Ein spektakulärer Totschlagsprozess mit unglaublichen Tatumständen beschäftigt die Strafkammer des Landgerichts Coburg. Der 55-jährige Gastronom des ehemaligen Wirtshauses „Coburger Schützenhaus“ hatte im Oktober 2012 mit einer Schrotflinte seine Ehefrau erschossen. Der Angeklagte behauptet jedoch, es sei ein Unfall gewesen, als er bei seiner Jagd nach Ratten über seinen kleinen Hund gestolpert sei und sich dabei unkontrolliert ein Schuss löste, der seine Frau traft. Die Staatsanwaltschaft jedoch geht von Totschlag aus.
Am Dienstag sagte ein Waffensachverständiger des Landeskriminalamtes vor Gericht aus. Der angeklagte Gastwirt hatte in den zurückliegenden Verhandlungstagen immer wieder behauptet, er habe in den vergangenen beiden Jahren im Keller des Hauses regelmäßig und erfolgreich Ratten gejagt, manchmal 15 Stück in einer Saison.
Der Gutachter sagte nun, dass nach Untersuchungen in dem Kellerraum keine alten Schmauchspuren zu finden gewesen seien. „Ich bin der Meinung, dass zwei Jahre nach dem Schießen noch welche zu finden sein müssten.“
In der vergangenen Woche habe er im Keller der Gastwirtschaft dreizehn Probeschüsse abgegeben. Im Anschluss seien im Deckenbereich 260 und in der Tiefe des Raums 100 Schmauchspuren festgestellt worden. Der Gutachter bestätigte auch, dass die Knallerei im Keller von außen ziemlich laut zu hören sei. Einige Augenzeugen des Tests seien verschreckt zur Seite gesprungen. „Ich würde auch im Innenbereich nicht ohne Gehörschutz schießen“, sagte er.
Der Vorbesitzer des Gasthauses bestätigte gestern, dass es auch in seinen Zeiten dort eine Rattenplage gegeben habe. Er selbst habe aber immer Gift gestreut, dann seien einige Tiere gestorben.
Plädoyers sollen am Mittwoch gehalten werden. Das Urteil soll voraussichtlich am Donnerstag fallen.