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Würzburger Woche: Freiheit nebst Freibier

Von Herbert Kriener

herbert.kriener@mainpost.de

 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:47 Uhr

Mit dem traditionellen Neujahrsempfang der Stadt hat Oberbürgermeister Ch. Schuchardt nun auch offiziell das neue Jahr eröffnet. Dass das Fußvolk für einen solchen Empfang sehr empfänglich ist, zeigte das Gedränge im Ratssaal und ein überbordender Balkon, was für die teilweise ungeheuer große Beliebtheit des Herrn O. spricht. Oder auch des Schweinfurter Oberbürgermeisters Remelé, der als Gastredner eingeladen war. Möglicherweise lag’s aber auch an keinem von beiden, sondern daran, dass es hinterher Wein, Bier und Knabberzeug für umsonst gibt.

Vor diesem Freitrunk musste das Publikum freilich erst zwei Reden über sich ergehen lassen, zunächst die des Herrn O. aus WÜ, der es verstand, seinen Vortrag fast fehlerfrei vorzulesen. Der Herr O. ließ es sich nicht nehmen, wie jeder in diesen Tagen, wenn er nicht gerade zur Würgida gehört, Toleranz zu predigten, sodann an die bevorstehenden Gedenktage zu erinnern wie an den 70. Jahrestag der Bombardierung Würzburgs, wobei er es vermied, auf die nachfolgende Zerstörung der Stadt durch das Rathaus einzugehen oder auf den ersten Jahrestag der kleinsten Fußgängerzone der Welt, den wir heuer feiern dürfen.

Sodann durfte erstmals in der Geschichte Würzburgs der OB Remelé aus SW ans Rednerpult. Diese schicksalhafte Stunde haben wir unserem ehemaligem OB Rosenthal, dem unvergessenen King George zu verdanken, denn der Sozi hat ja den Bischof abserviert, der früher stets die Gastrede halten durfte. Dass mit der Neujahrsansprache des OB aus SW das Niveau nun einen Tiefpunkt erreicht habe, kann man so nicht behaupten, auch wenn man die Meinungsfreiheit „a la Charlie“ beschwören wollte, denn Schweinfurt liegt mainaufwärts und sein durchschnittliches Niveau damit deutlich höher.

Augenfällig war bei der Ansprache des Remelé aus SW, dass unser Herr O. doch der Größere ist, wenn es auch nur ein paar Millimeter sind. Bei der Witzigkeit aber lag der Schweinfurter Schnüdel klar vorn, was seinen Niederschlag in mehrfachem Gelächter fand. So berichtete der Herr Remelé aus SW als Vorgeschmack auf den Schoppen danach von seinen Saufgelagen bei der Studentenverbindung Franco-Raetia, von seiner unbeheizten Bude am Leutfresserweg und dass er das alles angeblich ohne sichtbaren Spätschäden überstanden habe.

Sodann ging der Remelé aus SW auf die wirtschaftliche Entwicklung seiner Stadt ein, wobei er vor allem und zu seinem eigenen Vergnügen den Bau der Einkaufsgalerie in Schweinfurt erwähnte. Überschwänglich bedankte sich der Remelé aus SW beim Herrn O., dass es Würzburg über 20 Jahre hinweg verdummt habe, eine eigene Einkaufsgalerie auf dem Mozart-Areal zu errichten und dass Würzburg alles tue, um mit immer neuen Fußgängerzonen, der Vernichtung von Parkplätzen, wirren Zufahrten in Tiefgaragen und mit höhere Preisen fürs Parken und den Nahverkehr alles tue, um die Stadtgalerie in Schweinfurt zu fördern.

Nein, natürlich hat der Remelé aus SW das so nicht gesagt. Dafür hat er seinem Würzburger Kollegen zwei Bocksbeutel geschenkt, einen vom Würzburger Paffenberg und einen von der Schweinfurter Peterstirn, denn was im Würzburger Rathaus so passiere, lasse sich nüchtern betrachtet nur mit Alkohol ertragen. Nein, gesagt hat er auch das natürlich nicht. Allenfalls gedacht.

 
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