Seit zwei Jahren gibt es in der Untersuchungshaft Wasser und Brot statt Champagner und Kaviar für die einstigen Protzmanager Jonas K. und Stefan S. Die unterfränkischen Gründer des zusammengebrochenen Finanzimperiums von S & K in Frankfurt sowie weitere mutmaßliche Drahtzieher warten auf ihren Prozess, der voraussichtlich noch 2015 beginnen wird.
Derzeit schwitzen Finanzvermittler, die ihren Kunden zur Investition bei S & K geraten haben. Ein aktuelles Urteil des Landgerichts Landshut sagt eindeutig: Das Finanzkonzept der Deutsche S & K Sachwerte Nr. 2 GmbH & Co. KG war „wirtschaftlich nicht tragfähig“. Genau das hätten Finanzvermittler selbst prüfen müssen, ehe sie Kunden zum Investieren rieten. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, hat aber Signalwirkung, wie der in dem Fall erfolgreiche Rechtsanwalt Dr. Heinz Steinhübel aus Tübingen erläuterte: Es beruht auf dem Gutachten eines vom Gericht bestellten Wirtschaftswissenschaftlers.
Haben die Finanzberater sich nur auf die Prospekt-Angaben von S & K verlassen und das Konzept nicht selbst auf Plausibilität geprüft, könnten ihre Kunden von ihnen (oder ihren Versicherungen) Millionen zurückverlangen, die bei S & K verloren gingen. Denn dort ist nach dem Zusammenbruch von S & K vermutlich nichts mehr zu holen.
Indessen wartet die Finanzwelt auf ein Strafverfahren gegen die Firmengründer S. und K. in Frankfurt, das alle bisher gekannten Dimensionen (selbst den Fall Helmut Kiener in Würzburg) sprengen wird. 3150 Seiten umfasst die Anklage, von denen die Staatsanwälte wohl „nur“ um die 1300 verlesen müssen – allein dies wird Wochen dauern.
11 000 Opfer sollen laut Anklage um 240 Millionen Euro gebracht worden sein. Zehntausende weiterer Geschädigter hörten auf ihre Fondsverwalter, die bei S & K riskante Anlagen kauften. „Die 240 Millionen, sind nur pars pro toto. Es ist sicherlich von einem viel größeren Gesamtschaden auszugehen“, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Albrecht Schreiber. Man habe gerade noch rechtzeitig eingegriffen, um einen Milliardenschaden zu verhindern, betonte einer seiner Kollegen.
Die Angeklagten – die wie Dagobert Duck in Geldmünzen gebadet haben sollen – schweigen bislang zu den Vorwürfen. Das Geld ihrer Investoren sollen sie nicht angelegt, sondern zum großen Teil verprasst haben: für Villen, Nobelkarossen oder Pool-Partys mit Zirkuselefant, C-Promis und leicht bekleideten Mädchen. Dieser exzessive Lebensstiel der 34 und 36 Jahre alten Unterfranken weckte Misstrauen.
Nach den Anzeigen einiger Banken hatten Ermittler verdeckt nachgeforscht. Bei einer Razzia Anfang 2013 lag neben Frankfurt ein Schwerpunkt in Erlenbach (Lkr. Miltenberg), wo S & K-Gründer Jonas K. einen Wohnsitz hatte. Daneben gab es 13 weitere Durchsuchungen am Untermain. Bei einer Zeugenaussage am Landgericht dann hatte S. spektakulär mit einem Sprung aus dem Fenster im ersten Stock zu fliehen versucht. Das scheiterte wie seine Geschäfte, er brach sich fast den Hals.
Die Firma S & K hatte ihr Geld mit Häusern aus Zwangsversteigerungen gemacht. Man verkaufte sie in Teilen oder steckte sie in Beteiligungsfonds, wobei abstrus hohe Renditen versprochen worden waren. Wurden Anleger unruhig, weil sie vergeblich auf ihr Geld warteten, wurden sie ausgezahlt – allerdings mit den Millionen neuer Investoren.