In Würzburg hat man drei Jahrzehnte davon geträumt, auch einmal Gastgeber für „Wetten, dass..?“ zu sein. Jedenfalls wurde die Show von Politikern immer gern als Argument für den Bau einer großen Multifunktionshalle ins Spiel gebracht. Jetzt geht „Wetten, dass..?“ zu Ende – und die Halle ist immer noch nicht in Sicht. Aschaffenburg hat einmal vorgemacht, wie es gehen könnte: Am Samstag, 5. Dezember 1992, sendete das ZDF live aus der Unterfrankenhalle. Dieses eine Mal war Europas größte Fernsehshow zu Gast im Regierungsbezirk.

Moderator damals ist Wolfgang Lippert. Auf dem Sofa in Aschaffenburg begrüßt er unter anderem Rennfahrer Michael Schumacher, Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher, Komiker Diether Krebs und Schauspielerin Iris Berben. Spät am Abend tanzen Oberbürgermeister Willi Reiland und seine Stadträte in Shorts und Hawaiihemd live Lambada. So hat es die Saalwette verlangt.

Verrückte Wetten

Ansonsten fällt Unterfranken im Laufe der 214 Sendungen immer wieder durch skurrile Wett-Ideen auf: Matthias George aus Dürnhof (Lkr. Rhön-Grabfeld), springt 2009 in Mallorca durch einen Schwimmreifen mit einem Loch von nur 23 Zentimetern Durchmesser ins Wasser, ohne mit dem Bauch hängenzubleiben. Stark auch Marco Schmidt, Stefan Hümpfner und Konrad Sterzinger aus den Haßbergen. Sie hören 2003 bei einer Außenwette in Haßfurt heraus, wie viele Pins beim Bowlen umgefallen sind. 2006 ertasten Selina Bachmann aus Waldbüttelbrunn und Theresa Aut aus Höchberg (Lkr. Würzburg) bei „Wetten, dass..?“ erfolgreich Hundefutter-Marken. Wettpate Hape Kerkeling ist begeistert, dem Küsschen von Justin Timberlake verweigern sich die 14-Jährigen – zum Unverständnis ihrer Klassenkameradinnen.
 

Fotoserie

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Unterfranken in "Wetten, dass..?"

Überhaupt die Auts. Theresas Schwester Veronika beweist drei Jahre vorher bei der Sendung in Böblingen Geschmack. Gemeinsam mit ihrer Cousine Martina Fröhlich aus dem Würzburger Stadtteil Lengfeld kündigt sie an, 100 Babyschnuller beim Nuckeln unterscheiden zu können. Der eine aus Kautschuk, ein anderer aus Silikon, mal ist der Sauger riesig, mal eher dezent, je nachdem ob er aus Frankreich, der Türkei oder Australien stammt. Am Ende wählen die TV-Zuschauer die Schülerinnen zu Wettköniginnen. „Wir hatten großen Spaß, es war eine tolle Zeit“, erinnert sich Veronika, mittlerweile 28 Jahre alt, verheiratet und Krankenschwester. Die Kiste mit den Schnullern hat sie noch auf dem Dachboden stehen. Genuckelt wird indes nicht mehr. Nur einmal fürs Foto zum Abschied von „Wetten, dass..?“.

Thomann-Brüder begannen bei Gottschalk

Bleiben die Thomann-Brüder aus Kirchaich (Lkr. Haßberge). Es ist die 100. von Gottschalk moderierte Folge im März 2004 in Basel: Markus (25) und Tobias (21) werden nicht nur überlegen Wettkönige. So cool und locker wie sie mit Gottschalk („dem waren wir als fränkische Landsleute gleich sympathisch“), Jan Ullrich und Charlize Theron („von ihr gab's sogar Küsschen“) auf dem Sofa plaudern, erweisen sie sich die Hobbymusiker aus dem Steigerwald als ungewöhnlich kamera- und showtauglich. Es ist kein Zufall, dass man sie kurz darauf auch für „Wetten, dass..?“ in China und in Holland bucht. „Das war schon was, allein das Übernachten in Fünf-Sterne-Hotels, wo wir doch vom Dorf kommen“, erinnert sich Markus Thomann.

Anderthalb Jahre später wird es noch besser. Gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Philipp starten die Thomanns als Dorfrocker durch. Bei Florian Silbereisen und Co. setzen die Jungs fort, was als Wettkandidat bei Gottschalk begann. Mittlerweile sind es hundert Fernseh- und 900 Live-Auftritte, mit Zehntausenden von Zuhörern. Die Jungs sind längst Profis, ihr volkstümlicher Party-Pop ist gefragt. „Dorfkind“, das aktuelle Album, kam bis auf Platz zwölf in den deutschen Charts.

Ach ja, eine Wette gab es natürlich auch. Die Thomanns konnten fallende Münzen am Klang erkennen. Auf was man nicht alles kommt, als Dorfkinder in Unterfranken.