„Früher habe ich mir die Künstler gesucht, jetzt suchen die Künstler mich.“ Irina Weiß ist inzwischen bekannt dafür, dass sie in ihrem Café Safari Lounge immer wieder Kunstschaffenden die Möglichkeit bietet, ihre Werke auszustellen.
Bis Ende April ist Egbert Schmitt bei ihr zu Gast. Seit über 30 Jahren schnitzt der Künstler – bevorzugt Zeitgenossen aus seiner Heimatgemeinde Hesselbach. Die werden dann mit den entsprechenden Attributen versehen. Da steht zum Beispiel Wally Schmitt mit ihrer berühmten Schwarzwälder Kirschtorte in der Hand. Da ist der begeisterte Fußballer Alfred Bötsch – natürlich mit Fußball. Und aktuell hat Schmitt den Auftrag, den Nachtwächter zu schnitzen, der bei der 750-Jahrfeier Hesselbachs im Einsatz war.
Oft läuft Schmitt mit seiner Kamera durch den Ort und fotografiert seine Mitbürger, „am besten im Profil“. Nach diesen Fotos werden dann die Figuren geschnitzt. „Bisher hat sich jeder wiedererkannt“, meint der Hobby-Schnitzer lachend. Nur selten habe jemand gemeckert, und wenn, seien es nur Kleinigkeiten: „So eine Krawatte hab' ich nicht“ oder „ich bin doch in Wirklichkeit viel größer“, hört er dann.
Das Schnitzen hat Schmitt schon immer fasziniert. Und so hat er es einfach mal ausprobiert und sich das Handwerk letztendlich selbst beigebracht. Kurse wollte er nicht besuchen, er wollte seinen eigenen Stil entwickeln, was ihm auch gelungen ist.
Schmitts Steckenpferd ist seine Krippe. Da steht normalerweise das alte Gasthaus von Hesselbach drin, das er jetzt mit in die Ausstellung genommen hat. Und natürlich gehen Hesselbacher Bürger zur Krippe. Von Jahr zu Jahr wird die Krippe größer. „Ich habe mir schon überlegt, ob wir nicht einfach den Baum weglassen“, meint Ehefrau Traudl.
Nicht jedes Gesicht lässt sich leicht schnitzen, erklärt der Hobbykünstler. Fünf bis sechs Wochen beschäftigt er sich mit einer Figur. Meistens arbeitet er an mehreren Figuren gleichzeitig. Auch sich selbst hat Schmitt schon einmal geschnitzt, aber mit dem Werk ist er nicht zufrieden. „Die anderen sagen, das sieht mir ähnlich, aber mir gefällt's nicht.“
Als Polizeibeamter hat Schmitt das Schnitzen als Ausgleich zu seinem Beruf gebraucht. Seit zwei Jahren ist er Rentner und hat nun noch mehr Zeit sowie Freude an seinem Hobby. Vor allem aber hat Schmitt immer wieder neue Einfälle. „Was der für Ideen hat“, ist sogar Ehefrau Traudl erstaunt, und sagt zu ihrem Mann: „Da musst du 100 Jahre alt werden, wenn du das alles verwirklichen willst.“ Die meisten Ideen kommen Schmitt so kurz vor dem Einschlafen, „da fällt mir immer was ein“.
Seine neueste Idee: Schmitt möchte ein Holzrelief zum Thema Lebensspuren fertigen. Und er hat schon klare Vorstellungen: „erst nur eine Spur, dann eine zweite dazu, für die Frau, dann die der Kinder, die später wieder nach außen laufen.“
Man darf gespannt sein, was dem Hesselbacher Hobbyschnitzer noch alles einfällt.