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Sportpolitik:
Wenn sich die Arbeit auszahlt
Von unserem Redaktionsmitglied Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 16.12.2020 08:56 Uhr

Was ist eigentlich die Bayerische Sportjugend? Und warum gibt es sie überhaupt? Ute Braun, Bezirksvorsitzende eben dieser Bayerischen Sportjugend (BSJ), kennt solche Fragen. Seit vergangenen Herbst umso mehr. Denn da war bei allen Sportvereinsvorsitzenden im Landkreis Würzburg ein Brief ins Haus geflattert. Manfred Ruchser (Ochsenfurt), bis dahin Kreisvorsitzender der BSJ, erklärte kurzum seinen Rücktritt, weil einfach keiner, wirklich gar keiner, gekommen war zum damals angesetzten Kreisjugendtag. Die Klubs ließen die Sportjugend links liegen.

Und so sucht die Sportjugend im Kreis Würzburg nun einen neuen Vorsitzenden. Am Samstag ab 10 Uhr soll in der Günterslebener Jahngaststätte ein neuer Anlauf unternommen werden. Und nicht nur Bezirksvorsitzende Braun hofft, dass sich die Anliegen der Sportjugend seit dem schiefgelaufenen Versuch mit dem Kreistag im Herbst weiter herumgesprochen haben. „Es ist leider so, dass viele Vereine keinen Jugendleiter haben. Und da fühlt sich dann halt keiner zuständig“, sagt Braun (Nordheim). Dabei sei vielen Vereinen gar nicht bewusst, welche Hilfestellung ihnen die BSJ geben kann.

„Es hat mir in der Seele wehgetan, als ich davon gehört hatte, wie das beim letzten Kreisjugendtag gelaufen ist“, sagt Ruth Lehrieder. Sie ist Sportvorstand bei der TG Veitshöchheim. Und sie weiß aus Erfahrung, wie wichtig die bayerische Sportjugend für einen Verein sein kann. Seit sechs Jahren gibt es in Veitshöchheim nun stets einen jungen Menschen, der sein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Sportverein ableistet. Die Sportjugend hat bei diesem Projekt die Federführung übernommen. „Die BSJ übernimmt die Ausbildung der jungen Leute und wir profitieren das ganze Jahr über enorm davon. Vor allem bei fehlenden Übungsleiterstunden können uns die FSJ'ler schnell weiterhelfen“, berichtet Lehrieder. Und auch für die jungen Freiwilligen, die ein Jahr lang sich in den Dienst der Vereine stellen, hätte sich das Engagement immer gelohnt. „Einmal haben wir einen Arbeitslosen eingestellt, nach dem Freiwilligen Sozialen Jahr macht er jetzt eine Ausbildung zum Sport-Fachlehrer. Das ist nur ein Beispiel, wie sich die Arbeit der Sportjugend ganz konkret auszahlt. Wenn es sie so nicht gebe, dann müsste sie erfunden werden“, sagt Lehrieder.

Gelder für Fortbildungen

Solche Worte wird die Bezirksvorsitzende Ute Braun gerne hören. Schließlich hat sie nicht selten das Gefühl, einen recht einsamen Kampf zu führen. „Ich kann“, sagt sie, „so manchen Verein ja verstehen. Es finden sich eben immer schwieriger ehrenamtliche Mitarbeiter. Und dann wird nun mal zuerst die Stelle des Kassiers besetzt, und der Posten des Jugendleiters bleibt unbesetzt.“ Dabei sei es, bei näherer Beschäftigung mit dem Thema für fast jeden Klub möglich, auch materiell von der Zusammenarbeit mit der Sportjugend zu profitieren. Beispielsweise bei Jugendbildungsmaßnahmen. „Wenn Vereine ihre Mitarbeiter weiterbilden, etwa im Rahmen einer Skifreizeit, dann kann man bei der BSJ dafür Gelder abrufen“, erklärt Braun: „Voraussetzung ist natürlich, dass es sich dabei auch tatsächlich um eine Weiterbildungsmaßnahme und nicht um ein reines Trainingslager handelt. Aber viele Vereine wissen gar nichts über diese Möglichkeit.“ Als ganz wichtige aktuelle Betätigungsfelder nennt sie die Alkohol- und Nikotinprävention und die Aufklärung in Sachen „Sexuelle Gewalt“. „Wir geben den Vereinen Hilfestellungen, um die Kinder stark zu machen. Es geht in erster Linie darum Mitarbeiter zu schulen. Aber auch darum, junge Leute zu Ehrenamtlicher Arbeit zu animieren“, sagt Braun.

Eine Erfahrung, die auch die Veitshöchheimer Sportvorsitzende Ruth Lehrieder bestätigen kann: „Für uns als Verein ist es wichtig, dass sich Menschen aus allen Altersgruppen ehrenamtlich engagieren. Die jüngeren und die älteren. Davon lebt der Klub. Da hilft so manch eine Schulung des BSJ, die jungen Leute sich zu engagieren und sei es nur für ein bestimmtes Projekt“, sagt Lehrieder: „Alle Vereine sollten die Arbeit der Sportjugend zu schätzen wissen.“ Mal sehen, wie groß das Interesse nun am kommenden Samstag im Sportheim des TSV Güntersleben sein wird . . .

 
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