Als Domschke die Bilder im Fernsehen von München sah und den Täter auf dem Dach rufen hörte, dass er sich in stationärer Behandlung befunden habe, hatte sie schon befürchtet, dass der Begriff Depression falsch verwendet werden würde. Fatalerweise, meint Domschke, denn der Stigmatisierung sei damit Tür und Tor geöffnet. Und das, nachdem man gerade auf einem guten Weg der Entstigmatisierung sei. Depression, so Domschke, die auch Vorsitzende des Würzburger Bündnisses gegen Depression ist, sei eine Volkskrankheit. Die Expertin ist nun in großer Sorge, dass Menschen nicht mehr über ihre Erkrankung reden wollten, weil sie Angst davor haben, in eine Ecke mit Amokläufern gestellt zu werden.
Die Biografie spielt eine Rolle
„Es gibt hierzulande vier Millionen depressive Menschen. Man sieht an der daran gemessenen geringen Zahl der Amokläufe auch, wie wenig Depression damit zu tun hat.“ Depressive Menschen seien in sich gekehrt, fühlten sich als Last für andere Menschen. „Sie würden keinesfalls andere belasten oder gar töten wollen“, so Domschke. Der Fall in Ansbach habe sicher einen komplexen Hintergrund, in dem auch die Biografie eine Rolle spiele, doch mit Depression im klassischen Sinne habe das zunächst nichts zu tun.