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SCHWEINFURT
Wo viele Karrieren begannen
Siegerduo: Christoph Nonnweiler (Gitarre) und Richard Gläser (Schlagwerk) haben beim „Gerhard-Vogt-Kammermusikwettbewerb Gitarre plus 1“ den ersten Preis und den Sonderpreis „Zeitgenössische Musik“ gewonnen.
Foto: Josef Lamber | Siegerduo: Christoph Nonnweiler (Gitarre) und Richard Gläser (Schlagwerk) haben beim „Gerhard-Vogt-Kammermusikwettbewerb Gitarre plus 1“ den ersten Preis und den Sonderpreis „Zeitgenössische ...
etv
 |  aktualisiert: 27.04.2023 00:44 Uhr

Seit 25 Jahren gibt es die internationalen Musikwettbewerbe in Schweinfurt: 1990 fand in der Rathausdiele erstmals ein Kammermusikwettbewerb statt, an dem Gitarristen in Kombination mit einem Streichquartett teilnehmen konnten. Es folgten in nahezu jährlichem Wechsel die Einrichtung eines Kompositionswettbewerbs und eines Wettbewerbs für künstlerisches Mandolinenspiel, später traten weitere hinzu wie ein Gitarrenduo-Wettbewerb oder gemischte Besetzungen.

Initiator und Motor war und ist der Schweinfurter Musikverleger Gerhard Vogt. Er möchte einerseits den internationalen musikalischen Vergleich und die Entwicklung von künstlerischen Fähigkeiten fördern. Zum anderen liegt ihm auch die Begegnung mit und zwischen jungen Musikern aus der ganzen Welt am Herzen – und dies in seiner Heimatstadt, deren kulturelle Weiterentwicklung ihm wichtig ist.

Seit 1999 setzt der Verein Musikforum die Wettbewerbe um: Unzählige junge Musiker haben sich inzwischen in Schweinfurt einen Baustein zu ihrer musikalischen Karriere geholt oder gar den Grundstein dafür gelegt. Caterina Lichtenberg beispielsweise: Die Künstlerin mit bulgarischen Wurzeln gewann 1999 den Wettbewerb für Mandoline solo, ist heute Professorin an der Musikhochschule Köln, konzertiert auf internationalen Bühnen und unterrichtet weltweit auf Workshops.

Auch für den Mandolinisten Avi Avital aus Israel begann in Schweinfurt eine steile Karriere: Seine Spielwiesen sind inzwischen die Carnegie Hall in New York, die Londoner Wigmore Hall, die Berliner Philharmonie, das Wiener Konzerthaus, der Konzertsaal der Verbotenen Stadt in Peking, seine Partner das Venice Baroque Orchestra, das Mahler Chamber Orchestra, das Freiburger Barockorchester, der Klarinettist Giora Feidman oder die Sopranistin Dawn Upshaw. Ein Echo-Klassik-Preis, eine Grammy-Nominierung und ein Exklusivvertrag mit der Deutschen Grammophon zieren seinen Weg.

Viele Nationen sind auf der Liste der Wettbewerbsteilnehmer vertreten, fast alle europäischen Staaten, Weißrussland, Russland, die Ukraine, aber auch Japan, Korea, Venezuela und Puerto Rico. Lediglich Afrika und Australien, so Vogt, fehlen bisher.

Die Kompositionswettbewerbe und die Vergabe von Auftragskompositionen als Pflichtwerke für Instrumentalwettbewerbe haben bisher mehr als 180 neue Werke entstehen lassen, Solostücke, Kammermusiken, Orchesterkonzerte. Auch „Voller Sonnen“ für Mandoline und 13 Instrumente des Schweinfurter Komponisten Claus Kühnl entstand auf diese Weise – 2006 wurde es ins Programm des World New Music Festivals in Stuttgart aufgenommen. Weitere Kompositionsaufträge gingen zum Beispiel an Bertold Hummel (Würzburg), Julian Dawes (London) oder Eduardo Angulo (Mexiko).

Die „Internationalen Musikwettbewerbe Musikforum Schweinfurt“ sind mit großen finanziellen und organisatorischen Anstrengungen verbunden. Eineinhalb Jahre Vorlauf, so die ehrenamtliche Geschäftsführerin Elke Tober-Vogt, sind trotz aller Routine pro Wettbewerb mindestens erforderlich, der nächste Wettbewerb also längst konzipiert, während der aktuelle noch laufe. Inhalte müssen ausgewählt, Zeitrahmen festgelegt, fachkundige und erfahrene Juroren mit internationalem Überblick ausgewählt und eingeladen werden, bevor die Ausschreibung über alle möglichen Medien verbreitet werden kann.

Die Kommunikation mit Interessenten und Bewerbern aus aller Welt erfordert Flexibilität. Hinzu kommen zeitaufwendige Aufgaben wie Visa-Beschaffung, Unterkunftslogistik und unzählige individuelle Fragen. Und steht der Wettbewerb direkt vor der Tür, muss die Werbetrommel gerührt werden: Nicht nur die Wertungsrunden sind öffentlich, oft finden im Rahmenprogramm auch Konzerte mit renommierten Künstlern statt.

Ein finanzielles Grundsicherungspolster hat Gerhard Vogt im Laufe der Jahre selbst zusammengetragen: Zum einen sind da die musikbegeisterten Mitglieder aus Schweinfurt und ganz Deutschland, die die Arbeit durch ihre Beiträge unterstützen. Mehrere Jahre lang hat man aber auch Spenden akquiriert und auf die „Stiftung Musikforum“ hingearbeitet. Sie konnte schließlich 2007 mit einem Grundkapital von 50 000 Euro an den Start gehen. Die Kosten von bis zu 20 000 Euro pro Wettbewerb zu stemmen, gelingt jedoch nur mit Hilfe weiterer Zuschussgeber, etwa der Unterfränkischen Kulturstiftung, der Schweinfurter Kulturstiftung und weiteren, auch privaten Gönnern. Die Organisatoren sind ehrenamtlich tätig – vergleichbare internationale Musikwettbewerbe beginnen mit weit höherem Budget, nach oben sind kaum Grenzen gesetzt.

Der nächste Wettbewerb steht vor der Tür: Zum Mandolinensolowettbewerb im Mai haben sich zwölf Künstler angemeldet.

Einen teilweise neuen Vorstand hat der Verein „Musikforum Schweinfurt“ gewählt: Alter und neuer Vorsitzender ist Gerhard Vogt, Schatzmeister bleibt Fritz Ritzmann. Neu zur zweiten Vorsitzenden wurden Marga Wilden-Hüsgen, Aachen, und als Schriftführerin Madlen Kanzler, Erfurt, gewählt. Auf der Agenda des Vereins stehen für 2015 die Ausrichtung des „Yasuo-Kuwahara-Mandolinenwettbewerbs“ im Mai 2015 und für 2016 der „Gerhard-Vogt-Kammermusikwettbewerb Gitarre plus 1“. www.musikforum-schweinfurt.de

Initiator und Preisträger: Der Musikverleger Gerhard Vogt und der Mandolinist Avi Avital.
Foto: Musikforum | Initiator und Preisträger: Der Musikverleger Gerhard Vogt und der Mandolinist Avi Avital.
 
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