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Xavas und ihr Erfolg
Das Interview führte Steffen Rüth
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:39 Uhr

Sieg mit Ansage: Nur Wenige dürften daran gezweifelt haben, dass Xavas alias Xavier Naidoo, 41, und Kool Savas, 37, mit ihrem Projekt den Bundesvision Song Contest dominierend gewinnen würden. Der Schmusesänger aus Mannheim und der Rapper aus Aachen setzen ihre jeweiligen Alben seit Jahren schon beständig an die Spitze, auch das gemeinsame Werk „Gespaltene Persönlichkeit“ macht diesbezüglich keine Ausnahme. Wie sich die Favoriten über ihre Erfolge freuen, erzählten sie im Interview.

Frage: Savas, Xavier, es gab auch Pfiffe, als ihr den Bundesvision Song Contest so klar gewonnen habt. War euch von Vornherein bewusst, dass die anderen keine Chance haben würden?

Xavier Naidoo: Ach, wir dachten, Xavas, die kennt doch kein Schwein. Wir wollten am Anfang nur eine unbekannte Band von vielen sein, aber dann wusste jeder, was los ist und wer wir sind (lacht). Heutzutage kann man nichts mehr geheim halten.

Albumveröffentlichung, Bundesvision Song Contest, Charteinstieg – ihr dürftet aus dem Partymachen kaum noch heraus kommen. Wie feiert ihr?

Xavier: Heute zum Beispiel mit einem gemeinsamen Frühstück. Savas ist eher so der Langschläfer, während ich allgemein mit wenig Schlaf auskomme. Heute ist er extra eine Stunde früher aufgestanden, wir haben mit einem Gläschen Sekt angestoßen und ein bisschen gequatscht.

Entstehen beim Quatschen auch schon mal Ideen für gemeinsame Songs?

Kool Savas: Sehr oft sogar. Unsere Arbeitsweise sah häufig so aus, dass wir gemütlich zusammen gekocht und uns einfach viel unterhalten haben. Wir sind nicht die Typen, die sich dann Ideen hin- und hermailen. Wir haben das alles im persönlichen Kontakt entwickelt.

Xavier: Ich bin sowieso nicht so der Technikfreak. Ich habe nicht einmal ein Smartphone und schreibe mir gerade voll altmodisch ein Telefonbuch per Hand zusammen.

Die Texte stecken voller Gefühl, es geht oft um die Liebe. Xavier, du bist so etwas ja gewohnt, aber musstest du Savas erst beibringen, wie ein Mann Gefühle zeigt?

Xavier: Das muss Savas von mir nicht lernen, das kann der schon. Ich selbst glaube, dass ein Mann stärker dadurch wird, wenn er sich Schwächen eingesteht. Dass Männer hart sein können, weiß jeder. Wenn Männer sich jedoch trauen, ihr Inneres preiszugeben, macht sie das am Ende sogar stärker.

Bekommst du viele Zuschriften von Männern, dass sie sich wegen deiner Songs trauen, zu ihren Gefühlen zu stehen?

Xavier: Das trauen sich die meisten Männer dann doch nicht. Obwohl: In den Foren liest man oft irgendeinen Kommentar und denkt „Ist von einer Frau“, und dann steht drunter „Axel“.

Savas, ihr kommt musikalisch aus ziemlich gegensätzlichen Welten. Du hast früher eher deftig gerappt, dein erster großer Erfolg hieß „Lutsch meinen Schwanz“. Das hätte der gläubige und sanfte Xavier doch niemals über die Lippen gebracht . . .

Savas: Xavier ist um einiges direkter und lockerer, als man das so annimmt. Auf der anderen Seite denken viele, ich sei voll der Rüpel, und dann sind sie überrascht, dass man richtig vernünftig mit mir reden kann.

Xavier, stimmt es eigentlich, dass du wegen Savas Vegetarier geworden bist?

Xavier: Das stimmt. Ich war 2003 mit dem Auto in der Türkei unterwegs und hörte ständig Savas, der ja auch darüber rappt, dass er Vegetarier ist. Er hat mir richtig ins Gewissen gerappt. So fing das an, dass ich kein Fleisch mehr esse. Was in der Türkei echt hart war, denn da gab es für mich nur noch Reis und Salat.

Der Entschluss für eure Zusammenarbeit kam aber viel später, oder?

Savas: Der erste Schritt kam tatsächlich schon ungefähr vor zehn Jahren von Xavier. Wir haben dann mal ein bisschen angefangen, ein paar Beats und Ideen gesucht, es wieder ruhen lassen und irgendwann dann beschlossen „So, das machen wir jetzt“. Wegen unserer ganzen anderen Projekte hat es aber noch zwei Jahre gedauert, die Platte fertigzubekommen.

Eure Single „Schau nicht mehr zurück“ handelt davon, dass man nur das Positive sehen soll, wenn man in die Vergangenheit blickt. Nicht immer einfach.

Xavier: So bin ich aber eingestellt. Ich will nicht, dass irgendeine schlechte Erfahrung so auf mein ganzes Leben abfärbt. Der Blick zurück ist eigentlich nur dann gut, wenn man daraus Kraft schöpft.

Du hast dich ja sogar mit deinem Entdecker und späteren Lieblingsfeind Moses Pelham versöhnt . . .

Xavier: Kann man sagen, ja. Ich singe auf einer Nummer seines neuen Albums, wir haben auch ein Video zusammen gedreht. Ist doch schön, dass wir uns wieder vertragen, oder?

Was sagt ihr beiden Schmiede der deutschen Sprache dazu, dass es heißt, die Jugend sei vor lauter Twitter und SMS nicht mehr fähig, sich vernünftig in Wort und Schrift auszudrücken?

Savas: Das ist Schwachsinn. Ich glaube, die Jugend konnte nie intelligenter sprechen und schreiben als jetzt. Die Deutschen berufen sich bis heute gerne auf ihre großen Dichter und Denker, aber das ist nun auch schon gut 200 Jahre her und manches davon auch schon etwas verstaubt. Ja, und wen gab es denn seitdem? Wir Rapper haben lyrisch und sprachlich – unabhängig davon, dass es thematisch nicht immer zu dem passt, was gesellschaftlich gern gesehen wird – die deutsche Sprache hochgehalten und wiederbelebt. Dafür sollte man uns ruhig noch mehr Respekt entgegenbringen.

 
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