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Würzburger Woche: Der glatte Aal am Haken

Von Herbert Kriener

herbert.kriener@mainpost.de

 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:47 Uhr

Für eines sind Politiker neben Doktortiteln besonders empfänglich: Für Empfänge, und dies vor allem zum Start ins neue Jahr. Ein Mittel der Empfängnisverhütung ist noch nicht gefunden. Ob Schwarz, ob Rot, ob Grün, ob Blau, es wird empfangen, dass die Schwarte kracht. Selbst die Linken wussten nichts Rechtes zum Jahresanfang mit sich anzufangen, und so schalteten auch sie auf Empfang. Obwohl sich die Dunkelroten selbst nie Grün sind, warum sie auch auf das sonst übliche Mürbegebäck und die Käsestangen gut und gerne verzichten und sich stattdessen der klassischen Selbstzerfleischung begnügen könnten.

Den Auftakt der Empfänge hatte die CSU gemacht und dafür Ministerpräsident Seehofer geholt. Am Rande meinte der CSU-Landtagsabgeordnete Oliver Jörg mitteilen zu sollen, er habe für die nächste OB-Wahl 2014 fünf Kandidaten an der Hand. Der Herr OJö wurde ja eben erst mit nur einer Gegenstimme wieder von der Würzburger CSU als Stimmkreiskandidat für die Landtagswahl im Herbst aufgestellt, was für den Beliebtheitsgrad des Hobby-Dachdeckers aus Versbach spricht. Oder für die Alternativlosigkeit der CSU. Mitten unter die CSU-Prominenz hatte sich der noch amtierende OB „King George“ Rosenthal gemischt, was der SPD-Mann seit Jahren zu tun pflegt, was Seehofer zu würdigen wusste. Es sei nie verkehrt, sich schlau zu machen. King George nahm es mit süß-saurem Lächeln zur Kenntnis.

Natürlich war auch Seehofers Herausforderer Christian Ude zu einem Empfang in Würzburg, und zwar dem der SPD. Udes Frau Edith wiederum war in Kitzingen und hat bei einem Talk erklärt, sie habe geweint, als sie erfuhr, ihr Mann wolle weiter Politik machen und Ministerpräsident werden. Man kann die Frau nur zu gut verstehen. Dergleichen Ergreifendes hatte man bisher aus dem Hause Rosenthal nicht gehört. Jedenfalls durfte King George beim SPD-Empfang neben Ude die Gelegenheit und das Mikrofon ergreifen, und so sprach er über Bildungspolitik, was niemanden von den Sitzen reißen konnte, denn es war ja ein Stehempfang.

Zwischendurch hatte King George seinen Auftritt beim Neujahrsempfang der Main-Post. Es war ein selten vielsagend-nichtssagendes Interview, das er hier zum Besten gab. Die wichtigste Botschaft an sein Volk war noch, es solle sich viel ändern, aber es solle alles bleiben, wie es ist. Auf die Frage, welche Rolle er zuhause spiele und wie sein Verhältnis zum Staubsauger sei, hat sich King George wie ein glatter Aal am Haken gewunden und sich damit herauszureden versucht, dass er gerne koche, womit er nun offen eingeräumt hätte, dass er ein Aufrührer und ein Schaumschläger ist. Dieser Wortwitz ist legitim, weil King George im gleichen Interview die Frage, ob er denn einen Spaß vertrage, so beantwortet hatte: „Immer öfter, es bleibt einem ja nichts anderes übrig.“

Natürlich hatte King George auch seinen eigenen Neujahrsempfang wie alle Jahre im Ratssaal. Im vergangenen Jahr hatte er Schlagzeilen gemacht, als er den Bischof als traditionellen Neujahrsredner abservierte. King George hatte das damit begründet, dass die Gesellschaft bunter geworden sei. So durfte diesmal der Äthiopier Mulugeta die Rede halten. Nun sollte sich niemand mehr wundern, wenn King George, dieser multikulturelle Teufelskerl, bei seinem nächsten und letzten Neujahrsempfang im nächsten Jahr ans äußerste ginge und mal eine Frau ans Rednerpult ließe.

 
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