Gut einen Monat ist es her, seit Rekord-Weltmeister Thomas Lurz seinen Rücktritt vom Leistungssport verkündet hat, und die spannende Frage bei seinem Heimatverein SV 05 Würzburg lautet seither: Können andere Schwimmer die erfolgreiche Ära des Klubs fortschreiben? Berechtigte Hoffnung gibt es. Eine der Kandidatinnen heißt Leonie Beck. Die 18-Jährige aus Würzburg besitzt außergewöhnliches Talent, das sie erst jüngst bei den deutschen Jugendmeisterschaften in Berlin unter Beweis stellte. Dort holte sie drei Titel über 400 m, 800 m und 1500 m Freistil und unterbot dabei auf allen Strecken die WM-Norm deutlich. Damit hat Beck, die die Sportklasse des Deutschhaus-Gymnasiums besucht und in dieser Woche ihre letzte Abitur-Prüfung hinter sich brachte, ihr Ticket für die Titelkämpfe im russischen Kasan vom 24. Juli bis 9. August in der Tasche. Nach einer kleinen Krise ist das Ausdauer-Talent gestärkt zurückgekehrt: „Sie ist sehr stabil geworden und schwimmt regelmäßig Zeiten auf hohem Niveau“, sagt ihr Trainer Stefan Lurz, „derzeit liegt sie auf allen drei Strecken in den Top Ten der Weltrangliste.“ In dieser Form wäre Leonie Beck vor allem über 1500 m eine Kandidatin für das Finale bei der WM, ihrer zweiten bereits nach Barcelona 2013.
Insgesamt war Stefan Lurz mit dem Abschneiden des SV-05-Nachwuchses in Berlin sehr zufrieden, mit insgesamt 22 Medaillen fuhr der Würzburger Schwimmverein ein nie dagewesenes Ergebnis ein. Herausragend das Rennen über 1500 m Freistil, in dem die Nullfünfer mit Leonie Beck, Alina Jungklaus und Rosalie Käthner das Treppchen alleine besetzten. „Das gab's noch nie“, freute sich Lurz. Jungklaus empfahl sich mit ihrer Leistung für die Jugend-WM im August in Singapore.
Auch der männliche Nachwuchs überzeugte: Sebastian Schulz (14) etwa gewann über 200 m Brust den Titel mit bayerischem Jugendrekord (2:25 min), und der gleichaltrige Jan Laudam holte ebenso zweimal Silber (400 m, 1500 m Freistil) wie der 15-jährige Sebastian Beck (200 m, 1500 m Freistil).
In Südfrankreich indes, beim internationalen Schwimmfest Mare Nostrum in Canet, erledigten zwei Nullfünfer den zweiten Teil der WM-Qualifikation souverän. Sören Meißner (25) und Ruwen Straub (22) schwammen über 1500 m Freistil auf Rang zwei und fünf und unterboten mit 15:07 min (Meißner) und 15:11 min (Straub) die WM-Norm deutlich. „Beide haben ihre Leistungen der deutschen Meisterschaft bestätigt“, so Lurz, der damit im Becken in Kasan ein Würzburger Trio am Start haben wird. Auch im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Rio im kommenden Jahr sind Beck, Meißner und Straub auf einem guten Weg: „Das ist das Ziel, auf das wir alles abstimmen“, sagt SV-05-Sportdirektor Lurz.
Überrascht ist der Coach vor allem von Ruwen Straub, der vor kurzem erst aus dem unterfränkischen Elsenfeld zu den Nullfünfern gewechselt war und seitdem eine stetige Entwicklung nimmt. „Ruwen ist ein Kämpfer. Er gibt immer alles und schwimmt, so lange ihn die Arme tragen“, urteilt Lurz über den Bankkaufmann der Sparkasse Mainfranken, der vor der Arbeit von 6.30 bis 8.30 Uhr sein Frühtraining im Wasser absolviert und nach den Bankgeschäften von 15.30 bis 19 Uhr die zweite Einheit stemmt.
Medaillengewinner
Insgesamt 22 Medaillen gewannen Schwimmer des SV 05 Würzburg bei den deutschen Jahrgangsmeisterschaften in Berlin:
Leonie Beck (Jhg. 1997): Gold (400 m, 800 m, 1500 m Freistil), Silber (200 m Lagen). Sebastian Schulz (Jhg. 2001): Gold (200 m Brust, 2:25,30 min, bayerischer Jugendrekord), Silber (100 m Brust). Rosalie Käthner (Jhg. 1997): Silber (100 m, 200 m Freistil, 200 m Schmetterling). Bronze: 400 m Freistil. Jan Laudam (Jhg.: 2001): Silber (400 m Freistil, 4:16,73 min, bayerischer Jugendrekord, 1500 m Freistil). Alina Jungklaus (Jhg. 1998): Silber (400 m, 400 m Lagen), Bronze (200 m Freistil). Sebastian Beck (Jhg. 2000): Silber (200 m Freistil, 1500 m Freistil). Max Brandenstein (Jhg. 2001): Bronze (1500 m Freistil). Laura Neumann (Jhg. 2001): Bronze (400 m Lagen). Svenja Herbert (Jhg. 1999): Bronze (1500 m Freistil).