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PARIS
Zu Tisch bei echten Franzosen
A votre santé! VizEat-Gastgeberin Céline (links) prostet ihren Gästen Katy, Johnny und Patricia zu.
Foto: Birgit Holzer | A votre santé! VizEat-Gastgeberin Céline (links) prostet ihren Gästen Katy, Johnny und Patricia zu.
reda
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:29 Uhr

„Welcome! Bonsoir! Please come in!“ Schon beim Öffnen der Tür stellt sich Céline darauf ein, dass heute Abend in erster Linie nicht Französisch gesprochen wird, sondern Englisch. Die 43-jährige Pariserin tut es mit einem charmanten Akzent, so dass die Gäste genau das finden, was sie bei ihr suchen: eine urfranzösische Note. „The French touch“, wie sie sagen. Katy und Johnny aus Hawaii sind am Morgen in Paris gelandet, eine Woche Urlaub in ihrer Lieblingsstadt liegt vor ihnen. „Was wir vorhaben? Uns einfach zu verlaufen“, sagen die US-Amerikaner.

Die klassischen Sehenswürdigkeiten haben sie schon bei früheren Besuchen abgehakt. Auch ihren ersten Abend wollen sie nicht in irgendeinem Restaurant verbringen, einer Touristenfalle gar. Sondern bei und mit echten Franzosen.

„Bei der Recherche im Internet bin ich auf diese Seite, VizEat, gestoßen, bei der man ein Essen bei Einheimischen buchen kann“, erzählt Katy. Célines Anzeige eines typisch französischen Dinners sagte ihr und ihrem Mann zu.

Die Gastgeberin hat alles besorgt, was dazu gehört: Champagner und Knabbereien zum Aperitif, Gänsestopfleber und Mozzarella als Vorspeise, zum Hauptgang serviert sie gebratene Entenbrust mit Kartoffeln und Gemüse und auf eine üppige Käseplatte folgt ein Schokoladenkuchen, alles begleitet von reichlich Wein. VizEat wurde im Frühjahr 2014 gegründet, ging im Sommer online und kaufte im Februar die Online-Plattform Cookening.

Beide Seiten funktionieren nach einem Konzept, das vor allem in den USA schon Verbreitung gefunden hat: Hobbyköche laden Touristen zu sich nach Hause ein, die nicht nur ein Land und dessen Postkarten-Ansichten, sondern auch seine Einwohner richtig kennenlernen wollen.

Der Esstisch als soziales Netzwerk

Bei VizEat bezahlen die Gäste nur für den Preis des Essens, nicht den Service durch die Gastgeber. Es handelt sich ja nicht um ein Restaurant mit einem kommerziellen Interesse. In erster Linie gehe es darum, Bekanntschaften zu schließen, sagt Co-Gründerin Camille Rumani. Der Esstisch ist das soziale Netzwerk Nummer eins. Speisen wird sozusagen zu einem Vorwand, um sich zu treffen und neue Kulturen kennenzulernen.

Derzeit werde das Netzwerk weltweit ausgebaut, das mittlerweile mehr als 1000 eingeschriebene Gastgeber in ungefähr 50 Ländern zähle. Jeder Gastgeber erhalte eine Versicherung, vor dem ersten Besuch macht ein Fotograf Bilder von der Wohnung.

Céline ist begeisterte Hobbyköchin und öffnet ihr Apartment mit seiner großen Wohnküche oft für Gäste. Weil es sich diesmal um Fremde handelte, war sie zunächst ein bisschen nervös, gibt sie zu. Sie sei beim Surfen auf VizEat gestoßen und neugierig geworden, weil sie selbst in der Internetbranche arbeitet. „Außerdem lerne ich immer gerne neue Leute kennen.“

 
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