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Handball: Zweite Bundesliga Männer
Wölfe zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Natalie Greß
 |  aktualisiert: 22.08.2022 16:40 Uhr

Handball

Zweite Bundesliga Männer
 
VfL Bad Schwartau – TSV GWD Minden 21:25  
HC Erlangen – SV Henstedt/Ulzburg 36:20  
TSG Friesenheim – Bayer Dormagen 26:23  
ASV Hamm/Westfalen – TV Emsdetten 36:35  
HSC Coburg – HF Springe 31:24  
HV Wilhelmshaven – DJK Rimpar Wölfe 30:25  
TuS Ferndorf – VfL Eintracht Hagen 32:31  
HG Saarlouis – HSG Nordhorn/Lingen 21:21  
TV Neuhausen – EHV Aue 25:25  
SG Bietigheim – HC Empor Rostock 25:23  
 
1. (1.) HC Erlangen 20 17 1 2 608 : 486 35 : 5  
2. (2.) TSV GWD Minden 20 16 3 1 571 : 490 35 : 5  
3. (3.) HSC Coburg 20 15 1 4 577 : 517 31 : 9  
4. (5.) ASV Hamm/Westfalen 20 12 2 6 538 : 520 26 : 14  
5. (4.) EHV Aue 20 11 3 6 528 : 500 25 : 15  
6. (6.) TSG Friesenheim 18 11 2 5 472 : 452 24 : 12  
7. (7.) TV Emsdetten 20 10 2 8 589 : 573 22 : 18  
8. (9.) HV Wilhelmshaven 20 10 1 9 571 : 563 21 : 19  
9. (8.) TUSEM Essen 20 9 2 9 544 : 531 20 : 20  
10. (12.) HSG Nordhorn/Lingen 20 8 3 9 487 : 488 19 : 21  
11. (10.) DJK Rimpar Wölfe 20 8 2 10 474 : 474 18 : 22  
12. (11.) VfL Bad Schwartau 20 9 0 11 499 : 504 18 : 22  
13. (13.) HG Saarlouis 20 8 1 11 522 : 537 17 : 23  
14. (18.) SG Bietigheim 20 6 3 11 530 : 548 15 : 25  
15. (14.) VfL Eintracht Hagen 20 7 1 12 527 : 569 15 : 25  
16. (16.) TV Neuhausen 20 7 1 12 499 : 543 15 : 25  
17. (19.) TuS Ferndorf 20 6 3 11 519 : 566 15 : 25  
18. (15.) SV Henstedt/Ulzburg 20 7 1 12 477 : 535 15 : 25  
19. (17.) HC Empor Rostock 19 6 1 12 477 : 516 13 : 25  
20. (20.) Bayer Dormagen 20 5 0 15 458 : 499 10 : 30  
21. (21.) HF Springe 19 3 1 15 495 : 551 7 : 31  


Wilhelmshavener HV – DJK Rimpar Wölfe 30:25 (17:13)

Ein Abschied, ein Todesfall und die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit – diese drei Themen begleiteten die Zweitliga-Handballer der DJK Rimpar Wölfe am Wochenende vor Weihnachten auf der Auswärtsfahrt nach Wilhelmshaven.

Der Abschied betraf den jüngst bekannt gewordenen Wechsel von Geschäftsführer Daniel Sauer zum Fußball-Drittligisten FC Würzburger Kickers, der im Umfeld für viel Unruhe gesorgt hatte. „Es war ein wenig schwierig in den letzten Tagen, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren, nämlich auf den Sport und das anstehende Spiel“, gestand Co-Trainer Josef Schömig am Samstag auf der Zugfahrt in den hohen Norden.

Tierischer Todesfall

Der Todesfall war im Nachgang tragischkomisch. Mitte der Woche verstarb der Hamster von Rechtsaußen Max Bauer. Der nach dem US-Basketballstar Carmelo Anthony benannte Nager hatte mehrmals das Dach seines neuen Häuschens, übrigens ein Geschenk von Mitspieler Sebastian Kraus, dazu benutzt, sich in die Tiefe seines Käfigs zu stürzen – „ob aus suizidaler Absicht oder anderen Gründen, das weiß ich nicht“, berichtete Bauer. Das komplette Rudel kondolierte dem Kollegen mit einer Karte und gedachte am Wochenende immer wieder in kleinen Heldengeschichten des Hamsters.

Das Thema „zwischen Wunsch und Wirklichkeit“ schließlich dominierte nach der 25:30 (13:17)-Niederlage beim Wilhelmshavener HV. „Die beiden wohnen bei uns derzeit nicht auf dem gleichen Stockwerk“, wiederholte DJK-Trainer Matthias Obinger am Sonntag auf der Heimfahrt von der Nordseeküste nach Mainfranken, was er bereits am Vorabend auf der Pressekonferenz zu Protokoll gegeben hatte. Der Wunsch nach der Länderspielpause im November war gewesen: möglichst acht Siege bis Jahresende, darunter ein Erfolg beim starken Aufsteiger Wilhelmshaven. Die Wirklichkeit vor dem letzten Duell 2015, zugleich dem ersten der Rückrunde am kommenden Sonntag in Saarlouis, sieht indes so aus: ein Sieg, ein Unentschieden und fünf Niederlagen aus sieben der acht Partien. In der Tabelle bedeutet das für die Wölfe Rang elf und 18:22 Punkte. „Da die Tabelle nicht lügt, stehen wir dort, wo wir uns aktuell auch spielerisch einzuordnen haben“, meinte Obinger: „im Mittelfeld als Mittelmaß.“

Bereits im Vorfeld des Gastspiels in Niedersachsen hatte der promovierte Sportwissenschaftler in einem Interview mit dem „Jeverschen Wochenblatt“ geäußert, dass die Platzierung für viele in Rimpar „tendenziell eher ungewohnt“ sei. „Bisher kannte man dort nur, um den Aufstieg oder gegen den Abstieg zu spielen.“ Auch seine Mannschaft machte im Laufe der Hinrunde immer wieder den Anschein, als falle es ihr schwer, einen Umgang mit den für sie ja doch recht neuen Negativerlebnissen zu finden.

Die Konstanz fehlt

Symptomatisch dafür stand auch eine Situation am Samstag beim WHV in der 43. Spielminute. Die Grün-Weißen hatten sich nach dem frühen Rückstand, in den sie nach der 1:0-Führung geraten und dem sie stets mit bis zu vier Toren hinterhergelaufen waren, noch einmal bis auf 19:20 herangepirscht. Doch dann scheiterte Dominik Schömig beim Konter am heimischen Keeper Markus Bokesch. Statt des Ausgleichs fiel im Gegenzug das 21:19 durch den mit zwölf Treffern überragenden Werfer der Gastgeber, René Drechsler, den die DJK-Deckung nie in den Griff bekam. Binnen zwei Minuten erhöhte Wilhelmshaven auf 23:19. Danach brachen bei den Gästen alle Dämme. Der WHV zog zwischenzeitlich bis auf 27:20 (51.) davon.

Auch sonst war der Auftritt der Rimparer in der Nordfrost-Arena ein Spiegelbild so mancher ihrer Stärken und Schwächen in der Hinrunde. Im Angriff etwa wechselten schön herausgespielte Chancen, die in der ersten Halbzeit vor allem über den Kreis zum Erfolg führten, mit haarsträubenden Fehlpässen und überhasteten, unplatzierten Würfen aus dem Rückraum. Und in der Abwehr, die immer noch die zweitbeste der Liga ist und eigentlich zu stark für 30 Gegentore, wechselte Aggressivität mit Passivität vor allem auf der linken Seite, auf der WHV-Torjäger Drechsler aufzündete. Dort machte sich auch das grippebedingte Fehlen von Lars Spieß bemerkbar.

Fazit: In diesem und in fast jedem anderen Duell bisher fehlte den Wölfen die Konstanz über 60 Minuten wie übergreifend in der gesamten Hinrunde; auf Hochs folgten immer wieder Tiefs. Manchmal wirkte es auch so, als sei ihnen mit der Sicherheit auch etwas die Spielfreude abhanden gekommen.

Die Stärke ist auch eine Schwäche

Obinger sprach davon, dass es seinem Team derzeit nicht gelinge „die Big Points zu machen“. Mehr noch: „Unsere größte Stärke – unsere Homogenität, aus der keiner der 15 Spieler herausragt, in der alle ihre Spielanteile haben und in der sich wie in Wilhelmshaven oft viele in die Torschützenliste eintragen –, ist zugleich zuweilen unsere größte Schwäche. Denn uns fehlt ein Topscorer, der auch mal für acht, neun einfache Tore aus dem Rückraum gut ist.“

Die Hinrundenbilanz des Wölfe-Trainers, der sich in seiner ersten Zweitliga-Saison fühlt „wie ein Schwamm, der viele Erfahrungen und Eindrücke aufsaugt“, fällt daher „ambivalent“ aus: „Zufrieden bin ich damit, wie sehr sich die Spieler athletisch weiterentwickelt haben, nicht zufrieden bin ich mit der Punkteausbeute. Ich hatte mir mindestens ein ausgeglichenes Konto zum Ziel gesetzt. Doch dafür haben wir zu viele unnötige Punkte liegen lassen.“

Ein Fan des Rudels postete am Sonntag die Zweitliga-Tabelle auf Facebook mit den Worten: „Mittendrin – und dabei.“ Sich an den Anblick zu gewöhnen, dazu haben alle im Wolfsrevier nun mindestens bis Februar Zeit. Denn unabhängig davon, wie der Jahresabschluss in Saarlouis ausgeht, werden die Rimparer während der EM-Pause im gesicherten Mittelfeld überwintern.

Dass Mittelmaß im Übrigen nicht schlecht sein mus, wusste schon der britische Schriftsteller William Somerset Maugham. Von ihm ist das Zitat überliefert: „Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform.“


Die Statistik des Spiels

Wilhelmshavener HV – DJK Rimpar Wölfe 30:25 (17:13)

Wilhelmshaven: Bokesch, Weiner – Maas 2, Warnecke, Vorontsov 6, S. Köhler 2, Barkow, Martens, J. Köhler, Schweigart, Köhrmann 3, Kozul, Schwolow 5, Drechsler 12.
Rimpar: Brustmann, Leikauf (n.e.) – Kraus 3/1, Schmitt 4, Schömig 1/1, Bötsch 3, Schäffer 3, Schmidt 2, Kaufmann 2, Bauer 2, T. Spieß 2, Winkler, Brielmeier 2, Sauer 1.
Spielfilm: 0:1 (2.), 4:1 (10.), 7:5 (14.), 10:6 (17.), 11:9 (21.), 14:10 (25.), 17:13 (HZ), 17:15 (35.), 19:16 (39.), 20:19 (43.), 23:19 (45.), 27:20 (51.), 28:25 (59.), 30:25 (Endstand).
Siebenmeter: 0 : 3/2.
Zeitstrafen: 2:4.
Schiedsrichter: R. Thiyagarajah/S.Thiyagarajah (Gummersbach).
Zuschauer: 1243.

 
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