zurück
WÜRZBURG
Warum Tim Labenda „Fashion Hero“ langweilig fand
Er ist nicht „Fashion Hero“ geworden, aber Tim Labenda, 27, Designer aus Würzburg, hat durch die ProSieben-Modeshow dennoch etwas gewonnen: Geld, Kontakte und einen höheren Bekanntheitsgrad.
Arbeitet an seiner neuen Damenkollektion: Tim Labenda in seinem Atelier in Würzburg.
Foto: Thomas Obermeier | Arbeitet an seiner neuen Damenkollektion: Tim Labenda in seinem Atelier in Würzburg.
Anita Schöppner
 |  aktualisiert: 26.04.2023 20:54 Uhr

Er ist nicht „Fashion Hero“ geworden, aber Tim Labenda, 27, Designer aus Würzburg, hat durch die ProSieben-Modeshow dennoch etwas gewonnen: Geld, Kontakte und einen höheren Bekanntheitsgrad. Dass er beim Finale, das an diesem Mittwoch (27. November), auf ProSieben gezeigt wird, nicht dabei ist, findet er nicht schlimm. „Ich war auch froh, da raus zu sein“, erzählt er in seinem Atelier in Würzburg.

Wer zu Tim Labenda will, muss schon genau wissen, wo er ihn finden kann. Das Atelier des Modedesigners liegt in einer ruhigen Wohngegend im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld. Von außen weist nichts darauf hin, dass hier Mode gemacht wird, die so cool und lässig ist, dass man sie eher in Berlin als in Franken vermutet. Nur ein Schild mit dem Namen „Tim Labenda“ verrät, dass man hier richtig ist.

Seit Mitte des Jahres arbeitet Tim Labenda von diesem Atelier aus. „Vorher habe ich in meiner Wohnung gearbeitet, die war ziemlich groß“, sagt er. Doch seit der 27-Jährige, der aus dem Ruhrpott stammt und seit 2012 in Würzburg lebt, in der Modeshow „Fashion Hero“ mitgemacht hat, kann er sich ein eigenes Atelier leisten.

Auch wenn die Sendungen erst in den vergangenen Wochen im Fernsehen zu sehen waren und erst am vergangenen Mittwoch gezeigt wurde, dass Tim Labenda es nicht ins Finale geschafft hat – für ihn ist das alles schon lange her. „Fashion Hero“ wurde im April gedreht. Fünf Wochen lang bekamen die Nachwuchs-Designer alle paar Tage von den Mentoren Claudia Schiffer, Sascha Lilic und Uta Huesch eine neue Aufgabe. Für die Hosen, Jacken, Mäntel, Kleider und Röcke, die sie entwarfen, konnten drei Einkäufer – Petra Winter von s.Oliver, André Maeder von Karstadt und Anne Rech von ASOS – Gebote abgeben. Wessen Entwürfe gekauft wurden, der war eine Runde weiter. Die Kleider hingen am Tag nach Ausstrahlung der Sendung in den Läden oder konnten online gekauft werden.

Tim Labenda konnte die Einkäufer jedes Mal mit seinen Designs überzeugen. Nur im Halbfinale bekam er kein Angebot von s.Oliver. Die Folge: Er musste in den sogenannten Showdown. Mit dem extravaganten Cape, das er dafür entwarf, konnte er die Jury aber nicht begeistern. Das Aus für den 27-jährigen bei „Fashion Hero“ wart gekommen.

Insgesamt hat Tim Labenda in der Sendung Mode im Wert von 720 000 Euro verkauft. Da jeder Designer ein paar Prozent der Verkaufssumme bekommt, kam für ihn ein ordentlicher Betrag zusammen. „Es hätte zwar mehr sein können“, sagt er und lacht. „Aber es war immerhin so viel, dass es mir ermöglicht hat, das hier aufzubauen.“

Seit ein paar Wochen online

„Das hier“ ist sein neues Atelier, in dem ihm ein paar freie Mitarbeiter beim Schneidern und Nähen der Kleidungsstücke zur Hand gehen. Seit ein paar Wochen kann man seine Mode auch online kaufen. Und zwar nicht nur bei den Unternehmen, die seine Entwürfe bei „Fashion Hero“ gekauft haben, sondern auf seiner eigenen Website. Unter www.timlabenda.com kann man nicht nur Hemden, Blusen, Hosen und Jacken bestellen, sondern sich vor allem die Kleidungsstücke auf die eigenen Maße schneidern lassen. Das ist nicht billig, „aber noch wird alles hier im Atelier gemacht“, so der Designer. Das Geschäft laufe relativ gut, sagt er. „Vor allem Berliner kaufen bei mir ein.“

Sonst hat sich für ihn durch die Sendung nichts geändert. „Ich habe ein paar mehr Likes und Fans bei Facebook gewonnen, aber ich habe keinen Investor gefunden, wie ich gehofft habe“, sagt er. „Ich kann verstehen, dass die Sendung so wenige Zuschauer hat“, so Labenda. „Sie ist langweilig. Es geht nur um das Verkaufen und die Show, von der Arbeit eines Designers bekommt man nur wenig mit“, sagt er. Dabei hätte es genug Material gegeben.

Von den Kleidungsstücken, die nach seinen Entwürfen geschneidert wurden, ist Tim Labenda nicht immer begeistert. „Die haben natürlich andere Stoffe genommen als wir in der Sendung, aber auch am Design wurde zum Teil etwas geändert“, sagt er. „Aus einer hochgeschnittenen Hose haben sie eine Hüfthose gemacht“, erzählt er. Freunde von ihm, die die Hose im Laden anprobiert hätten, hätten daraufhin bei ihm angerufen und gesagt, dass das nicht gut aussehe. „Das tut einem im Herzen weh“, so Tim Labenda.

Am schlimmsten sei für ihn aber die Halbfinal-Sendung gewesen. Weil er vorher noch nichts an den Internetshop ASOS verkauft hatte, musste er unter der Anleitung von ASOS-Einkäuferin Anne Rech etwas entwerfen. „Es ist schon vom Konzept her falsch, dass man mit den Einkäufern zusammenarbeiten soll“, sagt Labenda. Seine Aufgabe war es, eine Jersey-Hose, ein Sweatshirt und ein Polohemd zu entwerfen. „Da bleibt einem nicht viel Raum für Kreativität“, erzählt er. „Schon nach dem Stoffeinkauf hatte ich damit abgeschlossen. Ich arbeite nie mit Jersey. Das ist nicht mein Stoff“, sagt er. Auch wenn er versucht habe, höflich zu bleiben, sei er die ganze Zeit über „angefressen“ gewesen. „Wer mich kennt, konnte das in der Sendung auch erkennen.“

Als dann verkündet wurde, dass er es nicht ins Finale geschafft hatte, sei er auch erleichtert gewesen. „Mein Ziel war es eh nicht zu gewinnen, und ich war erstmal froh da raus zu sein.“ Natürlich hätte er den Gewinn – Kollektionen für alle drei Unternehmen im Wert von 1,5 Millionen Euro – nicht abgelehnt. „Das ist schon eine Wahnsinnssumme“, so Tim Labenda. Aber er wolle sich auch nicht „von ProSieben verheizen lassen“.

Dennoch bereut er nicht, bei „Fashion Hero“ mitgemacht zu haben. „Die Zusammenarbeit mit den Teilnehmern war gut, und ich hatte ein gutes Team“, sagt er. Das allerbeste sei aber gewesen, dass Christiane Arp, die Chefredakteurin der deutschen Vogue, ihn in ihren Salon auf der Fashion Week in Berlin eingeladen habe, um seine Damenkollektion zu präsentieren. „Das war der schönste Moment“, so Tim Labenda.

Zur Fashion Week Berlin

Mit Christiane Arp hat er immer noch Kontakt. Bald wir er wieder nach Berlin fahren, um ihr seine neuen Entwürfe zu zeigen. Tim Labendas nächstes großes Ziel: die Fashion Week in Berlin im Januar. Dort wird er seine Herbst-/Winterkollektion 2014 präsentieren. Es ist eine Damenkollektion, in der er vor allem auf Juwelfarben und Kontraste setzt.

Das Finale von „Fashion Hero“ wird sich Tim Labenda an diesem Mittwoch auf jeden Fall anschauen. „Ich habe auch die Sendungen vorher mit Freunden geguckt“, sagt er. „Man will ja wissen, wie man dargestellt wird.“ Dass die Folgen aufgrund der schlechten Einschaltquoten zuletzt erst ab 22 Uhr gezeigt wurden, erschwere das gemeinsame Schauen mit Freunden.

Tim Labenda weiß natürlich schon längst, wer heute Abend „Fashion Hero“ wird, verraten darf er es aber nicht. „Meine Favoriten sind die Zwillinge Jila und Jale Pashottan, weil sie jung, spritzig und sympathisch sind.“

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Anita Schöppner
Claudia Schiffer
Damenkollektionen
Facebook
Karstadt
Modenschauen
Modeschöpfer
Modewochen
ProSieben
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen