Über ein epochales Ereignis, das wasserabweisender Weise das Bild der Welt verändert hat, war in dieser Woche zu berichten: Der Trenchcoat wurde 100 Jahre alt. Für manch berühmte Persönlichkeit wurde das Mäntelchen aus London zum Markenzeichen: Humphrey Bogart wäre ohne Trenchcoat gar nicht vorstellbar, ebenso wenig Inspektor Columbo oder seinen trotteligen Kollegen Clouseau. In diese Reihe berühmter Trenchcoat-Träger hat sich auch unser Oberbürgermeister Christian Schuchardt eingereiht, ohne dass hier behautet sein wollte, auch er habe das Zeug zu einem großen Schauspieler, nur weil er wie Humphrey Bogart gerne am Trenchcoat-Gürtel und an der Zigarette zieht.
Dass er den Trenchcoat offenbar weit mehr bevorzugt als tierisch gute Abkürzungen seines Namens, hat der Herr O., dessen Geschichte erst noch geschrieben werden muss, zum 100. Jubiläum seines Mantels wieder einmal unter Beweis gestellt, denn er trat damit in einer Pressemappe auf. Anlass war ein Vorwort zu dieser Pressemappe, in der es um das seit gestern in der Stadt tobende Würzburger Stadtfest ging. Der Herr O. macht darin zum Fest Feststellungen von z. T. epochaler Bedeutung, dass nämlich das Würzburger Stadtfest jedes Jahr „das erste Highlight nach der Ferienzeit" sei und dass man die günstigen Gelegenheiten zu „Schnäppchen“ oder „Schöppchen“ nutzen sollte.
Seine festlichen Feststellungen hat der Herr O. mit einem Bild garniert, das ihn im lässig aufgeknöpften beigen Trenchcoat zeigt, und mann kann sich vorstellen, wie sich die Pressevertreter diese Pressemappe sogleich gegenseitig aus der Hand gerissen haben. Jedenfalls ist nach diesem schneidigen Auftritt des Herrn O. in der Pressemappe dringend zu befürchten, dass sich die weit über 100 000 Besucher des Stadtfestes nun nach ein paar „Schöppchen“ auf die „Schnäppchen“ stürzen und sich um den letzten noch zu habenden beigen Trenchcoat prügeln werden.
Nun bietet das Stadtfest über „Schnäppchen“ und „Schöppchen“ hinaus auch die wunderbare Gelegenheit, sich dem z. T. überaus beliebten und trenchcoattragenden Herr O. selbst bewundernd zu nähern, denn er eröffnet das Fest gleich mehrfach und an mehreren Orten. So wird er um 10.30 Uhr auf der Bühne der Main-Post am Vierröhrenbrunnen erwartet, wo er das erste Fass Freibier anstechen soll. O. Weh! Kenner der Kommunalpolitik erinnern sich, wie der Herr O. kurz nach seinem Amtsantritt in Heidingsfeld erstmals vor dieser Aufgabe und vor dem Fass stand, das nach 17 erfolglosen Schlägen völlig behämmert dreinguckt hat. Dessen ungeachtet, haben die Ritter vom Schenken den Herrn O. nun eingeladen, heute um 12.15 Uhr am Kiliansplatz ein weiteres Fass Bier anzustechen, und man kann den Rittern nur wünschen, dass der sich dann nicht immer noch mit seinem ersten Fass herumschlägt.
Auf ein Highlight beim „ersten Highlight nach der Ferienzeit“ muss noch dringend hingewiesen werden, nämlich auf den „Tag der offenen Tür im Rathaus“, den der Herr O. höchstselbst um 10 Uhr eröffnet. Später, wenn sich alle Bierfässer der Stadt geschlagen gegeben haben, steht er sitzend in seinem Amtszimmer von 13 bis 15 Uhr dem Publikum zur Verfügung. Wer also noch Fragen hätte zu seinem 100-jährigen Trenchcoat oder zur Kunst des Fassanstiches, dem böte sich hier die beste Gelegenheit. Der Eintritt ist fei. Bitte nicht drängeln.