sondern in unserer Region.
Geringer Niederschlag
Neben den überdurchschnittlich gestiegenen Temperaturen werde der zu geringe Niederschlag (300 Liter p.a.) in einigen Gebieten bald zu Unterversorgung mit Trinkwasser führen. Im Januar dieses Jahres seien nur 48 Prozent des Normalwerts an Niederschlag gefallen, es hätte drei Monate durchregnen müssen, um das Defizit auszugleichen. Unterfranken sei die trockenste Region der Republik, so Päth, im Jahr 2035 werde es in einigen Regionen keine Versorgungssicherheit mehr geben. Als Beispiel nannte er die Gegend um Bergtheim, wo seit zehn Jahren Bewässerung der Felder erforderlich sei, mit der Folge, dass der Grundwasserspiegel um zwei Meter abgesunken sei.
Hitzetage und Tropennächte
Wie heiß wird es in Zukunft im Maintal werden? Professor Päth sprach auch bei dieser Frage von einer möglichen beängstigenden Entwicklung: statt bisher ca. sieben bis zehn Hitzetagen (mit mehr als 25 Grad Durchschnittstemperatur) werden es 2060 bis zu 40, im Jahr 2100 sogar 50 bis 70 solcher Hitzetage geben. Die bisher noch vereinzelt erlebten Kälteextreme würden ganz verschwinden.
Für die Gegend am Rande der Rhön werde diese Entwicklung wegen der Bewaldung und geringen Bebauungsdichte nicht so drastisch verlaufen. Welche Entwicklung ist in Städten wie Würzburg zu erwarten? Städte seien die Vorboten des Klimawandels, so Päth. Um 1990 habe es in Würzburg 0,2 Tropennächte mit mehr als 20 Grad gegeben, für den Zeitraum ab 2061 müsse mit zehn solcher Hitzenächte gerechnet werden: eine Steigerung um das 50-fache. Dies läge vor allem an der dichten und hohen Bebauung, die die entlang des Maintals bisher üblichen Luftströme blockiere. Es werde sogar Tage geben, an denen es nachts nicht mehr unter 30 Grad abkühle mit vielen negativen Folgen für die Gesundheit.
Was kann der Einzelne beitragen?
Dies war Mittelpunkt der engagierten Diskussion. Professor Päth hatte dazu eine Liste individueller Handlungsmöglichkeiten parat. Auf drei Punkte ging er besonders ein: einen möglichst fairen Konsum mit weniger Vernichtung von Waren und gerechter Bezahlung der Arbeiter in den Billiglohnländern. Den weitestmöglichen Verzicht auf Fernreisen, stattdessen mehr Urlaub in Europa.
Als Grund nannte er neben der Luftverschmutzung und dem Verbrauch fossiler Brennstoffe die Zerstörung der für das Klima wichtigen Zirruswolken durch die Kondensstreifen der Flugzeuge. Als dritten Punkt hob er die Bedeutung der Ernährung hervor: Verbraucher sollten saisonal denken und die heimischen Produkte essen. Auch der Fleischverbrauch müsse drastisch gesenkt werden.
Nach langanhaltendem Applaus bat Mitorganisator Jürgen Bornkessel, Präsident des Lionsclubs Trimburg-Saaletal, um eine Spende für ein Musikprojekt des Gymnasiums.