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BERLIN
Zocken als Beruf
dpa
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:35 Uhr

Wer gerne stundenlang am Computer spielt, für den ist der Game-Designer ein Traumberuf. Die Fachkräfte entwerfen Computerspiele und entwickeln Charaktere und fremde Welten. Doch wer sich für den Job entscheidet, braucht einen langen Atem.

Hürden, Belohnungen und knifflige Aufgaben: Bis spät am Abend sitzt Sebastian Mondwurf manchmal vor seinem Bildschirm und kämpft sich durch die Schwierigkeitsgrade eines Computerspiels. Doch was andere in ihrer Freizeit machen, gehört für ihn zur Ausbildung. Der 20-Jährige ist angehender Game-Designer. Er entwirft Handlungen für Spiele und konzeptioniert Level. „Da gehört es natürlich dazu, das eigene Spiel immer wieder zu testen“, erzählt Mondwurf, der derzeit sein zweites Semester an der Berliner Games Academy absolviert.

Spielmechanik, Spielregeln oder die Eigenschaften und Fähigkeiten der Charaktere: Game-Designer entwickeln das, was beim Spielen im Hintergrund passiert, erklärt Marco Dehner von der Games Academy (GA). Neben privaten Schulen wie der GA bieten Fachhochschulen eine Ausbildung in dem Bereich an – darunter etwa die Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft oder die Fachhochschule Köln.

Die Bachelorstudiengänge dauern sechs oder sieben Semester. Die Ausbildungen an den privaten Schulen sind unterschiedlich lang. Game-Designer an der GA drücken ein Jahr lang die Schulbank, an den Designschulen in Schwerin und Leipzig sind es drei. Neben der Konzeption von Spielen lernen die angehenden Fachkräfte in der Regel Grundlagen der Programmierarbeit und der Grafikgestaltung. Außerdem setzten sie sich damit auseinander, wie sie Personen und Welten visualisieren oder ein Drehbuch für ein Spiel schreiben, erklärt Stephan Haring, stellvertretender Geschäftsführer der Designschulen in Schwerin und Leipzig. Voraussetzung für eine Zulassung an den privaten Schulen ist der Realschulabschluss – für die Studiengänge braucht es die Fachhochschulreife.

Damit die angehenden Game-Designer möglichst viel praktische Erfahrung sammeln, gehören meist auch mehrere Projekte zur Ausbildung. Sebastian Mondwurf beispielsweise entwirft derzeit ein Browser-Game, bei dem sich der Spieler durch das antike Rom bewegt und sein eigenes Reich aufbaut. „Wir haben dafür nur ein Semester, während die Entwicklung in der Praxis zwischen ein und drei Jahren dauern würde. Da geht natürlich Freizeit drauf“, sagt er. Laut Ausbildungsberater Dehner sollen bei den Projekten die Abläufe in der Branche simuliert werden. „Von der Konzeption bis zum fertigen Level bekommen die Schüler jeden Entwicklungsschritt mit und erhalten auch direkt Feedback.“

Die Ausbildung an den privaten Schulen ist nicht billig. Wer an der Games Academy lernt, muss mit Kosten von rund 10 000 Euro rechnen, an der Designschule sind es knapp 20 000 Euro.

Nach Ausbildung oder Studium bleibt der Karriereweg steinig: Wer hofft, direkt in einen gut bezahlten Job einzusteigen, könnte enttäuscht werden. „Die Ausbildungen sind oft sehr breit, sodass die Bewerber selten Spezialisten auf einem Gebiet sind“, sagt Andrej Maibaum, der bei dem Spiele-Entwickler Ubisoft Blue Byte die Personalabteilung leitet. Deshalb müssten ausgebildete Game-Designer bei ihnen erst einmal ein sechsmonatiges Praktikum absolvieren. Danach werde entschieden, ob und wo sie im Unternehmen eingesetzt werden. „Da braucht man schon einen langen Atem – zumal es auch sehr viele Bewerber gibt.“

Damit Bewerber überhaupt eine Chance auf eines der begehrten Praktika haben, erwarten Maibaum und seine Kollegen ein gewisses Portfolio: Die Fachkräfte sollten zeigen können, welche Projekte sie schon umgesetzt oder an welchen Spielen sie mitgewirkt haben. Zudem sollten sie Kreativität und grundlegende Programmierkenntnisse mitbringen. Teamfähigkeit sei in der Branche ebenfalls enorm wichtig.

Neben Computerspiel-Herstellern wie Ubisoft Blue Byte gibt es laut Stephan Haring mittlerweile noch weitere potenzielle Arbeitgeber für Game-Designer. „Die Medien verändern sich massiv. Früher haben wir mit dem Handy nur telefoniert, jetzt spielen wir darauf“, erklärt Haring. Zudem sei eine deutliche Verschiebung hin zu Browser-Games zu beobachten.

Fernsehsender hätten ihre eigenen Games-Kanäle im Internet, und selbst Werbeagenturen würden mittlerweile das Medium Spiel für sich entdecken. „Am Ende sind sogar die Simulatoren bei der Bundeswehr nichts anderes als Spiele, die von Game-Designern entwickelt werden können.“

Sebastian Mondwurf macht sich um seine berufliche Zukunft keine Sorgen. Er will nach seiner Ausbildung am liebsten als „Junior Game Analyst“ einsteigen. Dann würde er etwa in der Entwicklung eines Spiels Schwachstellen identifizieren und Dinge optimieren, an denen sich der Spieler sonst zu lange aufhält. Selbst in seiner Freizeit macht sich das mittlerweile bemerkbar: „Wenn ich zu Hause ein Level durchspiele, fallen mir oft Dinge auf, die man verbessern könnte.“

 
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