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HAMBACH
Wahlkampf: Ein Hauch von Oberbayern in Hambach
Wahlkampfidylle fast wie auf der Alm: Anja Weisgerber mit Ilse Aigner auf dem Bauernhof der Familie Reck in Hambach.
Foto: Anand Anders | Wahlkampfidylle fast wie auf der Alm: Anja Weisgerber mit Ilse Aigner auf dem Bauernhof der Familie Reck in Hambach.
Von unserem Redaktionsmitglied Nike Bodenbach
 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:57 Uhr

Langsam werden die Leute nervös. Schon seit einer knappen halben Stunde drücken sich die lokale CSU-Prominenz, die Medienvertreter, die Gastgeber an der Hofeinfahrt des Hambacher Bauernhofs Reck herum. Wo bleibt nur der große schwarze Audi? Zwölf Uhr war ausgemacht, jetzt ist es zwanzig nach. Die Ersten stecken sich dann doch noch schnell eine Zigarette an, dabei die Auffahrt immer im Augenwinkel. Politprominenz hat sich im 2500-Einwohner-Ort angekündigt: Ilse Aigner, noch Bundeslandwirtschaftsministerin, jetzt CSU-Hoffnungsträgerin auf Landesebene, will mit Bauern reden und dabei gleich noch – in ländlicher Idylle abseits des Trubels um Horst Seehofers Würzburger Auftritt – Bundestagskandidatin Anja Weisgerber im Wahlkampf unterstützen

Eine Durchsage vom Rednerpult: „Der Fahrer mit dem Kennzeichen SW - (...) hat vor der Rinderweide geparkt. Bitte fahren Sie weg.“ Die fünf bildschönen Mutterkühe sollen gleich für ein Fotomotiv herhalten, da würde das Auto stören. Dann biegt Aigners blitzsauberer Audi in die Hofeinfahrt ein, die Wartenden treten zur Seite. Ilse Aigner steigt aus, sofort Applaus von den Bierbänken. Die Ministerin nickt den Gästen zu, lächelt freundlich. Gleich die ersten Fotos mit der Gastgeberfamilie Reck und der CSU-Spitze, mit dem Publikum im Hintergrund. Kaum angekommen, muss sie schon den Leuten den Rücken zudrehen. Aigner macht eine entschuldigende Geste zum Publikum. Dann das Foto mit den Kühen. Schnell das Stückchen den Hang hinauf, der Zeitplan ist eng getaktet. Aigner im Zentrum, um sie herum ihre Parteifreunde, Assistenten und Personenschützer. Die Fotografen laufen rückwärts. Anja Weisgerber, heute selbstverständlich im Dirndl, hält ihre Leute zusammen, Bezirkstagskandidat Stefan Funk telefoniert noch auf dem Handy, dafür ist jetzt aber keine Zeit. Den Kühen ist das alles ziemlich wurscht. Sie sind nur wegen des frischen Grases zum Zaun geschlappt, das die Bauern extra vorbereitet haben. Erst eine Portion von der Ministerin, dann eine von der Bundestagskandidatin. Kuh „Büchse“ frisst Weisgerber aus der Hand. „Das sind die Wähler“, ruft einer und lacht.

Nach einem kurzen Snack im Hofladen begrüßt dann Gastgeber Michael Reck seine Gäste. Er hat sich, wie seine Frau Susanne und die vier Kinder, in die beste Tracht geworfen. Ein bisschen oberbayerisches Flair in Franken für die Bundesministerin aus dem Landkreis Rosenheim.

Danach spricht Anja Weisgerber ihr Willkommen. Die CSU setze sich wie keine andere Partei für die Belange der Landwirte ein, sagt sie. „Liebe Ilse, du hast der Landwirtschaft in den vergangenen fünf Jahren, seit du im Amt bist, gutgetan.“ Weisgerber betont, dass sie beide schon gut miteinander gearbeitet hätten – vor allem für die EU-Agrarreform. Ilse Aigner habe im Europäischen Rat hart verhandelt, sodass unter anderem Direktzahlungen an die Landwirte erhalten bleiben.

Aigner macht sich Notizen. In ihrer Rede nimmt sie dann Bezug auf das, was Gastgeber Reck und Anja Weisgerber gesagt haben. Sie spricht frei. Sie kann sich Namen merken, auch später bei der Fragerunde mit dem Publikum. Kreisobmann Konrad Klein vom Bayerischen Bauernverband stellt gleich mehrere Fragen hintereinander, die Ministerin hört gut zu, notiert und kommt darauf zurück.

Die 48-Jährige, die jetzt die Bundespolitik gegen einen Platz im Landtag eintauschen will, kommt hier gut an. Sie wird gar als mögliche künftige Ministerpräsidentin gehandelt. Aigner selbst sagt nur, sie kämpfe für ein besseres CSU-Ergebnis. Sie mache es eben wie ihr „Vorgänger Horst Seehofer“. Also doch Ministerpräsidentin? „Nein, nicht dass das hier fehlinterpretiert wird“, sagt sie und grinst. Seehofer war vor ihr Bundeslandwirtschaftsminister, bevor er wieder nach München zog. Die Hambacher heißen sie schon mal willkommen in Bayern: Zum Abschied gibt's einen Kürbis, auf dem steht „Grüß Gott, Frau Aigner“.

Der Kürbis darf mit: Ilse Aigner zieht weiter.
| Der Kürbis darf mit: Ilse Aigner zieht weiter.
 
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