Die dritte Klasse der Grundschule hat diesmal einen besonderen Workshop. Die Kinder springen und toben durch die Turnhalle, zeigen, was sie mit dem Seil alles können und haben vor allem eines, jede Menge Spaß. Begleitet werden sie dabei von Astrid Hess, einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin des Projekts „Skipping Hearts“, der Deutschen Herzstiftung.
Mit der Herzvorsoge könne man nicht früh genug beginnen, erklärt Hess. Wer als Erwachsener am Herz erkranke, könne die Entstehung dafür schon im Kindesalter begünstigt haben, warnt die Deutsche Herzstiftung und tut gleich etwas dagegen. Sie rief das Projekt „Skipping Hearts“ ins Leben, mit dem Kinder motiviert werden sollen, sich mehr zu bewegen.
Hess, selbst Sportlehrerin am Gymnasium, weiß aus Erfahrung, dass im Sportunterricht der Grundschule immer weniger Sport gemacht wird. „Immer öfter wird nur gespielt, mit der Konsequenz, dass ich in der fünften Klasse Kinder bekomme, die nicht einmal einen Purzelbaum machen können.“
In Geldersheim allerdings stieß Hess auf Schüler mit einem „hohen Durchschnittsniveau.“ Schon die Fragerunde zu Beginn zeigte, die Kinder sind viel in Bewegung. Sie spielen Fußball im Verein, Tennis oder Korbball oder tanzen. Ein Junge erzählt sogar, dass er regelmäßig mit seinem Papa zum Joggen geht.
In einem zweistündigen Basis-Kurs üben die Grundschüler die sportliche Form des Seilspringens, das „Rope Skipping“. Aber das Seil ist ihnen nicht neu. Renate Ackermann, die Klassenleiterin der Schüler in der ersten und zweiten Jahrgangsstufe, und bei diesem Workshop als Vertreterin der erkranken Klassenlehrerin dabei, erzählt: „Wir haben schon von der ersten Klasse an Seilspringen geübt.“ Das sei so eine tolle Art Sport zu treiben, schwärmt sie, „billig und gleichzeitig ein Ganzkörpertraining.“ Aus Erfahrung in anderen Schulen weiß sie, „es gibt viele Kinder, die nicht Seilhüpfen können.“ Sie vermutet auch einen starken Unterschied zwischen Kindern in der Stadt und auf dem Land.
Das glaubt Hess „nicht unbedingt“. Für sie beginnt mangelnde Bewegung schon damit, dass Kinder mit dem Auto bis zur Schule gefahren werden. „Zur Fuß zur Schule“, lautet deshalb ihr Credo.
Inzwischen beschwert sich der erste Schüler, dass er das Seil an den Kopf bekommen hat. „Das tut weh.“ „Wenn ihr's mal könnt, passiert das nicht mehr“, tröstet Hess. Das Profiseil, das sie den Kindern in die Hand drückt, hat nur noch wenig mit dem einfachen Springseil von früher zu tun. Das „Seil“ ist ein Kunststoffschlauch, das es in verschiedenen Längen gibt, angepasst an die Größe der Schüler. Anleitungen zeigen die unterschiedlichsten Übungen, die mit den Kindern versucht werden: Alleine springen oder mit Partner, mit dem Kurz- oder dem Langseil, schnell oder langsam, hoch oder flach – es gibt viel auszuprobieren.
Wird zu Beginn noch wild durcheinander gesprungen, geht es bald koordinierter zu. Die Schüler suchen sich ihren Platz im Raum, alle mit dem Blick in die gleiche Richtung und die Übungen werden zu einem Vorführprogramm aneinandergereiht. Schließlich sollen sich am Ende des Workshops auch die nicht beteiligten Schüler vom Können und der Freude der Drittklässler überzeugen können. Eine kleine Aufführung wird einstudiert.
An diesem Schultag haben die Kinder nicht nur etwas für ihre Gesundheit getan, sie haben auch einiges erfahren über Ernährung und Bewegung. Einige haben vielleicht sogar einen neuen Lieblingssport entdeckt, eine Sportart, die die Ausdauer schult, die Koordinationsfähigkeit verbessert und rundum fit macht.
